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Gewitterbilanz des Jahres

Top in Deutschland: Baden-Württemberg ist ein Blitzmagnet

Im Südwesten wurde 2023 die höchste Blitzdichte aller Bundesländer gemessen. In der Region liegen nach Anzahl der Blitze der Ortenaukreis, Landkreis Karlsruhe und der Enzkreis vorn.

Zwei Blitze entladen sich während eines Gewitters hinter dem Gaskessel in Stuttgart.
Gewitter wie dieses über Stuttgart haben im vergangenen Jahr viele Baden-Württemberger erlebt. Jetzt steht fest, dass sie in dem Bundesland mit der höchsten Blitzdichte leben. Foto: Andreas Rosar /dpa

Der 22. Juni 2023 war ein sehr ungemütlicher Tag in Deutschland. Wehe, man ging leicht bekleidet auf die Straße oder entspannte sich bei schweißtreibenden Temperaturen über 30 Grad an einem Badesee. Der Badespaß war vorbei, als es im Himmel heftig gekracht hat. Das Tief „Lambert“ überzog die Republik mit Superzellen, die Starkregen, Hagel und Orkanböen gebracht haben. Man befürchtete sogar Tornados. Heute weiß man, dass am 22. Juni deutschlandweit mehr als 42.000 Blitze in die Erde einschlugen. Es war der blitzreichste Tag des Jahres.

Das geht aus den Messungen des Blitz-Informationsdienstes (BLIDS) hervor, der rund um die Uhr die Unwetter in Europa im Blick behält. Bis vor vier Monaten wurden sie von einem Team in der Karlsruher Siemens-Zentrale betrieben. Seit dem Verkauf des Messdienstes an das österreichische Partnernetzwerk ALDIS werden die Analysen in Wien erstellt.

Höchste Blitzdichte in Baden-Württemberg

Wie jedes Jahr hat BLIDS jetzt in einem „Atlas“ die Daten zur Blitzaktivität der zurückliegenden zwölf Monate zusammengefasst. Sie zeigen, dass es in Baden-Württemberg mehr himmlische Kurzschlüsse mit Krach und Lichtshow gegeben hat als in jedem anderen Bundesland.

Es waren exakt 46.710 Blitze. Demnach verzeichnet der Südwesten 2023 im bundesweiten Vergleich die höchste Erdblitzdichte mit 1,3 Ereignissen pro Quadratkilometer. In unserer Region lag nach Zahl der gemessenen Erdblitze demnach der Ortenaukreis vorn (1.968), gefolgt vom Landkreis Karlsruhe (957), dem Enzkreis (914) und Kreis Rastatt (709).

Deutlich weiter hinten in der Rangliste aller 402 Land- und Stadtkreise in Deutschland stehen die Städte Karlsruhe und Pforzheim mit jeweils 149 und 147 Blitzen. Baden-Baden war mit 114 Blitzen nur selten betroffen. Auffällig ist, dass es auf der anderen Seite des Rheins, im rheinland-pfälzischen Landau gerade einmal 36-mal geblitzt hat.

Maßgeblich für die BLIDS-Rekordstatistik ist das Verhältnis von Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. Darum führt die Stadt Memmingen im Allgäu mit der Blitzdichte von 2,9 die Liste an. Der Dienst kürte sie zur „Blitzhauptstadt Deutschlands“ im Jahr 2023. So gerechnet, sind einzig Pforzheim und der Enzkreis unter den deutschen Top 100, während Karlsruhe auf Platz 198 abgeschlagen liegt. Die geringste Blitzdichte ermittelte der Informationsdienst in Amberg in der Oberpfalz (0,08).

Die anhaltende Trockenheit in dem aus meteorologischer Sicht nicht sehr aufgeladenen Jahr 2022 hatte Auswirkungen auf die Häufigkeit von Gewittern in Deutschland: Damals wurden bundesweit so wenige Blitze gemessen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Laut der aktuellen Analyse hat sich ihre Zahl 2023 um 30 Prozent erhöht.

In trockenen Sommern gibt es weniger Blitze, doch schon ein einzelnes schweres Gewitter kann dazu führen, dass eine Gemeinde in der Tabelle vorrückt. Ob und wie die Gewitterhäufigkeit mit dem Klimawandel zusammenhängt, ist nicht vollständig geklärt. Als gesichert gilt, dass durch die Erwärmung der Atmosphäre deren Feuchtigkeit um sieben Prozent pro einem Grad Temperatur ansteigt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von potenziell katastrophalen Ereignissen wie Starkregen, Sturm und Hagel.

Karlsruhe als Wiege der Blitzmessung

Badische Ingenieure waren Pioniere bei der Blitzerfassung in Deutschland: Hier wurden bereits 1988 die ersten sechs Antennen installiert, die für einen Energieversorger die gefährlichen Kurzschlüsse im Himmel registriert haben. Derlei Daten sind heute vor allem wichtig für Versicherer zur Bearbeitung von Schadensfällen und für Hightech-Industriebetriebe, deren empfindliche Produktionsprozesse keine Stromunterbrechungen vertragen.

BLIDS versorgt nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Kunden aus diesen Bereichen, aber auch Landwirte, Vereine und Freizeiteinrichtungen mit Echtzeit-Informationen und Warnungen über Blitzentladungen. Der Dienst greift dafür auf ein Netz aus 170 Messstationen in Europa zurück, die jeweils 250 Kilometer entfernt voneinander stehen und binnen 15 Sekunden nach dem Einschlag die Daten nach Karlsruhe übermitteln. In unserer Region steht ein Empfänger auf dem Segelflugplatz in Linkenheim. 

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