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Großinvestition benötigt Rückendeckung

„Lost Place“ am Golfplatz Baden-Baden: Wie geht es mit der Ruine des „Fairway Hotels“ weiter?

Das einstiges „Fairway Hotel“ in Baden-Baden gilt als „Lost Place“. Ein Projektentwickler möchte eine Hotel-Anlage an der Fremersbergstraße errichten. Was sagen der Golfclub und die Tourismus-Chefin dazu?

Hotel Baden-Baden
Das einstige Hotel „Selighof“ steht schon seit vielen Jahren leer. Die Natur erobert es sich Stück für Stück zurück. Foto: Bernhard Margull

Eine historische Ansichtskarte zeigt das einstige Hotel „Selighof“ stolz am Waldrand thronend. 43 Dollar möchte ein Sammler auf einer Auktionsbörse im Internet für die Postkarte aus dem Jahr 1901 haben – plus Versandkosten.

Als Besitzer des Luxushotels wird um die Jahrhundertwende ein gewisser Martin Peter ausgewiesen. Eine für fünf Schweizer Franken zu erwerbende Karte aus dem Jahr 1934 zeigt den Panoramablick vom Frühstücksbalkon über den Golfplatz. Eine Frau Heymann in Genf durfte sich vor genau 90 Jahren über die Grüße aus Baden-Baden freuen.

Baden-Badener Hotel soll in neue Glanzzeiten geführt werden

An die lange zurückliegenden Glanzzeiten des Selighofs möchte ein Projektentwickler aus Erftstadt nun wieder anknüpfen. Die verbliebene Ruine des Selighofs und auch der Neubau, der später als „Fairway Hotel“ bekannt wurde, sollen abgerissen werden. Entstehen soll dort ein Hotel-Resort mit angeschlossenen Wohnungen und einer Klinik.

Wer dort vorbeifährt, kann der Ruine beim Verfall zuschauen.
Nora Waggershauser
Tourismus-Chefin

Vom alten Glanz ist schon seit vielen Jahren nichts mehr zu spüren. Die Natur erobert sich die Immobilie an der Fremersbergstraße Stück für Stück zurück. Der einstige Haupteingang ist längst zugewuchert. Eine Laterne liegt zerbrochen in einem Laubhaufen.

„Wer dort vorbeifährt, kann der Ruine beim Verfall zuschauen“, sagt Nora Waggershauser. Umso mehr freut sich die Baden-Badener Tourismus-Chefin über die Ambitionen, dem Areal wieder zu neuer Blüte zu verhelfen. „Bestimmt vier, fünf Anfragen“ habe sie in den vergangenen Jahren von Interessenten am „Fairway Hotel“ erhalten.

„Die haben vielversprechende Ideen präsentiert. Und sind dann wieder abgesprungen.“ Abgeschreckt vor allem von den komplexen Eigentumsverhältnissen der Immobilie. Nun habe sie „erstmalig das Gefühl von ernsthaftem Interesse“, sagt Waggershauser mit Blick auf das Team um Projektentwickler Bernd Pfennings, der sein Konzept im November öffentlich gemacht hatte.

Schild Selighof
Dieses Schild im Neubau erinnert noch an die Zeiten des „Selighofs“. Foto: Nico Fricke

„Die sind in Vorleistungen getreten. So etwas kostet ja viel Geld“, blickt Waggershauser auf die Arbeit des Architekturbüros. Sie kenne die Pläne, es gebe einen engen Austausch. „Das ist ja ein touristisches Projekt“, sagt die Geschäftsführerin der Baden-Baden Tourismus GmbH (BBT). Optimistisch stimme sie auch, dass sich bereits ein potenzieller Hotel-Betreiber bei ihr erkundigt habe.

