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Ehrenamt im Alter

„Markt der Möglichkeiten“ für Bühler Senioren: Das steckt dahinter

Rentner sitzen längst nicht mehr daheim im Sessel. Sie sind aktiv. Die Stadt Bühl nutzt dieses Engagement für die Gesellschaft. Beim Markt der Möglichkeiten stellen sich 25 Gruppen vor.

Markt der Möglichkeiten
Bürgermeister Wolfgang Jokerst, Abteilungsleiterin Julia Greis, Silke Wunsch und Sarah Kuss (von links) stellen im Friedrichsbau das Programm für den Markt der Möglichkeiten vor. Foto: Ulrich Coenen

Das Fernsehgerät ist komplett verstellt, kein Sender findet sich mehr dort, wo er einmal war. Die alte Dame muss aber nicht verzweifeln. In Bühl gibt es die vom Seniorenbüro der Stadt initiierte Gruppe „Bürger unterstützen Bürger“. Dort findet sich ganz gewiss ein freiwilliger Handwerker, der gerne vorbeikommt und hilft.

Auch kleinere Reparaturarbeiten im Haushalt erledigen die rüstigen Rentner. Insgesamt 25 Gruppen für das Ehrenamt im Alter gibt es inzwischen in der Großen Kreisstadt. Die wurden entweder vom Seniorenrat oder dem Seniorenbüro aus der Taufe gehoben. Am Donnerstag, 4. Mai, ab 18 Uhr stellen sich alle im Friedrichsbau beim „Markt der Möglichkeiten“ vor.

Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne) ist als Kultur- und Sozialdezernent der Stadt für dieses Thema zuständig - und restlos begeistert. „Das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt ist groß“, stellt der Erste Beigeordnete fest. „Die Zahl der Senioren, die sich einbringen wollen, wird immer größer.“ Julia Greis, die Leiterin der Abteilung Kultur – Sport – Generationenarbeit im Rathaus, nennt die erstaunliche Zahl von 150 ehrenamtlichen Helfern im Rentenalter. Die Zahl der Teilnehmer an den verschiedenen Veranstaltungen geht in die Hunderte.

„Dieses Engagement tut unserer Stadt gut“, findet Jokerst. „Die Menschen wollen sich einbringen. Es gibt aber eine ganze Reihe, die nicht wissen, wie und wo sie das tun können.“ An diesem Punkt setzt der Markt der Möglichkeiten am Abend des 4. Mai an. Alle 25 Gruppen präsentieren ihre vielfältige Arbeit. Auch zu den Aufgaben des Seniorenrates der Stadt und zum geplanten Mehrgenerationenhaus gibt es Informationen.

Viele Menschen in Bühl wollen sich einbringen.
Wolfgang Jokerst, Erster Beigeordneter

„Es gibt viele Menschen in Bühl, gerade auch Senioren, die bereit sind, etwas für die Gesellschaft zu tun“, freut sich Jokerst. „Wir werden beim Markt der Möglichkeiten zeigen, was es alles gibt.“

Greis bestätigt, dass das Interesse groß ist. „Das Seniorenbüro erhält viele Anrufe von Leuten, die sich einbringen wollen“, berichtet sie. Allerdings wächst auch die Zahl der Senioren, die keiner bestimmten Gruppe beitreten wollen. Das ist ein allgemeines gesellschaftliches Problem, unter dem auch Vereine leiden. Projektbezogene Arbeit wird immer beliebter, offensichtlich auch bei Senioren. Diese ehrenamtlichen Helfer betreuen und besuchen dann kranke Menschen, beispielsweise nach einem längeren Klinikaufenthalt.

Das Angebot der Seniorengruppen in Bühl ist allerdings so vielfältig, dass die meisten Interessenten für ihren jeweiligen Interessenbereich etwas finden dürften. Neben den handwerklich orientierten „Bürger unterstützen Bürger“, die für Zeitgenossen mit zwei linken Händen auch mal einen Nagel in die Wand schlagen, gibt es die Fotogruppe Blickwinkel und die Karten spielende Bridge-Gruppe.

Der Seniorentreff Kaleidoskop mit seinen rund 25 Mitgliedern trifft sich einmal im Monat. Die Teilnehmer unterhalten sich dann über ein bestimmtes Thema. „Vor allem aber geht es auch darum, gemeinsam eine Tasse Kaffee zu trinken“, meint Greis.

Phantasiewelten für Bühler Senioren in der Literatur

Relativ neu ist die Vorlesegruppe Phantasiewelten, die sich speziell an Senioren richtet. Senioren lesen Senioren vor. Die Idee ist ein Ableger der Vorlesegruppe Sternenzauber, in der Senioren Kindern vorlesen. Ganz neu sind die „Flotten Nadeln“. In dieser Gruppe, die sich erst ein einziges Mal getroffen hat und auf Anhieb sehr gut angekommen ist, geht es - wie der Name vermuten lässt - um Handarbeit. Stricken und Häkeln stehen auf dem Programm.

„Wie eine Bombe ist der Spielenachmittag eingeschlagen“, erzählt Greis. „Wir mussten aus dem Vereinshaus sogar in das größere katholische Gemeindehaus umziehen, weil das Platzangebot nicht ausgereicht hat.“

Längst ein Klassiker ist das Schwätzbänkle, das es nicht nur in Bühl, sondern in einer ganzen Reihe anderer Gemeinden in Baden-Würtemberg gibt. Im Bühler Stadtgarten laden fünf Schwätzbänkle zum Gespräch ein. Einmal im Monat warten Mitglieder des Seniorenrates dort auf Gesprächspartner. Doch abgesehen davon: Wer dort Platz nimmt, bekundet seine Gesprächsbereitschaft.

Die meisten ehrenamtlichen Helfer und auch die Teilnehmer leben im Ruhestand. Die Alterspanne ist allerdings groß, in der Regel von 60 aufwärts. Die meisten Ehrenamtlichen sind Ende 60 bis Mitte 70, allerdings sind auch über 80Jährige mit von der Partie.

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