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400.000 Euro gespendet

Bühler Verein hilft Baby-Hospital in Bethlehem

Der Bühler Verein „Kleiner Stern“ unterstützt seit 2001 das Baby-Hospital Bethlehem durch Spenden und Aktionen mit bislang 400.000 Euro. Das nächste Großprojekt ist bereits geplant.

Günter Weißmann (links) und Marc Vollmer präsentieren zusammen mit der Vorsitzenden, Daniela Weißmann, im Gemeindehaus Kappelwindeck Krippen mit Olivenholzfiguren und das Büchlein mit der Geschichte vom „Kleinen Stern“.
Günter Weißmann (links) und Marc Vollmer präsentieren zusammen mit der Vorsitzenden, Daniela Weißmann, im Gemeindehaus Kappelwindeck Krippen mit Olivenholzfiguren und das Büchlein mit der Geschichte vom „Kleinen Stern“. Foto: Gerold Hammes

Bethlehem. Der Name klingt nach Magie und Mystik. Die 29.930 Einwohner-Stadt im Westjordanland, also nahezu gleich groß wie Bühl, gilt als Geburtsstätte Jesu. Sie hat mit Heiligabend eine ganz besondere Beziehung. Am 24. Dezember 1952 hatte der Schweizer Pater Ernst Schnydrig ein Erlebnis der emotional bedrückenden und psychisch nur schwerlich zu verarbeitenden Art. Er musste mitansehen, wie in Bethlehem ein Vater sein totes Kind im Morast neben einem Flüchtlingslager vergrub. Er verstand als Handlungsverpflichtung: „Nie wieder soll einem Kind am Geburtsort Jesu medizinische Hilfe verwehrt bleiben.“

Er legte schließlich aufgrund seiner prominenten Netzwerke den Grundstein für den Bau und die Eröffnung des Caritas-Baby-Hospitals im April 1978. Auch im fernen Bühl blieb das humanitäre Wetterleuchten nicht verborgen. Im Oktober 2001 gründete sich auf Initiative von Daniela Weißmann der gemeinnützige Verein „Kleiner Stern“. Hier, im Westjordanland, werden Neugeborene, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre medizinisch behandelt – unabhängig von Nationalität, Weltanschauung oder Religionszugehörigkeit.

Spuren führen von Bethlehem bis nach Bühl-Weitenung

Spuren des Baby-Hospitals an der nördlichen Grenze zu Jerusalem reichen auch bis nach Weitenung. Hier wuchs der Bürgersohn Pfarrer Alfons Deißler auf. In Freiburg lehrte der Professor Altes Testament. Die Vorlesungen besuchte auch Daniela Weißmann. Sie arbeitete später bei ihm als wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Deißler, der in Weitenung beerdigt wurde und nach dem im Ort eine Straße benannt ist, kannte das Hospital in Bethlehem. Seine Erzählungen lösten bei der Diplom-Theologin Neugierde, ja Begeisterung aus. Sie verfasste die Geschichte vom Kleinen Stern, führte sie in einem Kinderkrippenspiel in der Pfarrkirche St. Maria Kappelwindeck auf und fasste sie, illustriert mit Zeichnungen von Regina König, in einem Büchlein zusammen. Die Geburtsstunde für den Verein „Kleiner Stern“ im Oktober 2001 hatte geschlagen.

Das 1978 eröffnete Caritas Baby Hospital Bethlehem ist für den Betrieb auf internationale Hilfe und Spenden angewiesen.
Das 1978 eröffnete Caritas Baby Hospital Bethlehem ist für den Betrieb auf internationale Hilfe und Spenden angewiesen. Foto: Marc Vollmer

Die Aufgabenstellung war klar: Das Baby Hospital Bethlehem in Verantwortung der gleichnamigen Kinderhilfe kann seinen medizinisch-humanitären Auftrag im Palästinensischen Autonomiegebiet ausschließlich über Spendengelder erfüllen. Der Bühler Verein mit heute 20 aktiven und 60 passiven Mitgliedern organisierte Verkaufsaktionen und Veranstaltungen, wie Marc Vollmer, ein weiterer großer Aktivposten und Organisator des Vereins, zu berichten weiß.

