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Kongress mit bundesweiter Wirkung

Kinobranche trifft sich in Baden-Baden: Mit Blockbustern und Luxus-Liegesesseln aus der Krise

Große Filme sind nicht alles. Beim Versuch, ihr Publikum nach der Corona-Pandemie zurückzugewinnen, spielt für die Kinos auch neue Technik eine Rolle – sogar bei der Popcorn-Zubereitung.

Tom Cruise als Captain Pete "Maverick" Mitchell in einer Szene des Films "Top Gun: Maverick" (undatierte Filmszene). Filme, die vor Corona für 2020 geplant waren und ins Oscar-Rennen einziehen sollten, kommen nun erst für den Wettbewerb 2022 in Betracht. Dazu zählt die Neuauflage von «Top Gun" . Erst Ende April sollen die Oscars über die Bühne gehen, doch bleibt es dabei? (zu dpa "Roter Teppich in Corona-Zeiten: Was wird aus den Oscars und Globes") +++ dpa-Bildfunk +++
Die Kinowelt steht kopf für Tom Cruise: Kann der Superstar als Superpilot Maverick in „Top Gun 2“ dazu beitragen, dass die Branche nach der Pandemie ihr Publikum zurückgewinnt? Foto: dpa/Paramount Pictures

Mission impossible: Tom Cruise rettet im neuen „Top Gun 2“ mal wieder die Welt. Und nicht nur bei den Internationalen Filmfestspiele in Cannes, wo Cruise an diesem Mittwoch Premiere feiert, auch in der deutschen Kinobranche hofft man, dass der Superpilot zum Filmstart am 26. Mai aus der pandemiebedingten Krise führt.

„Wir haben auf dem Boden gelegen“, sagt Christine Berg, die Vorstandsvorsitzende des Branchenverbands HDF Kino beim bis Donnerstag laufenden Kino-Kongress in Baden-Baden. Dort arbeitet man an Strategien, wie die großen und kleinen Kinos gepusht werden können.

Unsere Mitarbeiterin Christiane Lenhardt beantwortet die wichtigsten Fragen zu kommenden Filmhits und technischen Neuerungen.

Wie groß sind die Pandemie-Schäden in der Kinobranche?

„2021 hatten wir einen Umsatzeinbruch von 80 Prozent – wir haben zwar wieder angefangen, sind aber immer noch bei einem Umsatzeinbruch von 40 Prozent“, so Berg von der HDF. „Aber die Krise hat uns als Branche zusammengeschweißt.“ Mit rund 800 Teilnehmern, darunter elf Filmstudios und 75 Aussteller, feiert die größte Kino-Fachmesse im deutschsprachigen Raum ihr 50-jähriges Bestehen – in Wiesbaden gegründet, dazwischen kurz in Karlsruhe ansässig und längst alljährlich am Sender- und Filmproduktionsstandort Baden-Baden. „Unser Publikum kommt auch wieder“, meint Berg. „Gerade dieser Kongress zeigt, wie viel Kraft da ist – und wir sind willig, wir holen sie alle wieder.

Wie soll das Publikum zurückgeholt werden – auch abseits der US-Blockbuster?

Schon bald soll es richtig losgehen, unter anderem mit „Top Gun: Maverick“ (26. Mai) und dem neuen „Elvis“-Film mit Tom Hanks (23. Juni). Zu 65 Prozent dominiert der amerikanische Film in den Kinos weltweit. „Wir glauben, dass der deutsche Film mehr Potenzial hat als nur einen Marktanteil von 20 Prozent“, sagt die Chefin von HDF Kino. Das Ziel laut Berg: 35 Millionen Tickets für deutsche Filme verkaufen. Mit neuen deutschen Filmkomödien wie Fatih Akins „Rheingold“ oder der Komödie „Liebesdings“ mit Elyas M’Barek („Fuck you Goethe“) soll das gelingen. Vor dem Hintergrund der deutschen Vorliebe für Krimis, wird unter der Hand beim Kongress auch gesagt, dass sich der deutsche Film ändern muss und schneller, actionreicher erzählen soll. Der neue Eberhofer-Krimi „Guglhupfgeschwader“ (4. August) mit dem Ermittlerteam Sebastian Bezzel und Simon Schwarz gilt allen als Hoffnungsträger.

Wie soll der Kinobesuch wieder attraktiv gemacht werden?

Zuschauer, die von ihrem Fernseher nicht mehr wegkommen, will man mit Luxus-Liegesesseln ins Kino locken. Diese Deluxe-Varianten von Kinosesseln sind immer mehr im Kommen, inzwischen gibt es sogar Loungemöbel im Kinosaal. Schüttelsitze, die bei jeder Action mitgehen, sollen für ein immer realistischeres Fiktionserlebnis sorgen. Auch die Laserprojektionstechnik wird weiter perfektioniert: Sogar 200 Quadratmeter-Leinwände sollen beste Bildqualität gestochen scharf zeigen,

Wer finanziert die technische Aufrüstung der Kinos?

Baden-Württembergs Filmfördergesellschaft MFG unterstützt die Kinos im Land (von denen es hier überdurchschnittlich viele gibt) seit längerem mit Auszeichnungen und entsprechenden Preisgeldern. „Im vorletzten und im letzten Jahr haben wir Kinoprogrammpreise für gewerbliche Kinos massiv erhöht und würden es auch dieses Jahr gerne wieder tun“, sagt MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen. Auch neue Preise werden vergeben. So geht der erstmals vergebene ICTA Awards an das IMAX Leonberg (größte IMAX-Leinwand der Welt). Damit soll von nun an jedes Jahr ein Kino ausgezeichnet werden, das mit „Hilfe herausragender Kinotechnik den Erlebnisort Kino für sein Publikum besonders zelebriert.“

Und welche Rolle spielt das Popcorn?

Der Urvater des Popcorns in deutschen Kinos, Helmut Haase, erklärt gegenüber dieser Zeitung: „Popcorn im großen Stil auf dem Induktionsherd herzustellen, anstatt im altbekannten Popcorn-Kessel, das ist der neuste heiße Trend – spart außerdem Energie.“ Haase hat in den 1970er Jahren die Leibspeise für Kinogänger aus den USA direkt nach Deutschland importiert. Das salzige Popcorn der Amerikaner hat hier kaum einer gemocht – die Deutschen mögen lieber süße Maisflocken.

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