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Probe für Pioniere

Schulen des Landkreises Karlsruhe profitieren in Zeiten von Corona von ihrer digitalen Strategie

Tablets und digitaler Datenaustausch gehören an den Landkreis-Schulen in Karlsruhe schon länger zum Alltag. Besonders in Zeiten von Corona profitieren sowohl Schüler als auch Lehrer von diesem Vorsprung. Dennoch: Viele Formate haben die Testphase direkt übersprungen.

Unterricht mal anders: An digitale Bildungsformate sind die Schüler der Landkreis-Schulen etwa mit Tablets bereits gewöhnt.
Unterricht mal anders: An digitale Bildungsformate sind die Schüler der Landkreis-Schulen etwa mit Tablets bereits gewöhnt. Foto: Kastl/dpa

Unterricht per Tablet, Kommunikation über digitale Plattformen und Datenaustausch in einer sogenannten Cloud gehören nicht erst seit der Corona-Krise zum Alltag der Schulen des Landkreises Karlsruhe. Diese Vorbildfunktion kommt jetzt sowohl Schülern als auch Lehrern zugute.

Der Stundenplan wird landesweit seit mehr als zwei Wochen nur noch aus der Ferne abgearbeitet. „Wir profitieren mächtig davon, dass wir bereits digital aufgestellt waren“, sagt Hans-Peter Kußmann, Leiter der Käthe-Kollwitz-Schule in Bruchsal unter Trägerschaft des Landkreises.

Digitale Medien in den Unterricht einzubinden, sei dort kein neues Thema, sondern ein selbstverständliches Element. Weitere Qualifizierungen erhalten die Lehrer auch in Zeiten von Corona regelmäßig über Online-Konferenzen, so Kußmann. Alle Beteiligten durchliefen einen riesigen Erfahrungsprozess. „Diesen Erfahrungsschatz können wir künftig elementar nutzen.“

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Schüler und Lehrer tauschen Materialien über die Cloud

Die Arbeit mit einer Cloud, über die Material ausgetauscht werden kann, kennt das Kollegium seit zwei Jahren, erzählt Christian Adler, Lehrer an der Käthe-Kollwitz-Schule und Leiter des PädNetz-Teams. Von jedem Gerät aus könne man sich einloggen und Daten abrufen. „Wir nutzen das als Dateiablage“, so Adler.

„Schüler können darüber bei uns aber auch etwas abgeben.“ Auf dieser erprobten Infrastruktur habe man nun aufbauen können, so Kußmann. Hinzugekommen sei lediglich die direkte Interaktion, die vor Corona noch im Klassenzimmer stattgefunden habe.

Präsenz ist kein Indikator dafür, dass die Schüler gedanklich auch wirklich anwesend sind.
Hans-Peter Kußmann, Leiter der Käthe-Kollwitz-Schule in Bruchsal

„Dafür halten wir jetzt Videokonferenzen mit den Schülern“, erklärt Kußmann. Das funktioniere auch mit 30 Jugendlichen. Er selbst habe so bereits mehrfach Unterricht gegeben. Wer nicht aktiv ist, schaltet Kamera und Mikrofon aus. Wer Fragen hat oder sich einbringen will, schaltet sie an.

„Es ist schon eine eher künstliche Situation“, sagt Kußmann. „Aber ich beobachte auch, dass die Schüler mit viel Konzentration dabei sind, da sie zum Beispiel keine Ablenkung mehr im Klassenraum haben.“ Doch für beide Situationen gelte: „Präsenz ist kein Indikator dafür, dass die Schüler gedanklich auch wirklich anwesend sind“, sagt er.

