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Medikamente und Kleidung

Nach Erdbeben in der Türkei: Hilfspakete aus Baden-Baden

Nach dem heftigen Erdbeben in der Türkei wird Halil Senpinar aus Baden-Baden jetzt tätig. Er will sein Heimatland mit Paketen unterstützen.

Nicht bewohnbar: Weil die Häuser, hier im Dorf Bozlar, einsturzgefährdet sind, müssen die Menschen im Auto oder Zelt schlafen.
Nicht bewohnbar: Weil die Häuser, hier im Dorf Bozlar, einsturzgefährdet sind, müssen die Menschen im Auto oder Zelt schlafen. Foto: Yusuf Gülcubuk

Halil Senpinar stockt der Atem. Fast stündlich telefoniert er mit einem Onkel aus der Türkei, doch die Situation lässt sich nicht so einfach in Worte fassen. Der Physiotherapeut aus Baden-Baden wohnt zwar seit seiner Kindheit in Deutschland, doch sein Geburtsdorf Bozlar besucht er trotzdem regelmäßig. Nur standen da in der Vergangenheit immer Häuser.

Jetzt, da ein Erdbeben das Zuhause von unzähligen Menschen zerstört hat, muss sich Senpinar am Telefon anhören, dass seinem Onkel nichts anderes übrig bleibt, als im Auto oder Zelt zu schlafen – mit der ganzen Familie; in eisiger Kälte.

„Ich war zuletzt vor anderthalb Jahren mit meiner Mutter dort zu Besuch“, erzählt er mitgenommen. Nie hätte er gedacht, dass er nur wenige Monate später Hilfspakete in die Türkei schicken wird.

Baden-Badener Physiotherapeut will in „Extremsituation“ in der Türkei helfen

Und doch bleibt ihm nichts anderes übrig, denn „für mich ist das selbstverständlich“. Am Donnerstag mache sich der erste Lkw aus Köln auf den Weg in die Gebiete der Türkei, in denen die Menschen „auf sich gestellt sind“. Bis dahin will er Kartons packen – gefüllt mit Medikamenten und anderen Hilfsmitteln, die vor Ort entweder nicht ausreichen oder gar nicht erst vorhanden sind.

Senpinar hat Glück. Glück, weil seine zwei Onkel vor Ort durch das Erdbeben im Moment zwar nicht zurück in ihre Häuser können, aber körperlich unversehrt blieben. Und Glück, weil er durch seine berufliche Laufbahn die Möglichkeit hat, in dieser „Extremsituation“ – anders könne er es nicht nennen – zu helfen.

Der 55-Jährige kam im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland, seit 1999 lebt er in Baden-Baden. Dort arbeitet er als Physiotherapeut: „Vor zehn Jahren war ich mit einer Hilfsorganisation in Tansania.“ In Afrika habe er noch mal ganz andere Erfahrungen in der Verletzungsnachsorge sammeln können, und im August 2022 flog er erneut dorthin.

Die Arbeit mit Hilfsorganisationen ist ihm also nicht fremd, „doch das jetzt ist schon etwas anderes“. Zwar sei er dadurch auch vor Ort im Einsatz gewesen, „aber mit der jetzigen Aktion für die Türkei organisiere ich so etwas zum ersten Mal auch“. Trotzdem wolle er schnell reagieren: „Die Menschen brauchen schließlich auch schnell Hilfe.“

Vor Ort herrschen Minusgrade. Und die Menschen können nicht in ihre Häuser.
Halil Senpinar, Physiotherapeut aus Baden-Baden

Die Dinge, die mit dem Lkw in sein Heimatland gefahren werden sollen, hat Senpinar schon auf einer Liste zusammengefasst. Dabei gehe es aber nicht nur um Medikamente: „Vor Ort herrschen Minusgrade. Und die Menschen können nicht in ihre Häuser. Wir müssen also langfristig denken.“

Deshalb sollen auch Jacken, Decken und Klamotten ihren Weg in die Türkei finden: „Geplant ist, dass der Lkw wöchentlich fährt.“ Auch Heizkörper und Kleidung für Kleinkinder seien eine wichtige Unterstützung.

Neben der Organisation all dieser Dinge telefoniert Senpinar auch weiterhin nahezu stündlich mit seiner Verwandtschaft. „Es ist eine riesengroße Katastrophe“, weiß er deshalb nicht nur aus Fernsehen und Zeitung, sondern durch persönliche Eindrücke von Menschen vor Ort.

Allein in der direkten Nachbarschaft seiner zwei Onkel seien bereits zehn leblose Körper geborgen worden – Stand Dienstagmorgen. „Es ist davon auszugehen, dass noch mehr tote Menschen gefunden werden.“ Die Dramatik nehme mit jeder Minute zu.

Erdbeben: Baden-Badener können bei der Hilfsaktion unterstützen

Trotz der schlimmen Nachrichten aus seinem Heimatdorf will sich der 55-Jährige darauf fokussieren, zu helfen. Die Rahmenbedingungen stehen, doch jetzt gehe es darum, genug Medikamente und Co zu sammeln. „Durch meinen Job bin ich gut vernetzt“, sagt der Physiotherapeut.

Über weitere Menschen, die den Betroffenen in der Türkei helfen wollen, freue er sich trotzdem sehr. Unter der E-Mail-Adresse senpinar@medico-vitalcenter.de und dem Stichwort „Erdbebenhilfe in der Türkei“ können sich Unterstützer an ihn wenden.

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