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Radtour mit dem OB

In Bühl zeigt sich an einigen Stellen der Klimawandel

Auf den Spuren des Klimawandels radelte eine Gruppe zu aktuellen Beispielen vom Stadtgarten über den Waldhägenich, Weitenung bis nach Eisental.

Elke Gottschall und Ingrid Krauth kümmern sich zeitintensiv um das Kräuter- und Blumenbeet oberhalb der Wassertretstelle in Eisental.
Das Kräuter- und Blumenbeet in Eisental pflegen Elke Gottschall (rechts) und Ingrid Krauth (dritte v. rechts). Die Blüten ziehen zahlreiche Insekten und Falter an. Foto: Foto: Andreas Bühler

Bei frischen 13 Grad begab sich die Radlerschar mit Oberbürgermeister Hubert Schnurr auf die rund 20 Kilometer lange Strecke „Auf den Spuren des Klimawandels“.

Bereits am Start im Stadtgarten erläuterte Bühls Klimamanager Martin Andreas die wichtige Funktion des alten Baumbestandes und vor allem der Bühlot, „die in den Hitzesommern in der Umgebung von bis zu 150 Meter für eine Temperaturdifferenz von bis zu sechs Grad sorgt. Und wirklich jeder Baum ist enorm wichtig für den Klimaschutz in unserer Stadt.“

Schutz bei Regenfluten

Im Waldhägenich zeigte Viviane Walzok wie der Zweckverband Hochwasserschutz umfangreiche Vorkehrungen für die sich häufenden Starkregenereignisse trifft. „Wir reagieren auf das Wetter und rechnen mit einem höheren Puffer aufgrund des Klimawandels dazu“, stellte die Verbandsgeschäftsführerin bezüglich des notwendigen Hochwasserschutzes fest, der durch den Entlastungsstollen für die Bühler Innenstadt für ein 100jährliches Hochwasser ausgelegt sei.

Hier in der Ebene vertrocknen die Bäume im Hitzesommer
Martin Damm, Leiter Abteilung Forst

„Die ersten Maßnahmen wurden im Bereich Waldhägenich bereits in den 90er-Jahren umgesetzt. Jetzt steht als nächstes Projekt im nächsten Jahr in Steinbach auf Höhe der Sportschule der weitere Ausbau des Hochwasserschutzes an“, ging Walzok auf die stete Verbesserung des Schutzes in der Region ein.

Pappeln rafft die Hitze hin

„Hier in der Ebene vertrocknen die Bäume im Hitzesommer und im Herbst saufen sie ab“, brachte es Martin Damm als Leiter der städtischen Abteilung Forst auf den Punkt.

Er verwies auf eine kahle Fläche auf der teils 50 Jahre alte Pappeln in den vergangenen Hitzesommern zugrunde gegangen sind. „Wir schauen, dass wir hier so schnell wie möglich mit neuen, südlichen Baumarten wie etwa Tulpenbäume oder Platanen und Arten aus dem eigenen Portfolio wie etwa Stileiche und Hecken einen neuen klimastabilen Wald aufbauen. Das geht aber nicht so schnell wie in der Landwirtschaft sondern dauert Jahrzehnte“, gab der Revierförster zu bedenken.

Den wirtschaftlichen Schaden versuche man mit einer zeitigen Holzernte für die Säge- und Möbelindustrie so gut wie möglich einzudämmen“, sagte Damm und verwies auch auf die wichtige Funktion von Totholzlagern als Lebensraum.

Das Grundwasser sinkt

Nach einem Abstecher über den Hofladen von Yvonne Zick und Matthias Markolf, die unter anderem regionales Obst und Gemüse, Brot und ein reichhaltiges Sortiment von Produkten vom Schaf und Lamm bis hin zum selbst gemachten Eis aus Schafmilch anbieten, ging es nach Weitenung zu Deckers Biohof, der sich dem nachhaltigen Demeter-Konzept mit Lieferservice verschrieben hat. „In zwei Wochen ist es soweit, dann besteht dieser Demeter-Hof bereits 50 Jahre“, stellte Christoph Decker fest.

Seitdem habe sich viel gewandelt, vor allem das Klima. „wir müssen lernen mit den Wetter-Extremen umzugehen. Der Grundwasserpegel sinkt und wegen des Pfc-Problems können wir Brunnen an vielen Stellen nicht mehr nutzen“, gab er zu bedenken. Schonende Bodenbearbeitung, Aussaat statt Pflanzung sowie schützende Heckenstreifen am Rande der Felder sowie das Sammeln von Regenwasser seien notwendige Maßnahmen, die den Wasserbedarf eindämmen sollen.

Böden sind zu wertvoll

„Unsere Böden hier sind einfach zu wertvoll, um großflächig Mais und Getreide für Viehfutter zu erzeugen“, kritisierte Biohof-Inhaberin Helga Decker die Anbaustrategie der landwirtschaftlichen Betriebe in der Region. ein Problem sei die kleinparzellige Landwirtschaft in der Region „wegen der wir hier nicht wettbewerbsfähig sind.

Deshalb müssen wir viel zukaufen auch aus dem Ausland“, räumte die Inhaberin in Bezug auf die bewirtschaftete Fläche von rund 20 Hektar ein.

Oase in Eisental

In Eisental freute sich Klimamanager Martin Andreas über „diese Oase inmitten der Monokultur Wein“ und bedankte sich für das große Engagement von Elke Gottschall und Ingrid Krauth, die oberhalb des Wassertretbeckens im Betschgraben eine grüne Oase mit vielerlei Pflanzen von der Wildrose über eine stattliche Zahl ausgesuchter Heilkräuter in einem malerischen Ensemble über Jahre hinweg zusammengestellt haben.

Für Insekten gibt es ein Zuhause in Totholz, einen Hummelbalken und ein Sandarium für die Bodennister. „Hier gibt es ein reichhaltiges Nahrungsangebot mit Blüten von Januar bis in den November. Mittlerweile haben wir hier eine Artenvielfalt von Insekten, Käfern, Spinnen sowie Faltern bis hin zu seltenen Schmetterlingen“, fächerte Ingrid Krauth auf.

Der Aufwand für die Pflege der über 150 Pflanzenarten ist enorm. „Pro Monat mindestens zwei Einsätze mit Helfern, da kommen übers Jahr schon rund 340 Stunden zusammen“, sagte Elke Gottschall. Im Hitzesommer sei die Versorgung der Pflanzen mit Wasser eine Herausforderung. „Das ist ein tolles Beispiel für einen Klimagarten, nicht nur für Eisental, sondern auch für Bühl“, gab Klimamanager Martin Andreas zu verstehen.

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