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Geburtenzahl sinkt rapide

„Seltener und später“: Weniger Patienten suchen Hilfe in den Kliniken in Balg, Bühl und Rastatt

Das Klinikum Mittelbaden hat 2022 ein Millionen-Defizit eingefahren. Dafür gibt es mehrere Gründe. Auch der Fachkräftemangel spielt eine Rolle.

Ein Kran am Klinikum Balg.
Der Kran zeugt von den laufenden Investitionen in die Klinik in Balg. Diese könnte irgendwann als Medizinisches Versorgungszentrum genutzt werden. Foto: Nico Fricke

Das Klinikum Mittelbaden (KMB) kämpft derzeit mit zwei Herausforderungen, die sich auch negativ auf die Bilanz auswirken: „Die Patienten kommen seltener und später zu uns“, sagt Dr. Thomas Iber, medizinischer Geschäftsführer des KMB.

„Es gibt vor allem im onkologischen Bereich Fälle, in denen es zu spät ist, in denen wir nicht mehr operieren können.“ Über die Gründe könne nur spekuliert werden. „Vielleicht sind es die Nachwirkungen der Corona-Pandemie.“

Fachkräftemangel belastet das Klinikum Mittelbaden

Hinzu komme der Fachkräftemangel vor allem im pflegerischen Bereich. Folge: „Wir müssen Betten leer lassen, weil wir die medizinischen Leistungen nicht erbringen können.“ Leistungen, die der Klinik normalerweise das Geld bringen.

Die Zahl der Operationen mit Anästhesie hat laut Iber noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. 2019 waren es 17.500 Operationen, 2022 rund 15.800. „Das ist ein bundesweites Phänomen. Wir wissen nicht, ob wir den alten Stand wieder erreichen.“

Der Fachkräftemangel sei eklatant, bestätigt auch Daniel Herke, kaufmännischer Geschäftsführer. Das betreffe nicht die Notfallversorgung, „aber wir können eben manche Leistung nicht mehr anbieten“. Auch die Zahl der Geburten nehme rapide ab, sagt Iber: „Der Corona-Effekt ist vorbei.“

Vorbei ist auch die Zeit der Ausgleichszahlungen, die das KMB in den Pandemie-Jahren in Höhe von 14 Millionen Euro erhalten hat, was sich wiederum positiv auf die Geschäftszahlen ausgewirkt habe. „Wir müssen das nun wieder mit Leistungen kompensieren“, so Herke.

Alte Bausubstanz in Bühl, Rastatt und Balg ist kostenintensiv

Doch neben den Aspekten Personalmangel und „zurückhaltende Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen“ (Iber) wirke sich auch die bauliche Situation des KMB negativ auf die Bilanz aus: „Wir haben drei Standorte mit alter Bausubstanz“, erklärt Herke.

Da müssten große Beträge in die Instandhaltung wie den Brandschutz investiert werden. Rund 12,8 Millionen Euro seien vergangenes Jahr in den Erhalt der Infrastruktur geflossen. Nur rund 3,9 Millionen Euro seien durch Fördermittel refinanziert worden.

Wir machen aber nur noch, was unbedingt notwendig ist.
Daniel Herke
Kaufmännischer Geschäftsführer

Einen Höhepunkt bei den Ausgaben für den Substanzerhalt der Bestands-Gebäude sieht Herke vor dem Hintergrund des geplanten Neubaus eines Zentralklinikums in etwa zwei Jahren gekommen. „Es ist sinnvoll, die Ausgaben jetzt zu tätigen, um die Restlaufzeit noch voll nutzen zu können“, sagt der KMB-Chef. „Wir machen aber nur noch, was unbedingt notwendig ist.“ Auf einen Rohrbruch im alten Gemäuer müsste man aber natürlich entsprechend reagieren.

Für drei Millionen Euro seien nun neue Dächer auf mehrere Gebäude gesetzt worden. „Das steigert auch den Wert der Immobilien für etwaige Nachnutzer.“

Zukunft der Klinik in Balg noch ungewiss

Stichwort Nachnutzung: Was ist denn für das Klinik-Gebäude in Balg vorgesehen, wenn es in ferner Zukunft nicht mehr als Akut-Krankenhaus dienen soll? „Wir prüfen mehrere Optionen auch in Eigennutzung“, antwortet Iber: „Zum Beispiel eine Weiternutzung als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), in dem sich Ärzte zur ambulanten Behandlung ihrer Patienten niederlassen können.“

Einen Abriss des Gebäudes schließen Herke und Iber aus. „Maximal ist da wohl ein Teilabriss von Anbauten möglich“, sagt Herke. Auch ein neues Wohngebiet mit Einfamilienhäusern sehe er dort nicht entstehen.

Im Zeichen der Krankenhausreform sei der Bau eines Zentralklinikums die richtige Antwort, um die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger Mittelbadens auch künftig regional gewährleisten zu können“, wirbt Iber für die aktuellen Bestrebungen.

Und dass die Zeit dränge, sei mit Blick auf die weiter laufenden Kosten für die drei derzeitigen Krankenhaus-Standorte offensichtlich. Angesprochen auf einen möglichen Bürgerentscheid, wie er vom Verein „Für Baden-Baden“ angestrebt wird, sagt Herke: „Wir haben einen Erfolg versprechenden Plan A. Da müsste jemand erst mal zeigen, was besser ist.“

Defizit des Klinikums Mittelbaden liegt bei 5,7 Millionen Euro

Alles in allem hat das Klinikum Mittelbaden 2022 ein Minus von 5,7 Millionen Euro eingefahren (2021: minus 4,2 Millionen Euro). „Eine schwarze Null wäre uns zwar lieber“, so Herke. „Vor dem Hintergrund der Kliniktransformation“ sei dieses Defizit aber vertretbar, fügt Iber hinzu.

Andere Häuser in der Region hätten deutlich höhere Fehlbeträge. Das Defizit teilen sich die Stadt Baden-Baden zu 40 Prozent und der Landkreis Rastatt zu 60 Prozent.

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