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Seit Jahren in Schieflage

Polytec Rastatt schließt: 135 Beschäftigte stehen vor ungewisser Zukunft

Das Unternehmen Polytec schließt zur Jahresmitte den Standort Rastatt. 135 Beschäftigte stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die Firma war schon vor Jahren in Schieflage geraten, nachdem sie einen großen Auftrag von Daimler verloren hatte.

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Schon seit Jahren in unruhigen Fahrwassern unterwegs: Seitdem Polytec einen Großauftrag von Daimler verloren hat, kämpft das Werk mit Auslastungsproblemen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Beim Automobilzulieferer Polytec stehen 135 Mitarbeiter vor einer ungewissen Zukunft. Der österreichische Mutterkonzern wird den Standort in Rastatt Ende Juni schließen. Derzeit laufen Verhandlungen über die Gründung einer Transfergesellschaft, um die Folgen für die Betroffenen abzufedern.

Die Ursprünge der aktuellen Misere liegen bereits zehn Jahre zurück. Damals verlor die Firma, die auf Industrielackierungen spezialisiert ist, einen Großauftrag von Daimler. Die Aufträge, die das Unternehmen daraufhin noch an Land ziehen konnte, brachten laut Bodo Seiler von der IG Metall Gaggenau nicht genug Auslastung. „Polytec schreibt nicht erst seit gestern rote Zahlen“, sagt er.

Beschäftigte arbeiten mehr Stunden als sie bezahlt bekommen

Seit Anfang 2016 arbeiten die Beschäftigten in dem Werk 38 Stunden pro Woche, bekommen aber nur 35 bezahlt. Das war das Ergebnis schwieriger Verhandlungen, nachdem die Geschäftsleitung bei einer Betriebsversammlung von den Beschäftigten einen Beitrag gefordert hatte, um die Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft sicherstellen zu können.

Doch trotz dieser Maßnahme steht der Standort jetzt vor dem Aus. Die Unternehmensseite hat den Betriebsrat in der vergangenen Woche über die Schließungspläne unterrichtet. Der Betriebsratsvorsitzende Serge Kraemer spricht von einem „Schlag in das Gesicht der Beschäftigten“. Seiler ergänzt: „Die Beschäftigten haben die letzten Jahre viel für den Standort in Rastatt gegeben. Dass nun die Schließung droht, ist enttäuschend.“

Bei zwei Betriebsversammlungen ging es in dieser Woche um die Zukunft der Beschäftigten. Die Arbeitgeberseite hat der Verhandlungskommission nach Angaben der IG Metall bereits einen Vorschlag für eine Transfergesellschaft übermittelt. Die Konditionen sind laut Kraemer für die Beschäftigten „aber nicht ausreichend“. Der österreichische Mutterkonzern hatte angeboten, die Betroffenen für ein halbes Jahr in eine Transfergesellschaft zu übernehmen.

Belegschaft hat Durchschnittsalter von 54 Jahren

Die Arbeitnehmerseite forderte einen Zeitraum von zwölf Monaten. Der Arbeitgeber legte nach und bot acht Monate an, allerdings unter Verzicht auf das Weihnachtsgeld. Laut Gewehrschaft hat sich ein „sehr deutlicher Teil der Beschäftigten“ dafür ausgesprochen, nur unter verbesserten Bedingungen einen Interessenausgleich beziehungsweise Sozialplan zu akzeptieren.

Ein Grund für die Forderung nach einer längerfristigen Transfergesellschaft ist nach Angaben von Seiler der hohe Altersdurchschnitt der Belegschaft von 54 Jahren. Viele Mitarbeiter seien schon seit Jahrzehnten bei Polytec beschäftigt. Sie hätten es schwer, auf dem freien Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Schon am Freitag steht die nächste Verhandlungsrunde an. Seiler rechnet damit, dass bis Anfang kommender Woche ein Ergebnis auf dem Tisch liegen könnte.

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