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Hoffnung auf Sommerfestspiele

Festspielhaus Baden-Baden will Operngenuss bei Picknick im Park bieten

Die Osterfestspiele sind weiterhin fraglich, die Sommerfestspiele aber sollen ein Opern-Highlight bringen: Das Festspielhaus Baden-Baden plant eine Live-Übertragung ins Freie.

Ansicht des Festspielhauses in  Baden-Baden.
Wann lohnt sich wieder der Stopp beim Festspielhaus? Mit Streamingkonzerten gibt es nun erstmals neue Angebote seit dem Lockdown. Ob es zu Ostern Konzerte mit Publikum im Saal geben kann, ist weiterhin fraglich. Foto: Bernd Kamleitner

Ob und wie es in diesem Jahr Osterfestspiele in Baden-Baden geben wird, ist nach wie vor offen. Das Festspielhaus Baden-Baden teilte am Mittwoch bei einer Online-PK mit, dass eine Entscheidung bis Anfang März fallen soll.

Die Pfingstfestspiele werden derzeit mit einem angepassten Programm geplant, im Sommer soll es nach derzeitigem Stand eine große Opernproduktion geben. Die Aufführung von „Tosca“ beim Gastspiel des Mariinsky-Theaters am 25. Juli soll auch bei freiem Eintritt auf eine Leinwand in den Kurpark oder in die Lichtentaler Allee übertragen werden.

Wir wollen das Festspielhaus noch stärker in die Stadt tragen.
Benedikt Stampa, Intendant

„Wir wollen das Festspielhaus noch stärker in die Stadt tragen“, sagte Intendant Benedikt Stampa. Er habe sich ein solches Projekt bereits gewünscht, als er sein Amt in Baden-Baden angetreten habe. Unter den aktuellen Bedingungen sei ein „Open-Air mit Picknickkörben hoffentlich eine gute Gelegenheit für viele Menschen, wieder Kultur zu genießen“. Die Oper werde aber selbstverständlich auch gegen Eintritt im Festspielhaus selbst zu sehen sein.

Planung für Ostern noch offen

Was allerdings an Ostern angeboten werden könne, sei aber noch offen. „Wenn man die aktuellen Zahlen interpretiert, wird es schwierig sein, an Ostern aufzumachen“, so Stampa. Zumal nicht nur fraglich sei, wann geöffnet werden könnte, sondern auch wie. „Eine Belegung mit 100 Personen ist für uns in einem Raum mit 2.500 Plätzen nicht darstellbar“, erklärte der Intendant.

Man habe angesichts der Pandemielage einen Wirtschaftsplan erstellt, der eine Programmplanung mit 500 zahlenden Besuchern darstellbar mache.

Streamingfestival startet

„Wir müssen sichtbar bleiben, dürfen aber nicht überborden“, umriss Stampa die Strategie des wirtschaftlichen Überlebens für das privat finanzierte Opernhaus. Ein Bestandteil davon ist das viertägige Streaming-Festival „Hausfestspiele“, das an diesem Mittwoch beginnt und bis Samstag jeweils ab 20.15 Uhr Kammerkonzerte bietet, die live direkt von der Bühne des Hauses aus übertragen werden und über die Homepage festspielhaus.de zu verfolgen sind.

Wegen der Osterfestspiele sei man in sehr engem Austausch mit den Berliner Philharmonikern und deren Leiter Kirill Petrenko. „Wir wissen, dass das für alle Beteiligten ein Ritt über den Bodensee ist“, sagte Stampa. Es gebe Überlegungen zu einem Plan B, diese sollen in der kommenden Woche vorgestellt werden.

Hoffnung auf Pfingsten und Sommer

Optimistischer zeigte sich der Festspielhaus-Chef hinsichtlich der Pfingst- und Sommerfestspiele. Allerdings werde in beiden Fällen das Programm angepasst. Das für Pfingsten geplante große Projekt „Turangalila“ mit dem Hamburg Ballett von John Neumeier, bei dem die Ballettcompagnie gemeinsam mit dem SWR Symphonieorchester auf der Bühne agiert hätte, sei derzeit nicht durchführbar.

„Das wären 140 Beteiligte gemeinsam auf der Bühne gewesen“, erklärte Stampa. Stattdessen plane man nun die Aufführung der neuen Choreografie „Beethoven-Projekt II“, der eine Violinsonate, Passagen aus dem Oratorium „Christus am Ölberg“ sowie die siebte Sinfonie von Beethoven zugrunde liegen.

Große Oper mit „Tosca“ im Juli

Die größten Hoffnungen auf ein Programm, wie man es vom Festspielhaus gewohnt ist, setzt Stampa derzeit auf die Sommerfestspiele. An den szenischen Aufführungen der opulenten Operninszenierung „Tosca“, dirigiert von Valery Gergiev, beim Gastspiel des Mariinsky-Theaters halte man fest.

Der dem Festspielhaus eng verbundene Dirigent Yannick Nézet-Séguin komme zwar nicht mit dem Orchester der Metropolitan Opera New York, da dessen gesamte Europatournee abgesagt sei. Nézet-Séguin werde aber Anfang Juli mit seinem Chamber Orchestra of Europe einen Zyklus mit sämtlichen Beethoven-Sinfonien bieten.

Das Papier, das wir bedrucken, ist in dem Moment veraltet, in dem wir es herausgeben.
Benedikt Stampa, Festspielhaus Baden-Baden

Ein Jahresprogramm werde man derzeit nicht herausgeben. „Das Papier, das wir bedrucken, ist in dem Moment veraltet, in dem wir es herausgeben“, so Stampa. Man plane im Sechs-Wochen-Rhythmus, was eine besondere Herausforderung sei. Das bedeute auch, dass man das Publikum zeitnah informiere, sagte Festspielhaus-Sprecher Rüdiger Beermann. Auf Besucher, die bereits Karten gekauft hätten, werde man individuell zugehen.

Erstmals werde man den sonst spielfreien August bespielen, kündigte Stampa an. „Wir wollen an zwei Wochenenden Veranstaltungen anbieten, auch als Signal an die hiesige Bevölkerung, dass wir für sie da sind.“

Hierzu gehört für Stampa auch ein „Schulterschluss“ mit den alle zwei Jahre stattfindenden Brahmstagen, zu denen das Festspielhaus im September ein großes Konzert mit den Münchner Philharmonikern und dem Pianisten Igor Levit unter der Leitung von Valery Gergiev beisteuern will.

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