
Zuerst die schlechte Nachricht: Der Konjunkturklimaindex der Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe ist im Herbst auf 98 (Frühsommer: 116) Punkte eingebrochen. Das ist der tiefste Stand nach Beginn der Corona-Krise.
Jetzt die gute Nachricht: Das Konjunkturklima der Unternehmen zwischen Bruchsal und Bühl ist vor allem deshalb abgekühlt, weil nur noch 12 (zuvor: 23) Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer optimistisch in die Zukunft sehen.
Die Zahl der Pessimisten ist um 14 Prozentpunkte auf 39 Prozent hochgeschnellt.
42 Prozent der Unternehmen berichten von gut laufenden Geschäften
Da der Konjunkturklimaindex aber nicht nur die Geschäftserwartungen aufgreift, sondern auch die aktuelle Situation, lässt sich eine positive Botschaft finden.
Trotz Energiepreis-Ängsten, Fachkräftemangel und gedrückter Konsumlaune berichten aktuell noch 42 (zuvor: 48) Prozent der Unternehmen von gut laufenden Geschäften. Weitere 47 Prozent sind immerhin noch zufrieden.
Kritisch sehen ihre Situation unverändert 11 Prozent. Und speziell im Gastgewerbe – eine leidtragende Branche während der Lockdowns – ist der Geschäftslagesaldo zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Pandemie wieder im positiven Bereich.
Der düstere Blick in die Zukunft von vielen Unternehmern besorgt IHK-Präsident Wolfgang Grenke – so viel Pessimismus herrschte zuletzt im Krisenjahr 2009 in der Region.
Die Energiepreise werden auf längere Sicht als besondere Belastung bestehen bleiben.Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe
Das größte Risiko seien die Energiepreise. „Diese werden auf längere Sicht hoch sein und damit als besondere Belastung bestehen bleiben“, so Grenke.
„Die eigentliche Kostenlawine dürfte die Unternehmen erst in den nächsten Monaten erfassen“, führt er fort – denn dann laufen etliche langfristige Gas- und Stromverträge aus und müssen neu verhandelt werden.
Grenke dringt daher auf den schnellen Ausbau von erneuerbaren Energien, der Stromnetze und der Gas- und Wasserstoffinfrastruktur.
„Acht Prozent der energieintensiven Industriebetriebe denken angesichts der hohen Kostenbelastung darüber nach, die Produktion – und damit auch Arbeitsplätze – aus Deutschland ins Ausland zu verlagern“, schreibt die IHK nach ihrer Auswertung der Umfrageergebnisse.
54 Prozent der Unternehmen wollen gegen die Krise ankämpfen, indem sie ihr Energiemanagement verbessern – also Strom- und Gasverbrauch einsparen. Jeder zweite Betrieb versucht, die höheren Kosten an die Kundschaft weiterzugeben.
Am ehesten gelinge das der Industrie, da langfristig orientierte Kunden ihre Lieferanten ungern wechselten, analysiert die IHK. „Im Einzelhandel und Dienstleistungsbereich sind Preiserhöhungen eher schwierig durchzusetzen“, so die Meinung der Kammer.