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Anschlussunterbringung wird wichtiger

Integrationsbericht: Bühl erwartet weiter steigende Zahlen

Der Integrationsbericht prognostiziert für Bühl weiter steigende Zahlen an Geflüchteten. Die Schwerpunkte der Arbeit verschieben sich etwas. Was bleibt, ist die Bedeutung des Ehrenamts.

Auf einer Tafel steht bei einem Integrationskurs für Frauen "Ich heiße..., Ich komme aus..., Wie geht es dir?" und "mir geht es...".
Sprachunterricht ist ein zentraler Baustein der Integration. Das ist auch dem Bericht zu entnehmen, den die Bühler Integrationsbeauftragte Svenja Gerbendorf dem Gemeinderat vorlegte. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Die Bühler Stadtverwaltung fährt bei der Flüchtlingsunterbringung auf Sicht: „Damit sind wir bisher gut hingekommen“, sagte der Bühler Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne) im Gemeinderat. Derzeit sehe es auch so aus, dass bis Mitte oder Ende des nächsten Jahres keine zusätzlichen größeren Gebäude benötigt würden. Der Anlass für diese Feststellung war der Integrationsbericht, den die Integrationsbeauftragte Svenja Gerbendorf vorstellte. Demnach ist die Zahl der in Bühl lebenden Ausländer von 2013 bis 2022 um rund 70 Prozent auf 5.432 gestiegen. Der Landkreis betreibt im Kloster Neusatzeck und in der Rittersbacher Blume vorläufige Unterbringungen.

Das sind insgesamt 170 Plätze. Damit hat Bühl im Landkreis nach der Stadt Rastatt die meisten Geflüchteten in Gemeinschaftsunterkünften.

Anschlussunterbringung rückt in Bühler Fokus

Mehr im Fokus steht laut Gerbendorf aber mittlerweile die Anschlussunterbringung. Hier sind derzeit 386 Geflüchtete untergebracht. Zum Vergleich: 2015/16 waren es in der Spitze 146 Geflüchtete. Bis Mitte nächsten Jahres wird Bühl demnach weitere 80 Plätze in der Anschlussunterbringung benötigen.

Die Erfahrung zeige, „dass zwei Drittel der Menschen dauerhaft in dieser Unterbringungsform wohnen bleiben, da sie auf dem freien Wohnungsmarkt nur wenig Chancen haben“. Damit rücke auch die Integration der Menschen, die dauerhaft in Bühl bleiben werden, in den Mittelpunkt. Dies binde enorme Kapazitäten und sei eine „prozesshafte Aufgabe, die auch dann nicht endet, wenn die Zahlen der hier ankommenden Geflüchteten wieder zurückgehen sollten“.

Der Integrationsbericht zeigt auch, wie wichtig bei dieser Aufgabe das Ehrenamt ist. Im zurückliegenden Jahr sind etwa 20 Helferinnen und Helfer dazugekommen, so dass die Stadt derzeit auf die Unterstützung von 80 Personen setzen kann. Sie engagieren sich in 15 Arbeitsgruppen, die meisten in mehreren davon.

Integrationskonzeption wird erarbeitet

In ihrem Ausblick sieht Gerbendorf die Integration in den regulären Wohnungsmarkt massiv an Bedeutung gewinnen. Eine weitere Herausforderung sei es, dass mittlerweile große Gruppen in verschiedenen Stadien der Integration in Bühl lebten. Daraus zieht sie den Schluss, „dass die Strukturen zur Bewältigung und Integration der hier Ankommenden nachhaltig aufgebaut und verstärkt werden müssen“. Sie kündigte dafür eine Integrationskonzeption an. Das solle helfen, die Integration „trotz der sehr stark angestiegenen Zahlen strukturiert und planvoll angehen zu können“, heißt es im Integrationsbericht.

Die Sprecher der Fraktionen würdigten vor allem dieses ehrenamtliche Engagement und bezogen dabei auch die Tafel mit ein. Sie machten aber auch deutlich, dass „der Landkreis und die Kommunen die Last der Integration zu tragen haben“, wie es Georg Feuerer (CDU) sagte.

Das Grundproblem bleibe, so Pit Hirn (SPD), dass immer mehr Flüchtlinge kämen „und die Kommunen irgendwann nicht mehr in der Lage sind, die Menschen so zu integrieren, wie es nötig wäre“. Ähnlich argumentierte Johannes Moosheimer (FW): „Wenn immer neue Flüchtlinge kommen, steht uns das Wasser irgendwann bis zum Hals.“ Angesichts der Krisen auf der Welt hatte Walter Seifermann (GAL) das Gefühl, „dass es nicht weniger werden wird. Wir müssen uns dem Problem stellen und versuchen, es zu lösen.“

Gemeinderat würdigt Bühler Ehrenamtliche

Wie viel Personal der Stadtverwaltung diese Aufgabe binde, könne nicht gesagt werden, meinte Bürgermeister Jokerst. Dazu müsste zuerst die Frage geklärt, wie weit man Integration fasse, entgegnete er auf eine Frage von Karl Ehinger (Freie Liste Bühl), der die Formulierung von der Migration als „Mutter aller Probleme“ als etwas übertrieben bezeichnete. Jokerst dazu: „In Bühl ist es nicht die Mutter aller Probleme.“

Bernd Bross (CDU) wies auf die Vereine hin, die einen wichtigen Beitrag leisteten: „Die Leute müssen hier dazugerechnet werden.“ Das bestätigte Jokerst: „Das ist mittlerweile ein Selbstläufer. Die Vereine machen eine super Arbeit.“

Margret Burget-Behm (CDU) kritisierte, dass auch Arbeitgeber Unsicherheiten ausgesetzt seien. Es komme vor, dass sie einen Arbeitsplatz mit einem Geflüchteten besetzten und dieser plötzlich abgeschoben werde. „Solche Fälle gibt es immer wieder und sind bedauerlich“, antwortete Jokerst. „Manchmal klemmt es ein halbes Jahr lang an einem einzigen Zettel.“ Wichtig sei deshalb eine Entbürokratisierung.

Die Sprache sei der Schlüssel, konstatierte Lutz Jäckel (FDP), „und daran wird gearbeitet“. In Bühl gibt es laut Integrationsbericht auf verschiedenen Ebenen eine ganze Reihe von Sprachkursen. Gemeinsam mit dem Landratsamt hat die Stadt etwa das Kursformat „Sprachbegegnungen 50+“ geschaffen, das sich nicht nur in regulärem Sprachunterricht erschöpft, sondern auch Aktivitäten in der Stadt vorsieht, um in Kontakt mit der Bevölkerung die Sprachkenntnisse zu festigen.

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