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„Click & Collect“ und Online-Beratung

Einzelhändler aus Ottersweier profitiert von Langlauf-Boom

Die glitzernde Schneewelt rund um die Schwarzwaldhochstraße hat eine gehörige Anziehungskraft. Doch die Lifte haben geschlossen. Von der Nachfrage nach Langlaufski profitiert auch der Fachhandel, wenn er digitalen Service bietet. Ein Händler aus Ottersweier jubiliert.

Kunde kommt online: Über eine Live-Schaltung per Smartphone bietet Sebastian Pfeifer eine ausführliche Beratung. Die Übergabe der ausgesuchten Ski erfolgt dann nach Termin im Hof.
Kunde kommt online: Über eine Live-Schaltung per Smartphone bietet Sebastian Pfeifer eine ausführliche Beratung. Die Übergabe der ausgesuchten Ski erfolgt dann nach Termin im Hof. Andreas Bühler Foto: Andreas Bühler

Die glitzernde Schneewelt rund um die Schwarzwaldhochstraße hat eine gehörige Anziehungskraft. Wenn sich die Blechlawinen durch die kleinen Zufahrtsorte wälzen, ärgern sich die Anwohner über Lärm und Gestank und die Liftbetreiber, weil sie nicht aufmachen dürfen. Was also tun, wenn das Winter-Wonderland lockt, um dem Lockdown-Blues in den eigenen vier Wänden zu entfliehen?

Langlaufski packen und ab auf die Loipe. Die Frage ist, woher die passenden Ski für den erlaubten Winterspaß nehmen, wenn bislang Abfahrt gebucht wurde. Leihen oder kaufen ist die eine Frage, die andere: Wo kaufen?

„Wir erleben hier einen unglaublichen Run auf das komplette Langlauf-Sortiment. Und wir sind dank Click & Collect mächtig im Geschäft“, freut sich Sebastian Pfeifer in Ottersweier.

Kundenberatung per WhatsApp

Ein Einzelhändler jubiliert förmlich trotz Corona-Lockdown. Wie kann das sein? „Man muss sich schon seine Gedanken machen, wie die Kunden problemlos zu uns finden können. Da sind wir auf die Idee über WhatsApp gekommen. Das hat quasi jeder auf seinem Handy und ermöglicht eine direkte Kundenberatung online“, erklärt Sebastian Pfeifer, der nach einer Banklehre in den Betrieb seines Vaters direkt an der Hauptstraße eingestiegen ist.

Was treibt die Leute um, wenn die weißen Flocken locken? „Wir haben schon nach dem ersten Lockdown im Frühjahr gemerkt, dass die privaten Sportaktivitäten zunehmen. Kein Wunder, wenn Fitness- und Tanzstudios wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind.

Wir erleben hier einen unglaublichen Run auf das komplette Langlauf-Sortiment.
Sebastian Pfeifer, Einzelhändler aus Ottersweier

Wir haben dann für diese Wintersaison ordentlich bestellt, weil wir davon ausgingen, dass die Lifte an der frischen Luft auf jeden Fall geöffnet sind. Das war leider eine Falschannahme“, schwenkt Vater Siegfried Pfeifer auf die brenzlige Situation der Sportgeschäfte über.

„Es ist nicht einfach, aber wir geben unser Bestes. Das Lager ist voll mit Abfahrtsski und Equipment. Der Langlauf ist sozusagen unser Rettungsanker und bis auf Reste fast verkauft“, so Pfeifer, der das Geschäft schon von seinen Eltern übernahm.

Heftige Turbulenzen in der Branche

Diese heftigen Turbulenzen durch die Unwägbarkeiten hat es in der Unternehmensgeschichte so noch nicht gegeben. „Wir sind hier quasi der einzige Händler in der Region, der einen Komplett-Service anbietet. Und deshalb haben wir auch kurz vor Corona kräftig in den Umbau des Ladens und vor allem in eine moderne Maschine für den Skiservice investiert“, sagt Pfeifer und schiebt einen Ski in den meterlangen Automaten, der hinter dem großen Ladengeschäft in der Werkstatt steht.

Davor empfängt er auch die Kunden, die zuvor online ihre Ausrüstung mit ihm zusammengestellt haben. „Das geht hier alles genau nach Vorschrift. Termine werden online abgemacht und auch die Beratung. Dann findet hier im Hof die Übergabe statt“,schildert er den Ablauf.

Das Telefon klingelt schon wieder. So geht es bei dem Gespräch ununterbrochen. Und dann geht es schon los vor dem ringförmigen Scheinwerfer mit Handy in der Mitte. „Hier zeige ich Ihnen nun den neu entwickelten Ski für den ambitionierten Langläufer im Vergleich zu dem Modell mit dem Fell auf der Lauffläche“, wägt Sebastian Pfeiffer vor der Handy-Kamera die Vor- und Nachteile der schmalen langen Skier ab, während sich im Hintergrund die breiten Bretter für die Abfahrt bunt aneinander reihen.

Sie sind in dieser Saison die Ladenhüter und somit die Negativseite des Geschäfts. Pfeiffer hat sich schon an den Verkauf via Kamera gewöhnt. Skier werden hoch gehalten, gedreht und die Bindung erläutert. Langlaufschuhe werden gezeigt und verglichen. Dann Terminvereinbarung und der nächste ist dran.

Die alten Regeln gelten nicht mehr

Trotz der umfangreichen Investitionen in Laden und teure Maschinen sind Vater und Sohn zuversichtlich und schauen in die Zukunft: Alles hat sich verändert. Die alten Regeln beim Bestellen der Ware für die nächste Saison sind obsolet. Keiner weiß, was er ordern oder bestellen soll. „Als die georderten Ski während des ersten Lockdowns hier unten auf dem Hof standen, haben wir schon ein mulmiges Gefühl gehabt. Aber das hilft ja nichts. Zuversicht ist das Gebot der Stunde“, geben sich beide optimistisch.

Es gebe auch tolle Lichtblicke: „Als wir gesehen haben, in welche Richtung sich der private Sport entwickelt, haben wir nochmal Langlaufware geordert. Da haben wir nur noch restliche Posten bekommen, denn bei unserem Hersteller ist auch noch die Produktion abgebrannt“, skizziert er die Situation.

Und Jetzt: „Wir sehen das Positive. Das Geschäft läuft soweit, obwohl sich hier die Ware für Alpinski in allen Ecken stapelt“, bilanziert Sebastian Pfeifer. Einige alte Sprüche gelten trotz Corona immer noch: Der nächste Winter kommt bestimmt!

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