Statt ausgebuchter Veranstaltungsräume, aufwendig zubereiteter Weihnachtsmenüs und Firmenfeiern, von denen die Mitarbeiter noch das ganze Jahr erzählen, gibt es in diesem Jahr lediglich kleine Essenstafeln mit den Kollegen aus der Abteilung - wenn überhaupt.
90 Prozent weniger Umsatz im Kurhaus Restaurant
„Die Gäste sind einfach vorsichtig“, meint Jasminka Vranes von der Gastronomie im Kurhaus Baden-Baden und berichtet, dass bei ihr alle Reservierungen „auf Option“ gebucht seien. Wegen der Corona-Pandemie und der wieder ansteigenden Infektionszahlen finden in den Veranstaltungssälen des Kurhauses gar keine Weihnachtsfeiern statt. Das sei einfach zu riskant mit so vielen Leuten, betont Silke Michel, Pressesprecherin der Bäder- und Kurverwaltung, zu der das Kurhaus gehört.
Auch das Restaurant hat die Anzahl der Plätze von 400 auf 100 reduziert. Der Abstand zwischen den Tischen beträgt zwischen 1,60 und 1,70 Meter. Eigentlich sei die Vorweihnachtszeit immer die beste Zeit für das Restaurant, betont Vranes. Die Direktorin der Kurhaus Gastronomie fürchtet, dass in diesem Jahr 90 Prozent des Umsatzes wegbrechen werden.
Ähnliche Verluste hat die Firma Brandau Catering. Das Baden-Badener Unternehmen ist Premium Partner von Baden Racing und richtet normalerweise die Weihnachtsfeiern auf der Rennbahn Iffezheim aus. Isabel Bülow von Brandau Catering sagt dazu: „In diesem Jahr wurde alles abgesagt, sonst verköstigen wir dort auf einer Veranstaltung 450 bis 600 Leute.“ Die Betreiber vom Löwenbräu, das auch zur Unternehmensgruppe Brandau gehört, seien zwar mit einer Einbahnstraßenregelung gut auf die aktuell geltenden Vorschriften eingestellt, doch auch hier stelle das reduzierte Sitzplatzangebot ein Problem dar.
Weniger Tische frei wegen Corona
„Wir mussten ein Drittel unserer Tische schließen“, berichtet Hans Schindler vom Gasthaus Auerhahn. Er hat schon in den vergangenen Jahren den Trend zu kleineren Weihnachtsfeiern bemerkt. Statt großer Firmenfeiern gebe es immer mehr kleine Abteilungsfeiern. In diesem Jahr verzeichne er zudem vergleichsweise weniger Buchungen. Die Reservierungen seien hauptsächlich private Weihnachtsfeiern. Der Vorsitzende des Dehoga Baden-Baden erklärt außerdem: „Im Moment gibt es ein ziemlich starkes Hin und Her, wir hatten erst wieder Buchungen, die jetzt aber aus Vorsicht wieder abgesagt werden.“
Im Restaurant Molkenkur wurden die Räume für die Firmen-Weihnachtsfeiern bereits Anfang des Jahres gebucht. „Die Feiern mit 70 bis 80 Leuten wurden mittlerweile alle wieder abgesagt“, sagt Jörg Hamann. Der Betriebsleiter des Restaurants spricht von einem „extrem großen Unterschied“ zu den vergangenen Jahren: Normalerweise sind wir von Mitte November bis 23. Dezember komplett ausgebucht. In diesem Jahr gebe es deswegen zwar mehr Platz für Kunden, die á la carte essen möchten, diese brächten jedoch weniger Umsatz bringen als Firmen, die ein komplettes Menü vorbestellen. Der Betriebsleiter rechnet mit Einbußen von 70 Prozent.
Seniorenweihnachtsfeier ist zu riskant
Endgültig abgesagt ist die jährliche Seniorenweihnachtsfeier der Stadt. Die Pressesprecherin der Stadt, Sibylle Hurst, begründet die Absage mit der Fürsorgepflicht. „Fast alle Besucher der Weihnachtsfeier sind in der Hochrisikogruppe oder wohnen in Pflegeheimen“, sagt sie, das sei einfach zu riskant. Die Stadt freue sich allerdings, wenn sie die Tradition im nächsten Jahr fortsetzen könne.