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Als gefährdet eingestuft

Feldhasen geht es auch in Bühl und Umgebung nicht überall gleich gut

Volker Späth ist Feldhasen-Experte. Der Leiter des Instituts für Landschaftsökologie und Naturschutz ist sich in der aktuellen Bewertung einig mit Jägern: Es gibt Licht und Schatten.

Ein Feldhase hoppelt über ein Feld. +++ dpa-Bildfunk +++
Springinsfeld: Die Feldhasenpopulation wird seit rund 25 Jahren kontrolliert. Daran beteiligen sich im ganzen Land mehr als 180 Jagdreviere. In Mittelbaden ist die Situation uneinheitlich. Foto: Julian Stratenschulte picture alliance/dpa

Als Volker Späth seine Dissertation mit dem Titel „Untersuchungen zur Populationsökologie des Feldhasen (Lepus europaeus Pallas) in der Oberrheinebene“ schrieb, war die Welt noch eine andere. 1989 hat er er sie veröffentlicht. Die Entwicklung seither fasst der Leiter des Vimbucher Instituts für Landschaftsökologie und Naturschutz in einem Satz zusammen: „Licht und Schatten wie überall“.

Der Feldhase ist ein Symbol für den Frühling im Allgemeinen und für Ostern im Besonderen. Doch seine Lebensräume werden kleiner. „Große industriell bewirtschaftete Parzellen vor allem mit Mais“ setzten dem Hasen zu, sagt Späth. Seit den 1980er Jahren hätten die intensiv bewirtschafteten Flächen mit Glyphosateinsatz zugenommen. Es gebe aber auch positive Entwicklungen, „etwa die mittlerweile vielen neu entstandenen Ausgleichsflächen mit artenreichem Grünland, Streuobst, Hecken und Blühflächen“.

Wie schlägt sich das in den Bestandszahlen nieder? Die Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg in Aulendorf erhebt sie seit rund 25 Jahren. 2021 waren bei der Frühjahrszählung im Land pro Quadratkilometer 16 Feldhasen gezählt worden, der höchste Wert seit Beginn des Monitorings. Im vergangenen Jahr waren es 14. In der Oberrheinebene liegen die Zahlen deutlich über dem Schnitt.

Der Feldhase steht auf der Roten Liste

Gleichwohl ist der Feldhase auf der bundesweiten Roten Liste der Säugetiere als „Gefährdet“ eingestuft. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts sei er auf dem Rückzug, heißt es in einem Bericht der Wildforschungsstelle: „Starke Veränderungen in der Landnutzung, Flächenversiegelung und zunehmender Straßenverkehr haben seine Lebensräume verschlechtert“.

Frank Schröder weiß um ein weiteres Problem. Der Vorsitzende des Kreisvereins Baden-Baden/Rastatt der Badischen Jäger berichtet von Revieren, in denen sich der Bestand erholt, aber auch von solchen, wo er desolat sei. Daran habe der Prädationsdruck seinen Anteil: Raubtiere, die sich Feldhasen greifen, vor allem die Junghasen.

Da gibt es nicht wenige Kandidaten. Der Fuchs, Schröder sieht zunehmend auch den Goldschakal als Thema, Greifvögel, aber auch Rabenvögel. Und auch beim Storch stehen junge Hasen auf dem Speiseplan. In Kombination mit der intensiven Landwirtschaft entstehe so ein massiver Druck auf die Restbestände. Wichtig sei deshalb eine konsequente Prädatorenbejagung.

Unterschiede in den Jagdrevieren Mittelbadens

Das sieht Wolfgang Klett genauso. Der Durmersheimer Jäger beteiligt sich am Feldhasenmonitoring. Aus mehr als 180 Jadgrevieren gehen zweimal jährlich die Zahlen nach Aulendorf.

Klett ist seit 15 Jahren dabei. Auf den etwa 600 Hektar Feld seines Reviers Durmersheim-Hardt habe sich die Situation sehr gut entwickelt. Das sei auch der Gründung des Vereins Lebensraum Mittelbaden zu verdanken gewesen: „Seither sind die Zahlen sprunghaft angestiegen“.

Vor 15 Jahren habe er im Frühjahr 38 Feldhasen gezählt, heute seien es 180. Er bejage die Raubtiere intensiv, anders sei dem Hasen nicht zu helfen. Angesichts solcher Zahlen werde in diesem Revier aber auch der Hase bejagt, um eine Überpopulation zu verhindern.

Im vergangenen Jagdjahr habe er etwa 40 Exemplare erlegt. Maximal 20 Prozent des Spätjahrbesatzes würden entnommen. Der lag 2022 über 220 Tieren. In vielen Revieren, weiß Frank Schröder, sehe es anders aus. Weil dort die Zahlen teils sehr niedrig seien, werde auf die Bejagung verzichtet.

Symbol der Fruchbarkeit?

Und wie kommt der Feldhase mit dem Klimawandel zurecht? Da sieht Volker Späth geringere Probleme: „Als ehemaliger Steppenbewohner wirken sich Trockenheit und Wärme positiv aus, vor allem auch auf die Reproduktion und Jungensterblichkeit“. Ein Aber schiebt er nach: „Wenn nach drei Monaten ohne Niederschlag die Vegetation vertrocknet, können lokal auch Nahrungsengpässe entstehen“.

Als Symbol für Fruchtbarkeit, als das der Feldhase schon in der Antike galt, tauge er nicht mehr: „Ich denke, das Schwarzwild hat ihn mittlerweile klar übertroffen“. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.

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