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Nachruf

Hänferdorf-„Bürgermeister“ mit großem Herz: Bühl trauert um Willi Berdon

Er gilt als Symbolfigur des Hänferdorfs: Willi Berdon. Dass sich der Stadtbezirk zu einem der schönsten Quartiere in Bühl entwickelte, ist mit sein Verdienst. Nun ist Berdon im Alter von 90 Jahren gestorben.

Portrait Mann
„Mr. Hänferdorf“: Willi Berdon hat viel für sein Bühler Stadtquartier bewegt. Jetzt ist er im Alter von 90 Jahren gestorben. Foto: Hermann Seiler

Das Bühler Hänferdorf lag ihm stets am Herzen. Noch im September 2021 sagte er im Gespräch mit der Redaktion dezidiert seine Meinung. Es ging um den Neubau an der Stelle es ehemaligen Schuhhauses Meier am Johannesplatz. Den Abriss hielt Berdon damals für nicht vermeidbar, der „Bürgermeister“ des Hänferdorfs forderte aber explizit den Erhalt der übrigen Bestandsgebäude in Bühls schönstem Stadtquartier.

Er war ein Mahner für eine maßvolle Stadtentwicklung. Jetzt ist Willi Berdon im Alter von 90 Jahren gestorben. Berdon darf man getrost als Symbolfigur des Hänferdorfs bezeichnen.

Natürlich kennt man ihn als „Bürgermeister“, aber auch als Fastnachter gehörte er in Bühl zu den Protagonisten. 2006 sorgte er mit den Narren von Alt Hänferdorf für Schlagzeilen. Berdon und Co riefen zur Revolution gegen die allmächtige Narrhalla auf. Die hatte beschlossen, dass der Fastnachtsumzug nicht mehr durch das Hänferdorf führen sollte.

Ein Affront für die Bewohner, die seit Jahr und Tag mit ihren Umzugswagen und -gruppen den Bühler närrischen Lindwurm bereicherten und bei der Prämierung das Siegerpodest abonniert hatten. Willi Berdon ist ein echter Hänferdörfler.

Willi Berdon war als Laufbursche für die legendäre „Blume“-Marie im Einsatz

Berdon wuchs zusammen mit seinem Bruder Arnold in der Mühlenstraße auf. 1943 traf ihn und seine Eltern ein heftiger Schicksalsschlag, denn Arnold Berdon fiel im Zweiten Weltkrieg in Russland. Schon als Schüler war Willi Berdon sportbegeistert, sein Vater Willi senior war Oberturnwart beim TV Bühl. Das Turnen wurde im damit in die Wiege gelegt. Dazu spielte er Handball.

Früh musste er ans Geldverdienen denken: Als Laufbursche war er für die legendäre „Blume“-Marie, die Wirtin Marie Martini im Einsatz. Das einstige Bühler Traditionsgasthaus liegt direkt gegenüber des Berdonschen Anwesens. Da hat er „für das Leben gelernt“.

Am 2. Januar 1947 begann der die Ausbildung zum Elektroinstallateur im Fachgeschäft von Hermann Braun (ehemals Blumenstraße), die Gesellenjahre führten ihn nach Rastatt und Stuttgart. In der schwäbischen Großstadt lernte er seine heutige Ehefrau Anni, geborene Riedl, kennen. Es war im Hotel Hansa, wo Anni arbeitete und Willi für seinen Arbeitgeber, die Firma Fritz Eisele, als Elektriker tätig war.

Jahrzehnte für die Bühler Stadtwerke tätig

Die Hochzeitsglocken läuteten am 20. Dezember 1958, zwei Söhne bekam das Paar, Peter und Rolf, mit Peter und Martin vergrößern zwei Enkel die Familienbande. Willi Berdons Weg führte nach dem Gastspiel im Württembergischen wieder nach Bühl, am 2. Juni 1958 begann er bei den Stadtwerken als Monteur, später wurde er Obermonteur.

Gut 37 Jahre lang erwarb er sich in verantwortungsvoller Position Verdienste. Für die städtischen Arbeiter engagierte sich der Gewerkschafter mehr als 26 Jahre lang im Personalrat sowie als Vertrauensmann im Arbeitsausschuss, zudem engagierte er sich in der Elektro-Innung. Für sein Engagement erfuhr er Ehrungen, eine davon ist die 2011 verliehene Landesehrennadel.

Und wenn heute das Hänferdorf die gute Stube Bühls ist, so war das zu Willi Berdons Kinder- und Jugendzeit ganz anders. Es war das Quartier der einfachen Leute. Wo sich heute der Brunnenplatz befindet, stand einst das Armenhaus. Willi Berdon kannte sie alle, die vielen und spannenden Geschichten aus Bühl.

Er hat sich nie ins Bockshorn jagen lassen, auch in Sachen Hänferdorf nicht. Für die Sanierung kämpfte er bei vier Rathauschefs: Erich Burger, Ulrich Wendt, Gerhard Helbing und Hans Striebel. Anfänglich waren die Widerstände groß, berichtet Berdon. In den letzten Jahren ist er dann altersbedingt ein bisschen kürzer getreten. Seine Fürsorge galt zuletzt vor allem seiner Ehefrau Anni, die einen Schlaganfall erlitten hatte.

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