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85 Prozent CO2-Ausstoß einsparen

Klimaneutralität bis 2030 ist für Bühl nicht erreichbar

Nach dem Klimanotstand und dem Beitritt zum Klimaschutzpakt will der Bühler Gemeinderat bis 2030 klimaneutral werden. Klimaschutzmanager Martin Thiele erklärte dem Umweltausschuss: Das ist nicht zu schaffen.

Bühl
Klimaneutralität rückt in weite Ferne: Bühl schafft es bis ins Jahr 2030 nicht und selbst im Jahr 2040 werden bei der Stadt nur C02-Einsparungen in der Größenordnung von 85 Prozent erreicht. Foto: Ulrich Coenen

Bühl kann in diesem Jahrzehnt nicht mehr klimaneutral werden. Mit diesem Problem beschäftigte sich der Klima- und Umweltausschuss. Am 20. Januar ist die Stadt dem Klimaschutzpakt zwischen dem Land und den kommunalen Landesverbänden beigetreten. Dies war der breiten Mehrheit des Gemeinderates (bei nur einer Gegenstimme der AfD) und der Stadtverwaltung nach dem Ausrufen des Klimanotstands in Bühl im Jahr 2019 wichtig.

Karl Ehinger (FW) wollte in der Debatte im Januar wissen, ob eine Klimaneutralität im Jahre 2040 nicht zu spät komme und empfahl das Beispiel Tübingen. Die Universitätsstadt wolle bereits 2030 klimaneutral sein. Der Gemeinderat forderte die Verwaltung damals auf zu prüfen, ob es möglich sei, eine klimaneutrale Stadtverwaltung bis 2030 zu erreichen. Der Klimaschutzpakt fordert dies erst für 2040.

Das Ziel 2030 ist offensichtlich nicht zu erreichen und selbst 2040 ist keine völlige Klimaneutralität in Sicht. Martin Thiele, Klimaschutzmanager der Stadt, ging dieser Frage in seinem Statusbericht „Klimaneutrale Stadtverwaltung“ vor dem Klima- und Umweltausschuss nach.

Zunächst definierte Thiele den Begriff Klimaneutralität: „Das ist der Zustand, in dem menschliche Aktivitäten zu keinen negativen Auswirkungen auf das Klimasystem führen.“ Er sprach von einem Gleichgewicht zwischen Rohstoffverbrauch auf der einen und Produktion beziehungsweise Kompensation auf der anderen Seite.

Externe Dienstleistungen werden in der Bilanz nicht berücksichtigt

Der Klimaschutzmanager stellte den Bilanzrahmen vor, auf dem seine Untersuchung basiert. Städtische Liegenschaften und Anlagen, egal ob in kommunalem Eigentum oder gemietet, der Energieverbrauch von Geräten und die dienstliche Mobilität der Beschäftigten werden einbezogen. Nicht im Bilanzrahmen berücksichtigt werden vermietete Liegenschaften, Beschaffungen, externe Dienstleistungen und die „Graue Energie“, die für die Herstellung von Produkten benötigt wird.

Thiele schlüsselte die Energieträger für die kommunalen Gebäude auf. Dabei zeigte sich, dass Erdgas mit Abstand die größte Rolle spielt. Daneben sind Nahwärme, Heizöl und Haushaltsstrom bedeutend. Thiele nannte auch die Bühler Straßenbeleuchtung mit insgesamt 7.400 Leuchtpunkten.

Seit Beginn der Umstellung auf LED ist der Energieverbrauch um 60 Prozent auf 750 MWh im Jahr 2020 gesunken. Insgesamt liegen die städtischen Liegenschaften bei jährlich 7000 Tonnen CO2, die Straßenbeleuchtung bei 300 Tonnen. Die Dienstmobilität ist so klein, dass sie nicht ins Gewicht fällt.

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Zwei Szenarien für die Klima-Zukunft in Bühl

Für die Zukunft beschrieb Thiele zwei Szenarien. Für 2030 hält er Einsparungen in der Größenordnung von 42 Prozent möglich, 2040 sollen es 85 Prozent sein. Thiele spricht von „weitestgehend klimaneutral“.

Dafür sollen der Primärenergiebedarf durch rationelle Energieverwendung und die Substitution fossiler Energieträger durch regenerative positiv beeinflusst werden. Der Klimamanager nannte unter anderem dekarbonisierte „grüne“ Gase und Biomasse. Bei der Straßenbeleuchtung sei das Einsparpotenzial endlich. „Es sei denn, man entschließt sich Bühl generell abzudunkeln“, meinte er.

Andere Kommunen bezeichnen sich jetzt schon als klimaneutral.
Daniel Fritz, Stadtrat (CDU)

Den Ausschussmitgliedern ging das nicht in allen Punkten weit genug. Johannes Moosheimer (FW) forderte, die externen Dienstleister und die Beschaffungen in die Bilanz einzubeziehen. Auch Ludwig Löschner (GAL) wollte die externen Dienstleister steuern. „Dekarbonisierte Gase klingt gut“, warnte er. „Die sind aber in der Herstellung so energieintensiv und damit wertvoll, dass wir sie nicht verbrennen können.“

„Andere Kommunen bezeichnen sich jetzt schon als klimaneutral“, stellte Daniel Fritz (CDU) fest. „Wieso schaffen wir das nicht trotz aller Anstrengungen?“ Franz Fallert (FW) konstatierte, dass die Stadt viel Geld in die Hand nehmen müsse, um das Ziel zu erreichen. Er forderte für energetische Sanierungen von Gebäuden Mittel in den Haushalt einzustellen.

Dies geschehe bereits in erheblichem Umfang, konterte Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW). Es seien jährlich 1,2 Millionen Euro für Gebäudeunterhalt, die trotz der Haushaltssperre nicht gekürzt worden seien.

„Die Verwaltung wird dem Gemeinderat verschiedene Energiestandards bei Neubauten oder Sanierungen vorschlagen“, sagte Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne). Das letzte Wort, auch über die Kosten, hat dann das Stadtparlament.

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