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Automobiler Protest in Bühl

IG Metall organisiert im Tarifstreit Aktionen bei Schaeffler und Bosch in Bühl

Im Tarifstreit mit Südwestmetall kündigt die IG Metall einen Aktionstag an. Bei Schaeffler und Bosch in Bühl soll es eine Protestaktion geben. Die Arbeitnehmer sind empört über Forderungen nach dem Abbau sozialer Errungenschaften.

IG-Metall-Wecker
Die Uhr tickt: In den Tarifverhandlungen der Metaller gibt es keine Fortschritte. Ende Februar läuft die geltende Vereinbarung aus. Foto: Bernhard Margull

Die IG Metall Offenburg macht im laufenden Tarifkonflikt auch in Bühl mobil. Für Donnerstag, 4. Februar, kündigt sie Aktionen bei den beiden größten Arbeitgebern der Stadt an. Bei Schaeffler ist für 5 Uhr eine Parkplatzaktion geplant, um 12 Uhr soll es eine Autokundgebung samt -korso geben. Auch bei Bosch wird automobil demonstriert.

Gemeinsamer Treffpunkt ist um 11.30 Uhr bei der Bosch-Zufahrt im Bühler Industriegebiet Süd. „Vermummung ausdrücklich erwünscht“ heißt es mit Blick auf die Corona-Pandemie auf einem Flyer. Dieser wurde bei Schaeffler gestaltet. Unter der Überschrift „Zukunft nur mit uns“ ist die Rede von „Abbauphantasien im Windschatten der Corona-Krise“.

Die geplante Verlagerung von Produkten ins Ausland verschärfe die angespannte Situation noch. Aktuell will Schaeffler in Bühl etwa 340 Stellen abbauen, „und es ist zu befürchten, dass der Personalabbau auch in den nächsten Jahren nicht aufhört“, heißt es in dem Flyer.

Ahmet Karademir, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Offenburg, spricht von sehr schwierigen Tarifverhandlungen. Die Arbeitgeber legten eine Aggressivität an den Tag, wie sie es in Deutschland sonst nirgendwo gebe und er sie in 21 Jahren als hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär noch nie erlebt habe.

Sanierung über Personalabbau

„Sie wollen ins Tarifherz eingreifen und gleichzeitig bei Verlagerungen und Umstrukturierungen frei entscheiden dürfen. Das geht nicht.“ Auch Bosch und Schaeffler wollten sich über einen Personalabbau sanieren. Die Gewerkschaft zähle aber den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Standortsicherung zu ihren wichtigsten Aufgaben.

Jetzt sehe sie sich mit Forderungen wie dem Abbau der Alterssicherung und dem Verzicht auf Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld konfrontiert. Ein Vorschlag ziele auch darauf, Sonderzahlungen oder auch Schichtzuschläge nur dann auszuzahlen, wenn es dem Betrieb gut gehe: „Aber wer definiert dann gut? Das wollen sie selbst machen.“ Einen Einigungswillen erkenne er bei den Arbeitgebern nicht und verweist schon mal auf den 1. März: Dann endet die Friedenspflicht.

Auf die laufenden Verhandlungen zur Standortsicherung bei Bosch habe die Tarifauseinandersetzung keine Auswirkungen, sagt Betriebsratsvorsitzender Klaus Lorenz. Im Dezember sei ein Eckpunktepapier beschlossen worden, es werde aber weiter verhandelt. Er hofft, dass in zwei Monaten eine für beide Seiten annehmbare Regelung gefunden sein wird. Zu den Details machte er keine Angaben, der Stellenabbau werde aber längst nicht so gravierend ausfallen wie befürchtet.

Vier Prozent mehr Lohn gefordert

Die wegfallenden Stellen sollen sozialverträglich und auf freiwilliger Basis über Altersteilzeit und Vorruhestand abgebaut werden. Ursprünglich waren bis zu 1.700 Arbeitsplätze genannt worden, die einer Teilverlagerung von Entwicklung und Produktion nach Serbien zum Opfer fallen könnten. Die Forderung nach vier Prozent mehr Lohn unterstützt Lorenz: „Es muss was in der Kasse geben.“

Doch sei dies nur eine Aspekt. Der Übergang vom Verbrenner zum E-Motor und die Digitalisierung würden Arbeitsplätze kosten. Wenn eine kürzere Arbeitszeit helfe, Beschäftigung zu sichern, dann seien diese vier Prozent auch als Teilkompensation zu verstehen.

Volker Robl, der Betriebsratsvorsitzende von Schaeffler in Bühl, sieht die Arbeitgeber „einmal mit dem Rotstift durch soziale Errungenschaften“ gehen. Die Zulieferer der Automobilindustrie hätten nicht erst in der Corona-Krise Umsatzeinbußen erlitten. Die Umstellung vom Verbrenner auf den E-Motor habe überall Restrukturierungen zur Folge, Arbeit werde in Billiglohnländer verlegt, und nun gebe es noch Tarifforderungen der Arbeitgeber, die ein Tiefpunkt seien.

Corona werde benutzt, um auf dem Rücken der Arbeitnehmer weitere Einschnitte anzukündigen. Auf Standortebene bemühten sich auch die Arbeitnehmer um Lösungen. Dazu gehöre etwa ein Altersteilzeitprogramm. Das beruhe aber auf Freiwilligkeit, und daran dürfe sich nichts ändern. Gerade der drohende Verlust der Alterssicherung beschäftige die Kolleginnen und Kollegen besonders.

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