Das „Fairway Hotel“ hatte einst vor allem SWR-Publikum, Golfer, aber auch Tagungsgäste, erinnert sich Waggershauser. „Dass es dauerhaft geschlossen wurde, war schade.“

Der Anblick ist nicht zumutbar.
Tanja Eisen
Präsidentin des Golfclubs Baden-Baden

Dem Neubau-Projekt räumt sie aus touristischer Sicht große Chancen ein. „Solch ein Resort-Konzept haben wir noch nicht. Das wäre eine echte Bereicherung für das Angebot in Baden-Baden“, schwärmt sie. Solche Hotel-Anlagen mit Spa-Bereich und hoher Aufenthaltsqualität, integriert in die Natur, seien vor allem in Südtirol „gerade sehr erfolgreich“. Auch der für Baden-Baden sehr wichtige Golf-Club werde davon profitieren.

Der Abriss der Ruine und ein Neubau wären ein Segen für uns.
Tanja Eisen
Präsidentin des Golfclubs Baden-Baden

Das sieht auch Club-Präsidentin Tanja Eisen so. „Der Abriss der Ruine und ein Neubau wären ein Segen für uns“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Seit 2008 sei sie Mitglied im Golfclub, seither kenne sie das Hotel nur als Ruine. „Der Anblick ist nicht zumutbar. Wir sind froh, dass dort etwas passiert. Die Hotel-Idee ist toll.“

Wie eine Halbinsel ragt das Areal in den Golfplatz hinein. „Wir müssen quer durch das schmuddelige Areal, um von der unteren zur oberen Seite des Platzes zu gelangen“, erklärt Eisen. Das Überquerungsrecht sei auch im Grundbuch eingetragen. Eine optische Aufwertung wäre begrüßenswert. 

Viele Touristen kämen auch zum Golfspielen nach Baden-Baden, sagt Eisen: „Das spüren wir. Wir haben viele Greenfee-Spieler und mit einigen Hotels Sonderkonditionen zur Nutzung des Platzes.“ Das geplante Vier-Sterne-Segment „würde unsere Gäste sicher ansprechen“.

Eigentlich habe niemand mehr damit gerechnet, „dass sich da mal noch etwas tut“. Umso mehr hoffe sie, dass das „kein zweites Neues Schloss wird“. Dort hatten sich die Luxus-Hotelpläne nach mehr als 20 Jahren des Wartens zerschlagen. Der Baden-Badener Gemeinderat zog mit der Aufhebung des Bebauungsplans Ende 2023 endgültig einen Schlussstrich unter das Vorhaben.

Thematik soll im März im Baden-Badener Bauausschuss diskutiert werden

Und wie geht es beim Fairway Hotel nun weiter? Im Februar möchte Bürgermeister Alexander Uhlig (parteilos) das Großprojekt im Gemeinderat vorstellen und diskutieren lassen. „Im Gestaltungsbeirat war es ja schon.“ Nun werde eine aussagekräftige Vorlage für die Stadträte erarbeitet. Kurz vor Weihnachten seien noch einige wichtige Unterlagen eingegangen. „Wir stehen im Austausch.“

Die Stadträte müssten dann entscheiden, „ob sie den Bebauungsplan in die Hand nehmen wollen“, sagt Uhlig und meint damit notwendige Änderungen. Denn: „Das geplante Volumen ist ein völlig anderes als bislang zulässig“, spricht er die Dimension des möglichen Neubau-Projekts unterhalb des Fremersbergs an.

Das ist eine politische Entscheidung.
Alexander Uhlig
Bürgermeister

Eingriffe in die Natur seien dafür notwendig. „Das ist eine politische Entscheidung.“ Dafür benötige es eine gute Grundlage. „Es soll hinterher niemand überrascht sein“, so Uhlig.

Investitionsvolumen von fast 84 Millionen Euro steht im Raum

Die Bernd-Pfennings-Group hatte ihr Vorhaben unter dem Titel „Revitalisierung Fremersberg“ im November 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit einem Investitionsvolumen von rund 83,7 Millionen Euro wird kalkuliert. Als Geldgeber stehen laut Projektentwickler Bernd Pfennings Pensionskassen bereit. Auch gebe es schon mehrere Interessenten als mögliche Hotelbetreiber. 

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