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Gerichtsurteil verteuert Elektrizität

Warum die Stadtwerke Baden-Baden den Strompreis wieder anheben

Eigentlich war der Strompreis gerade im Sinkflug. Doch nun erhöhen die Stadtwerke Baden-Baden die Bezugskosten zum April. Schuld hat ein anderer.

Stromzähler in einem Mietshaus: Der Sprung beim Strompreis wird wohl deutlich geringer ausfallen als zunächst befürchtet.
Stromkunden müssen demnächst wieder tiefer in die Tasche greifen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Gerade erst haben die Stadtwerke Baden-Baden zweimal in Folge die Strompreise gesenkt. Nun legt der kommunale Energieversorger den Hebel aber wieder in die andere Richtung um: Der Bezug von Elektrizität wird teurer.

Eine Kilowattstunde Strom kostet ab 1. April rund vier Cent mehr als bislang. Der Preis steigt von 33,53 auf 37,95 Cent.

Der Grund für die Preisanhebung ist aber nicht beim Wirtschaften der Stadtwerke zu suchen. Vielmehr trägt die Bundespolitik Schuld an der Entwicklung. Hintergrund ist das Verfassungsgerichtsurteil vom November 2023.

Danach darf die Regierung die rund 60 Milliarden Euro Haushaltsmittel, die einst für den Kampf gegen Corona eingeplant waren, nicht für den Klimaschutz verwenden. Das bringt die Regierung in die finanzielle Bredouille.

Viele Versorger wurden eiskalt erwischt. Auch wir.
Helmut Oehler
Stadtwerke-Geschäftsführer

Und wirkt sich nun auch auf die Stadtwerke und ihre Kunden aus. „Viele Versorger wurden eiskalt erwischt. Auch wir“, sagte Stadtwerke-Chef Helmut Oehler am Dienstag bei einem Pressegespräch. „Die Kosten für den Stromtransport haben sich nahezu verdoppelt. Die 5,5 Milliarden Euro, die im Bundeshaushalt als Subventionsmittel eigentlich zur Abfederung vorgesehen waren, fallen weg“, erklärte Oehler.

Die Mehrkosten müssten nun auf die Kunden umgelegt werden. Zwar sei der Kauf von Strom an den Börsen derzeit wieder deutlich günstiger als während der Energie-Krise, „aber diese Einsparungen gleichen den Preisanstieg bei den Netzentgelten nicht aus“.

Verbrauchspreis steigt in Baden-Baden um rund vier Cent je Kilowattstunde

Nicht nur der Verbrauchspreis je Kilowattstunde Strom wird zum 1. April angehoben, auch der Grundpreis wird erhöht – um 2,38 Euro je Monat auf 10,40 Euro, erläuterte Stadtwerke-Vertriebsleiter Matthias Ullrich. Für einen Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 3.000 Kilowattstunden im Jahr steigen die Stromkosten ab April somit von 1.102 auf 1.263 Euro im Jahr.

Für „Stromfix“-Kunden, die den Strom zu einem längerfristigen Festpreis beziehen, ändere sich aber erst mal nichts. Auch die Gaspreise bleiben zunächst gleich, sagte Oehler.

Die Stadtwerke seien damit im regionalen Vergleich immer noch ein günstiger Grundversorger. Anbieter, die nun damit tönten, den Preis nicht anzuheben, kämen zumeist von einem deutlich höheren Preisniveau, sagte Oehler.

Zuletzt hatten die Stadtwerke ihre Preise für Strom und Gas zweimal innerhalb eines Jahres gesenkt – zum Juli und zum November 2023. Im Verhältnis zum Strompreis anfangs des Jahres 2023 (49,73 Cent je Kilowattstunde) entsprach das einer Reduzierung um 32 Prozent.

Gaspreis bleibt erst mal gleich

Verantwortlich für die aktuelle Teuerung bei den Stromtransportkosten seien der Netzausbau, um Stromtrassen vom Norden bis in den Süden Deutschlands zu verlegen, und „Redispatch-Maßnahmen“, erklärte der Stadtwerke-Chef.

Wenn im Norden zu viel Öko-Strom produziert werde und der wegen der Netzengpässe nicht in den Süden transportiert werden könne, müssten hier zum Beispiel Ausgleichskraftwerke hochgefahren werden, was natürlich Kosten verursache, skizzierte Oehler die komplexen Zusammenhänge.

Die Stadtwerke Baden-Baden versorgen rund 25.000 Stromkunden. Etwa 270 Millionen Kilowattstunden Strom wurden an diese im Jahr 2023 verkauft.

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