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Weitere Hausgärten betroffen

PFC in Baden-Badener Siedlung Ooswinkel: Weitere Gartenbesitzer sollen ihr Obst und Gemüse nicht essen

In der Siedlung Ooswinkel sollen nach der Vorlage neuer Probenergebnisse weitere Betroffene auf den Verzehr von selbst angebautem Obst und Gemüse verzichten. Mittlerweile sind 34 Gärten betroffen.

Luftbild Ooswinkel Baden-Baden mit Aumattstadion
Nach Art einer Gartenstadt wurde der Ooswinkel vor rund 100 Jahren bebaut. Jetzt wurden im Erdreich von weiteren Grundstücken der Siedlung nahe dem Aumatt-Stadion PFC nachgewiesen. Foto: Nico Hertweck

Die Stadt Baden-Baden und das für den Stadtkreis zuständige Gesundheitsamt Rastatt haben für weitere Hausgärten der Siedlung Ooswinkel in Baden-Baden die Empfehlung ausgesprochen, dort angebautes Obst und Gemüse nicht zu verzehren.

Hintergrund sind erhöhte PFC-Werte im Boden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Pflanzen „relevante Mengen“ des Umweltgiftes aufgenommen haben, heißt es.

Die betroffenen Haushalte sind informiert worden, teilt die Pressestelle der Bäderstadt mit. Anfang Juni hatte die Nachricht von PFC-Funden im Erdreich von Gärten der Siedlung Ooswinkel die Betroffenen wie ein Keulenschlag getroffen.

Damals war zunächst für 27 der rund 200 Gärten von den Behörden empfohlen worden, selbst angebautes Obst und Gemüse nicht zu konsumieren.

Nach der Entnahme weiterer Bodenproben und „einer ersten Zwischenauswertung“, so die Mitteilung der Stadt, gilt der Hinweis nun für sieben weitere Hausgärten. Somit sind mittlerweile 34 Grundstücke betroffen.

Der PFC-Skandal, der Mittelbaden seit über zehn Jahren beschäftigt und als einer der größten Umweltskandale in Deutschland gilt, weitet sich damit auch im Ooswinkel aus.

PFC kann auch für Menschen gesundheitsschädlich sein

Hinter der Abkürzung PFC verbergen sich per- und polyfluorierten Chemikalien. Nach Angaben des Umweltbundesamtes sind sie kaum abbaubar. Einige der Chemikalien können sich in der Umwelt und in Organismen anreichern und für den Menschen gesundheitsschädlich sein.

Als Ursache für die Verunreinigung wird ein Bodenaustausch bis zu 35 Zentimeter Tiefe wegen Altlasten in der Siedlung vor rund 20 Jahren vermutet. In 27 Hausgärten war dafür offenbar mit PFC-belastetes Erdreich von einem Kompost-Händler aus der Region eingebaut worden.

Zum damaligen Zeitpunkt war die Verunreinigung nicht bekannt, das Gift zu der Zeit auch noch kein Thema.

PFC-Belastung kam eher zufällig ans Tageslicht

Die PFC-Belastung im Ooswinkel kam eher zufällig ans Tageslicht, weil Bodenproben von damals nachträglich untersucht wurden. Ein neuer Mieter hatte Genaues über seine Parzelle wissen wollen.

Der städtische Mitarbeiter Daniel Noyes bewies daraufhin Fähigkeiten fast wie ein Kommissar und spürte archivierte Original-Bodenproben auf. In Mischproben aus dem Erdreich von sieben Grundstücken wurde das Gift nachgewiesen.

Die Proben sind möglicherweise die einzigen Originalproben mit verunreinigten Erdreich, die im mittelbadischen PFC-Skandal überhaupt vorliegen.

Hintergrund für den Bodenaustausch vor rund zwei Jahrzehnten waren Ablagerungen von Erdaushub, Bauschutt, Kehricht, Asche und Schlacke. Damit sollte die Oosaue vor rund 100 Jahren trocken gelegt werden, um so die Grundlage für die Bebauung zu schaffen.

Einstige Deponie erstreckte sich über sechs Hektar

Das einstige Deponiegelände soll sich über sechs Hektar erstreckt haben – und damit über die eigentliche Siedlung hinaus.

Nach Angaben der Stadtverwaltung werden derzeit im Zuge der „orientierenden Untersuchung in ausgewählten Gartenparzellen“ zusätzliche Obst- und Gemüseproben entnommen und im Labor auf PFC analysiert.

Die Aufbereitung und gutachterliche Bewertung der umfangreichen Analysenergebnisse der Bodenproben befinde sich „noch in Bearbeitung“. Bis Oktober sollen die Ergebnisse in Form von Einzelgutachten vorliegen.

Die Stadtverwaltung plant für die betroffenen Haushalte und zur Beantwortung aufkommender Fragen eine weitere Informationsveranstaltung. Für Fragen von Betroffenen steht zudem das Fachgebiet Umwelt und Arbeitsschutz der Bäderstadt unter 07221 93-1501 oder per Mail an umwelt@baden-baden.de zur Verfügung, heißt es.

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