Dazu zählen: Verkauf des Stern-Büchleins, heimischer Kunstschnitzereien, gefertigt hauptsächlich von Familien im Westjordanland (Krippen, Figuren, Kreuze, Sterne) aus regionalem Olivenholz auf Adventsmärkten (Kloster Maria Hilf, Grundig-Klinik), Friedensgebete, Vorträge oder Benefizkonzerte in der Pfarrgemeinde St. Maria als Kooperationspartnerin unter musikalischer Leitung von Klaus-Martin Kühn.

Unerlässlich für positive Ergebnisse auf dem von Renate Wendling geführten Vereinskonto sind neben den Mitgliedsbeiträgen vor allem die Privatspenden sozial engagierter Mitbürger aus ganz Deutschland. Zu den treuen Unterstützern zählen aber auch zwei Pfarreien aus Vorarlberg, Klein- und Großspender mit Beträgen zwischen fünf und 5.000 Euro.

Mehr als 400.000 Euro aus Bühl

„Die Resonanz ist sehr gut“, weiß Vereinsvorsitzende Weißmann zu berichten. Kassiererin Wendling ergänzt mit einer schier unvorstellbaren Zahl: Seit Vereinsgründung konnten der Kinderhilfe Bethlehem als dem Dachverband des Caritas-Baby-Hospitals als Summe aller Aktionen und Spenden rund 400.000 Euro aus Bühl überwiesen werden. Alles hundertprozentig ehrenamtlich, alles ohne einen Cent Verwaltungsaufwand. Selbst Papier, Druckerpatronen für den Kopierer oder Briefmarken für den Postversand trägt der Verein selbst. Als Büros fungieren die privaten Arbeitszimmer der maßgeblichen Aktiven.

Zu ihnen zählt Günter Weißmann, Internist und Konsiliararzt in der Max-Grundig-Klinik Bühlerhöhe. In diesem Jahr, berichtet er, feiert das Hospital sein 70-jähriges Bestehen. Es beschäftigt 250 Festangestellte mit einem Frauenanteil von Zweidrittel, verfügt über rund 70 Betten und stellt einen der größten Arbeitgeber im südlichen Teil des Westjordanlands dar.

2022 wurden 3.770 Kinder und Jugendliche stationär und 43.586 ambulant behandelt. Die häufigsten Krankheitsbilder stellen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt, des zentralen Nervensystems, Gelbsucht bei Neugeborenen, häufig aber auch Erbdefekte dar. Besonders dramatisch: Die Lebenserwartung der Schwerstkranken schwankt zwischen zwölf und 18 Jahren.

Daniela Weißmann ist wichtig: Alle werden aufgenommen und medizinisch versorgt, ob Christen, Juden oder Moslems – ganz im Sinne des Gründers Ernst Schnydrig.

Der Krieg im Gazastreifen hat die Situation inzwischen dramatisch verschärft. Vielen Kranken, deren Angehörigen und dem medizinischen Personal bleibt ein Zugang zur Klinik, die 200 Meter hinter einer von Israel errichteten Mauer liegt, oft verwehrt. Für eine Passage in Richtung Jerusalem benötigen die Palästinenser eine Bewilligung der israelischen Armee.

Das Ehepaar Weißmann und Marc Vollmer kennen das Hospital anlässlich der Übergabe eines An- und Umbaus der Ambulanz-Station aus eigener Anschauung. Das nächste Großprojekt ist bereits geplant: die Realisierung einer Tageschirurgie – finanziert auch mit großzügigen Spenden des Vereins „Kleiner Stern“. Als Bühler Beitrag zur „Linderung der Not im Heiligen Land sowie für Frieden und Gerechtigkeit“. Bethlehem war, ist und bleibt ein Sehnsuchtsort.

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