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Oliver Jacobs als Butler

Theater Baden-Baden spielt am Silvesterabend den Kult-Sketch „Dinner for One“

Der Baden-Badener Schauspieler Oliver Jacobs schlüpft am Silvesterabend im Theater der Bäderstadt nicht nur in die Rolle des Butlers James in „Dinner for One“. Er kennt den Kult-Sketch aus dem Effeff – auch kuriose Details.

Schauspieler Oliver Jacobs zeigt auf der Bühne des Theaters in Baden-Baden das Eisbärenfell, über das er bei der Aufführung des Kult-Sketches „Dinner for One“ mehrfach stolpert.
In der Aufführung am Theater Baden-Baden am Silvesterabend stolpert Butler James alias Oliver Jacobs auf der Bühne über ein Eisbärenfell. Foto: Bernd Kamleitner

Eigentlich müsste Butler James nach den vielen Drinks in der Aufführung von „Dinner for One“ am Silvesterabend im Theater Baden-Baden nach der Vorstellung sturzbetrunken sein. Ist er dann tatsächlich total benebelt? Wir haben beim Butler im Vorfeld nachgefragt.

Der Baden-Badener James heißt im realen Leben Oliver Jacobs. Der Schauspieler schlüpft seit 2017 alljährlich zum Jahreswechsel am Theater in die Rolle, die Freddie Frinton berühmt machte.

Intendantin Nicola May hat den Silvester-Klassiker schon in ihrem ersten Jahr in Baden-Baden auf den Spielplan gesetzt. Das war 2004. Dabei steht das Stück nicht für das, was der Anspruch an Neu-Interpretationen ist.

„Bei ,Dinner for One’ liegt der Reiz darin, es so zu machen, wie es jeder kennt“, erläutert May. „Das macht man sonst nie im Theater!“ Kleine Ausnahme: Das aus dem Fernsehen bekannte Tigerfell, über das der Butler immer wieder stolpert, ist in Baden-Baden ein Eisbärenfell.

Schon seine Vorfahren haben den Sketch geliebt

Oliver Jacobs kennt den Sketch aus dem Effeff. Wie oft er ihn im Fernsehen und auf DVD schon gesehen hat? Das kann er nicht sagen: „X-mal“, lautet die Antwort. Schon als Kind gehörte die TV-Fassung in seiner Familie zum Silvester-Alltag. „Sie haben sich vor Lachen gebogen.“

Jacobs hat auch großen Spaß daran, sich einmal im Jahr für knapp 20 Minuten in James zu verwandeln: „Die Leute sollen sich amüsieren!“

Er wird nicht nur zum Butler, der Mann ist ein „Dinner for One“-Experte. Der Schauspieler hat sich in der vom Norddeutschen Rundfunk produzierten TV-Fassung aus dem Jahr 1963 jedes Detail ganz genau angeschaut – und auch Kurioses entdeckt.

Verzweifelte Englisch-Lehrer

Zum Beispiel bei der Einführung durch den Schauspieler Heinz Piper (1908–1972). Der sagte anfangs tatsächlich „Same procedure than every year“ – was nicht nur Englisch-Lehrer zur Verzweiflung brachte.

Inzwischen heißt es: „Same procedure as every year.“ Laut Jacobs gab es noch ein Tondokument, aus dem das Wörtchen „as“ rausgeschnitten und damit das „than“ ersetzt wurde.

Ich muss die Rolle zu meiner eigenen machen.
Oliver Jacobs, Schauspieler

In der Baden-Badener Aufführung vervollständigt Jacobs zudem einen Satz von Mr. Winterbottom, dem letzten Gast am Tisch von Miss Sophie. Der ist in Textbüchern bis heute unvollendet. Jacobs hat ihn mit englischen Freunden eines Bekannten anhand von Tondokumenten aufgebröselt. Vorab verrät er ihn aber nicht.

Kein Geheimnis macht Jacobs aus einem interessanten biografischen Detail. Er ist in dem Jahr in der Stadt geboren, in der „Dinner for One“ produziert und erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde: 1963 in Hamburg.

Hilfreich für die Aufführung ist den Schauspielern im Theater eine noch etwas ältere Schweizer TV-Fassung. In der war eine Kamera auf Miss Sophie gerichtet. In diese Rolle schlüpft im Theater tatsächlich ein Mann: Michael Laricchia.

„Michael muss mehr aus sich heraus spielen“, sagt Jacobs über die Herausforderungen für den Kollegen. In der NDR-Fassung könne dagegen oft nur erahnt werden, wie sich Miss Sophie in bestimmten Situationen verhält.

Intendantin übernimmt die Rolle von Miss Sophie

Weil Laricchia für den Auftritt am Silvesterabend nicht zur Verfügung steht, war kurzfristig ein Ersatz erforderlich. Der wurde schnell gefunden. In diesem Jahr schlüpft Theaterintendantin Nicola May höchstpersönlich in die Rolle von Miss Sophie.

Seinen Text hat Jacobs „absolut drauf“. Dennoch wird im Vorfeld geprobt. Abläufe müssen sich einprägen. Da ist der Schauspieler gefordert. „Ich muss die Rolle zu meiner eigenen machen“, erläutert Jacobs. Auf der Bühne trinkt er übrigens weder Sherry, noch Weißwein oder Portwein. „Im Glas ist Wasser mit Farbstoff“, verrät der Mime.

Bis auf eine Ausnahme: Die Champagner-Flasche enthält alkoholfreien Sekt. Wenn sie in einer Szene geschüttelt wird, muss es spritzen! In den Proben bleiben die Becher leer – aus gutem Grund. „Da werden Szenen auch zwei- oder dreimal wiederholt“, erklärt Jacobs.

Zwei Auftritte am Silvesterabend

Der Silvesterabend im Theater wird für Jacobs und seinen Kollegen ein sportlicher. Beide stehen bereits ab 18 Uhr in der ausverkauften Vorstellung der Komödie „Ein Käfig voller Narren“ auf der Bühne.

Bis zum Start von „Dinner for One“ um 22.30 Uhr bleiben gut eineinhalb Stunden. In der Zeit steht für den vollbärtigen Jacobs unter anderem eine Pflichtaufgabe an: Er muss sich rasieren. Butler James trägt keinen Bart!

Etwas nach 23 Uhr und nach einem Glas Sekt im Kollegenkreis ist für ihn aber Feierabend. Dann geht es zur Silvesterfeier im Freundeskreis. „Ich stoße dazu“, sagt Jacobs lachend. Mit dem Schauspieler-Schicksal hadert er nicht. „Das ist mein Job!“

Theater spendiert Besuchern ein Glas Sekt

Apropos ein Glas Sekt: Das erhalten die Theaterbesucher am Silvesterabend gratis. Zudem locken eine Tombola und Foto-Aktionen, berichtet Theater-Sprecherin Viola Ratz. Die Besucher dürfen gerne im Stile der Kult-Komödie verkleidet kommen.

Weit über Mitternacht hinaus wird in der Immobilie am Goetheplatz der Jahreswechsel aber nicht gefeiert. „Das Theater ist nach der Vorstellung immer schnell leer“, berichtet Ratz.

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