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Stück ist gesellschaftskritisch

Schüler aus Straßburg, Gaggenau und Karlsruhe führen eine Oper im Festspielhaus Baden-Baden auf

Mit dem Musiktheater-Projekt „Diggin’ Opera III“ will das Festspielhaus in Baden-Baden Schüler unterschiedlicher Jahrgänge für die Oper begeistern. Dabei kommt digitale Technik und auch klassisches Opern-Handwerk zum Einsatz. Die BNN waren bei einer Probe dabei.

Endspurt: Seit Oktober proben rund 60 Jugendliche aus Straßburg, Gaggenau und Karlsruhe gemeinsam für das Opernprojekt. Am Sonntag führen sie das Stück "Die goldene Nuss" auf der Festspielhausbühne auf.
Seit Oktober proben rund 60 Jugendliche aus Straßburg, Gaggenau und Karlsruhe gemeinsam für das Opernprojekt. Foto: Manolo Press/ Michael Bode

Mit surrenden Geräuschen bewegt sich ein kleines, futuristisch anmutendes Gebilde aus Stöcken und Drähten über die Festspielhausbühne. Kurz darauf sind verwackelte Live-Video-Aufnahmen aus einem Heizungsraum zu sehen, ein junger Mann entsteigt aus dem Untergrund der Bühne – auf dem Kopf trägt er eine Kamera, in der Hand hält er triumphierend eine goldene Nuss.

Das Opernprojekt „Diggin’ Opera III“ mit dem Titel „Die goldene Nuss“ steht kurz vor der Premiere. Entwickelt wurde es unter fachkundiger Anleitung von Jugendlichen.

„Wir geben das Zepter aus der Hand und geben es den Schülern“, sagt Christian Vierling von der Partizipationsabteilung des Festspielhauses Baden-Baden.

Der dritte Teil des Musiktheater-Projekts, an dem Zehntklässler des Lycée Fustel de Coulanges aus Straßburg, Schüler der Vorbereitungsklasse Deutsch der Realschule Gaggenau und Abiturienten des Musikkurses des Heisenberg-Gymnasiums in Karlsruhe seit Oktober gearbeitet haben, ist an diesem Sonntag zu sehen.

Noch herrscht hinter den Kulissen etwas Unruhe, bei einer der letzten Proben vor der Premiere am Sonntag ist Kichern hinter der Bühne zu hören.

„Ruhe bitte“, ruft deshalb Jan Paul Werge, Komponist und Musikpädagoge immer wieder in Richtung der Jugendlichen. Er ist einer der Profis, der in den vergangenen Monaten die Ideen der jungen Opernmacher in bühnentaugliches Gewand gebettet haben.

Die Geschichte der Oper haben sich die Schüler ausgedacht

„Es macht viel Spaß und viele Freunde machen mit“, fasst der 14-jährige Murthadha zusammen. Ein bisschen Bammel habe er vor der Aufführung aber schon, gibt er zu – zumal er gemeinsam mit seinen Mitschülern Sith, Naser und Naim einen Maultrommel-Part zu absolvieren hat. Es zu spielen hat er hier gelernt.

Die Geschichte um die goldene Nuss haben die Schüler selbst entwickelt, für die konkrete musikalische und szenische Ausgestaltung haben Musik- und Theaterpädagogen die Anstöße und Ideen der Jugendlichen aufgegriffen und gemeinsam mit ihnen umgesetzt.

Die Schüler übernehmen choreografische wie gesangliche Parts – etwa im Chor, aber auch einige solistische Stellen. Selbst die Musiker stammen aus den Reihen der Schüler, zwei Lehrer beteiligen sich ebenfalls am musikalischen Rahmen. Die Sopranistin Snaebjörg Gunnarsdóttir ist die einzige Profi-Musikerin unter ihnen.

Holz für das Bühnenbild kommt aus dem Gaggenauer Stadtwald

Für das Bühnenbild waren sie unter Aufsicht eines Waldpädagogen und Försters im Gaggenauer Stadtwald unterwegs und haben Holz gesammelt und gesägt – für die roboterartigen Gebilde etwa, die in der Oper zu sogenannten „Cyberhörnchen“ werden oder für ein selbst gezimmertes Haus, das nun am Rand der Bühne zu finden ist.

In der Geschichte, die sich die Schüler ausgedacht haben, findet die Menschheit in der goldenen Nuss eine Art Allerheilmittel gegen Hunger, Klimawandel oder fehlende Rohstoffe.

Doch der massenhafte Anbau der Nuss führt zu neuen Problemen, die mittels der „Cyberhörnchen“ bekämpft werden sollen. Der Einsatz von digitalen Medien und Robotertechnik spielt dementsprechend eine wichtige Rolle im Stück – auch dabei haben die Schüler unter Anleitung eines Interaction Designers selbst Hand angelegt.

Bei dem Projekt bekommen Menschen eine Bühne, die vorher nicht so sichtbar waren.
Ursula Becky, Lehrerin aus Gaggenau

„Bei dem Projekt bekommen Menschen eine Bühne, die vorher nicht so sichtbar waren. Das ist für mich das Schönste“, sagt Ursula Becky, Lehrerin der Vorbereitungsklasse Deutsch aus Gaggenau.

Hier könnten die Schüler etwas von sich zeigen, das sonst vielleicht verborgen geblieben wäre. Und ihre französische Kollegin, Estelle Freyermuth, die selbst am Sonntag Bratsche spielen wird, bestätigt: „Es ist sehr interessant, neue Talente bei den Schülern zu entdecken, die man aus dem Unterricht bisher so nicht kannte“.

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