Digital gibt es nicht nur Frontalunterricht

Online gibt es aber nicht nur reinen Frontalunterricht. Adler vergibt etwa Arbeitsaufträge, die bis zum Ende der Stunde erledigt sein müssen und per Video-Chat vorgestellt werden. „Außerdem kann ich die Schüler über diese Konferenzen direkt fragen, wie es ihnen geht. Das Soziale darf in dieser Situation nicht verloren gehen“, so Adler. Der Kontakt fehle den Schülern. „Sie nutzen die Video-Formate inzwischen auch untereinander, um sich zu helfen.“

Verschiedene Plattformen decken den Bedarf ab

„Durch die Investitionen des Landkreises in die Digitalisierung profitieren wir als Berufliche Schulen Bretten in mehrfacher Hinsicht“, bestätigt Schulleiterin Barbara Sellin. Die Aufgaben der schulischen Organisation und Verwaltung können nahezu komplett digital im Homeoffice erledigt werden.

„In der zur Verfügung stehenden Schul- und Bildungscloud kann auf alle Daten zugegriffen werden“, so Sellin. Schüler und Lehrer agieren auch in Bretten über ein Messenger-System miteinander. Etwaige Überlastungen des Dienstes würden mit alternativen digitalen Lösungen wie E-Mail, Cloudsysteme, Videokonferenzen und E-Learning-Plattformen abgefedert.

Die Lernerfolge sind jetzt noch nicht umfassend messbar.
Barbara Sellin, Schulleiterin Berufliche Schulen Bretten

Durch die Ausstattung mit Computern, Activeboards und Industrie 4.0 seien alle Beteiligten daran gewohnt, mit digitalen Lernmethoden und Medien umzugehen, sagt sie. Es bewähre sich, dass bereits exemplarisch in einigen Schularten Tablet-Unterricht umgesetzt wurde. Aber: „Die Lernerfolge sind jetzt noch nicht umfassend messbar“, so Sellin weiter.

„Sie sind auch abhängig von der privaten medialen Ausstattung der Schüler.“ Tablets, Laptops oder PCs mit entsprechenden Apps und schnellen Internetverbindungen seien Voraussetzung, ebenso wie ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit.

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Resultate im direkten Austausch

Für einige Lehrer seien die vergangenen Wochen eine Art Crash-Kurs gewesen, sagt Ragnar Watteroth, Finanzdezernent des Landkreises Karlsruhe und unter anderem zuständig für die Schulen. „Alle Beteiligten lernen derzeit auch, eine Toleranz für Fehler zu entwickeln.“ Das sei alles besser, als die Resultate Wochen später lediglich auf Papier zurückzubekommen. „Das Alter unserer Schüler an den Berufsbildenden Schulen ist sicher hilfreich“, sagt er. Die ersten Rückmeldungen der Lehrer klingen ebenso zufrieden, so Watteroth.

Wir dürfen uns nicht nur auf die Abschlussklassen konzentrieren.
Ragnar Watteroth, Finanzdezernent des Landkreises Karlsruhe

Die Situation über digitale Kanäle sei der im Klassenraum letztlich ähnlicher, als viele erwarteten. „Man muss sich an Regeln halten, darf nicht stören oder Nebengeräusche machen“, erklärt er. Die berufliche Ausbildung an den Landkreis-Schulen erfordere eine Menge theoretisches Wissen, das den Schüler im Ernstfall später für die Praxis fehle.

„Wir dürfen uns nicht nur auf die Abschlussklassen konzentrieren“, sagt er. Denn auch die Schüler, die ganz am Anfang stünden, dürften in ihrer Ausbildung keinen Nachteil haben. Defizite, die durch Ausfälle in der Praxis-Phase derzeit entstünden, könne man in den Werkstätten der Schulen auffangen.

Schulen rechnen mit Entwicklungsschub

„Wir erleben gerade eine sehr schnelle Entwicklung im digitalen Bereich“, sagt Watteroth. Einige Systeme bewähren sich, andere fielen heraus, manche seien nur für Kleingruppen, andere für große Klassen geeignet. Durch die Belastung zeige sich auch, wo im Landkreis etwa Gemeinden oder Schulen technisch überlastet und im Rückschritt seien.

„Es wird einen Entwicklungsschub geben. Was man sich vor einigen Wochen nicht vorstellen konnte, ist jetzt möglich“, sagt er. Systeme, die man üblicherweise an einer Pilotklasse getestet hätte, testen aufgrund der Situation direkt alle.

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