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1967 ging’s los

Die 65. Ausgabe der Neusatzer Heimatgrüße ist eine ganz besondere

Die Heimatgrüße aus dem Bühler Stadtteil Neusatz sind ein Dauerbrenner. In der 65. Ausgabe steht das Ortsjubiläum im Mittelpunkt.

Ein Mann steht mit einem Heft an einem Briefkasten
Wolfgang Weber hilft als Vorsitzender des Heimatvereins und Mitglied des Redaktionsteams bei der Verteilung der Neusatzer Heimatgrüße. Foto: Patricia Klatt

Die Neusatzer Heimatgrüße des Heimatvereins sind nicht „irgendeine“ Publikation. Wie in anderen Orten auch, wird auf diese Weise das zurückliegende Jahr bilanziert, mit informativen Texten und reich bebildert. Was die Neusatzer Heimatgrüße aber abhebt von anderen Veröffentlichungen dieser Art: Sie sind jetzt zum bereits 65. Mal erschienen und damit rund um Bühl eines der ältesten Produkte dieser Art, wenn nicht das langlebigste überhaupt.

Das Alter sieht man den Heimatgrüßen ganz und gar nicht an. Nach einem „Lifting“ im vergangenen Jahr kommen sie geradezu jugendlich frisch daher. Der Auftritt war überarbeitet worden, Judith Märkle aus Karlsruhe kümmert sich seither um das Layout. Das Premierenergebnis fand viel Beifall.

775 Jahre Neusatz stehen im Mittelpunkt

Die Vorarbeiten leistet ein Redaktionsteam um Patricia Klatt und Wolfgang Weber, die Schriftführerin und der Vorsitzende des Heimatvereins. Das bedeutet eine ganze Menge Arbeit: „Im Oktober und November hatte ich sehr wenig anderes machen können“, sagt Patricia Klatt.

Die Heimatgrüße 2023 sind die dritte Ausgabe, die das neue Team verantwortet. Geprägt wird sie durch das Jubiläum 775 Jahre Neusatz, das der Bühler Stadtteil im Juli mit einem „Fest der Vereine“ feierte.

Diesem Jubiläum haben die Macher der Heimatgrüße den ihm zustehenden Umfang eingeräumt. Rund ein Fünftel der 106 Seiten widmen sich diesem Thema.

Die Positionierung in der Heftmitte unterstreicht symbolisch die zentrale Bedeutung dieses Jubiläums. Und natürlich gebührt dem Jubiläum auch das Titelbild: Das von Bernhard Margull aufgenommene Foto dokumentiert einen Neusatzer 775er-Beitrag zum Zwetschgenfestumzug in Bühl.

Der Bühler Oberbürgermeister Hubert Schnurr formuliert es in einem Grußwort so: Das Jubiläum stehe für jahrhundertelange Kontinuität, Rückbesinnung und Wissen um die eigenen Wurzeln. „Denn unsere höchstpersönliche Identität findet sich zu einem beträchtlichen Teil in der Geschichte unseres Ortes und unserer Heimat“, so Schnurr.

Weltmeister aus Neusatz

Die Heimatgrüße erinnern nicht nur an die zahlreichen Veranstaltungen rund um das Jubiläum, sie nehmen auch mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Orts. Am Anfang war das Wort: Die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1248 hat ihre Ursache in einem Streit, und schon damals ging es letztlich ums Geld: Das Kloster Allerheiligen und Ritter Reinhard von Windeck stritten über Besitz und Einkünfte aus einem Gutshof. Eine Abschrift der Urkunde übergab Wolfgang Weber beim Neujahrsempfang an Ortsvorsteher Hans-Wilhelm Juchem.

Doch trug sich in Neusatz in den zurückliegenden zwölf Monaten noch viel, viel mehr zu als die Jubiläumsfeiern. Da ist etwa die umfangreiche Kirchenrenovierung, über deren Fortgang Architekt Alfons Burkart berichtet. Da gibt es Weltmeisterliches zu berichten: Die Rennrodelgemeinschaft Weißer Blitz, deren 50-jähriges Bestehen ebenfalls gewürdigt wird, richtete die zum fünften Mal ausgetragen Rollenrodel-Weltmeisterschaft aus. Ein Titel blieb in Neusatz: Michelle Armbruster und Niko Hörth dürfen sich Weltmeister im Doppel nennen.

Und da ist das Kloster Neusatzeck und dessen Weg zur Kloster-Oase, der ausführlich beschrieben wird. Der Blick geht aber auch zurück in jene Zeit, als die Schwestern hier noch zu Hause waren. Erika Kohler lebt von Kindheit an in der Nachbarschaft des Klosters und erinnert sich an das Zusammenleben.

Darüber hat Karl-Heinz Jutz mit ihr gesprochen, der einst die Neusatzer Heimatgrüße begonnen hat und heute immer noch als Autor mitwirkt. Jutz führt auch das Neusatzer Wörterbuch fort, um so den Dialekt zu fördern. Ein Beispiel: „d’r nämmli Vadder“ bedeutet „der gleicht dem Vater“.

Eine Bühne für Neusatzer Vereine

Wie gewohnt bieten die Heimatgrüße auch den Vereinen eine Bühne. Das schlägt sich in 14 Artikeln nieder und reicht von den Alt-Windeck-Schützen über die Feuerwehrabteilung und den Ski-Club bis zur Trachtenkapelle Grüne Jäger. Diese mehr als 30 Seiten dokumentieren nicht nur das Jahr aus Vereinssicht, sie belegen auch die Lebendigkeit des Dorfs.

Den Heimatbrief verteilte der Heimatverein in Neusatz und Waldmatt. Exakt 487 Exemplare gehen an Neusatzer in aller Welt. Die Grüße an Neusatzer in fernen Ländern sind die Keimzelle der heutigen Veröffentlichungen. Los war es 1967 gegangen, mit gleich zwei Ausgaben im August und Dezember, in denen auf wenigen Seiten über das Geschehen in der Heimat berichtet wurde.

Manches hat sich seither verändert, anderes ist geblieben: Bis heute finanziert der Heimatverein die Publikation über Spenden; der Ortschaftsrat hat eine Kostenbeteiligung an der Jubiläumsausgabe bewilligt.

Dass die Neusatzer Heimatgrüße auf diese Weise möglich gemacht werden, deutet auch auf eine andere Kontinuität hin: Sie sind längst schon zu einem Dauerbrenner geworden und immer noch gefragt.

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