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75. Zwetschgenfest steht bevor

Neujahrsempfang in Bühl: Die Zwetschge geht in die Luft

Die Zwetschge dominierte den Neujahrsempfang in Bühl in mancherlei Hinsicht. OB Hubert Schnurr hatte manche Überraschung parat.

Ein Mann steht am Rednerput vor einem vollen Saal.
Vor vollem Bürgerhaus Neuer Markt blickte Oberbürgermeister Hubert Schnurr zurück auf das vergangene Jahr und skizzzierte die Aufgaben und Vorhaben der nächsten zwölf Monate. Foto: Bernhard Margull

Wohl selten ist bei einem Bühler Neujahrsempfang so gelacht worden. Den Anlass für die Heiterkeit im voll besetzten Bürgerhaus Neuer Markt lieferte am Donnerstagabend Heinz Wendling.

Das künstlerische Multitalent aus den Reihen des Kappler Allda begeisterte das Publikum mit der Schilderung der Jungfernfahrt des Bühler Zwetschgenballons. Wendling hatte den Entwurf für den Zwetschgenballon geliefert, ein Platz im Ballonkorb war ein Dank dafür.

Die Fahrt goss er in Verse, die schon beim Neujahrsempfang in Kappelwindeck solche Heiterkeitsstürme auslösten, dass es in natura für einen Ballon wohl viel zu windig gewesen wäre. Jedenfalls war für Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW) klar, dass der Wahl-Ottersweierer mit Hanauerländer Wurzeln und einer Allda-Karriere damit im Bürgerhaus noch mal auf die Bühne muss.

Bühler Frühzwetschge ist die Streuobstsorte des Jahres

Das passte, schon weil es an diesem Abend immer wieder mal um die Bühler Zwetschge ging. Nach der erstmals vom neuen Bürgermeister Daniel Fritz (CDU) übernommenen Begrüßung der Gäste erinnerte Schnurr beim Rückblick auf das vergangene Jahr an verschiedene Aktionen wie die Kunst-Zwetschgen, die ein Volltreffer gewesen seien. Der Zwetschgenstadt-Ballon wiederum sei ein Sympathieträger, der vor allem in den sozialen Medien für Begeisterung sowie für unzählige erstaunte und freudige Blicke in den Himmel sorge. „Und dies nicht nur in Bühl.“

Schnurr, dessen Rede Selin Türk ebenso wie weitere Beiträge in Gebärdensprache übersetzte, verriet, dass der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg die Bühler Nationalfrucht zur Streuobstsorte des Jahres 2024 auserkoren habe. Dies werde Bühl, immerhin seit dem vergangenen Jahr ganz offiziell Zwetschgenstadt, über das ganze Jahr hinweg feiern, vor allem aber beim Zwetschgenfest. Das wiederum verspricht ein ganz besonderes zu werden: Es wird das 75. sein.

Bühl steht vor großen Aufgaben

Natürlich ist Bühl nicht nur Zwetschge. Schnurr skizzierte Aufgaben wie den Mensa-Bau im Garten des Kinder- und Familienzentrums, die Sanierung des Windeck-Gymnasiums und den Ausbau der südlichen Hauptstraße.

Die größte Aufgabe liege indes im Erhalt der Infrastruktur von Gebäuden, Versorgungseinrichtungen und Straßen: „Um zu erkennen, welche Dimensionen das hat, genügt ein Blick auf den Zustand mancher Straßen“, sagte Schnurr.

Wir selbst können etwas bewegen. Wir brauchen ein Ziel vor Augen.
Hubert Schnurr
Oberbürgermeister

Der Oberbürgermeister appellierte, neue Wege zu gehen: „Wir selbst können etwas bewegen. Wir brauchen ein Ziel vor Augen und müssen nach Wegen suchen, es zu verwirklichen.“ Die Zukunft beginne morgen, und wie sie aussehe, das entscheide sich heute.

Bühl habe bereits viel getan. Daran lasse sich anknüpfen. Schnurr erwähnte exemplarisch das Grün in den Ortslagen, das der besonderen Aufmerksamkeit bedürfe. Für die Sanierung des Stadtgartens sei ein Förderbescheid des Bundes über rund 1,4 Millionen Euro in Aussicht gestellt, aber noch nicht bestätigt worden.

Neues Unternehmen in Oberbruch

Einen wesentlichen Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität habe der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung des Jahres 2023 einstimmig beschlossen. Bei der kommunalen Wärmeplanung verfolge die Stadt einen individuellen Ansatz, der die örtlichen Gegebenheiten bestmöglich berücksichtige.

Zum Blick in die Zukunft zählte aber auch, dass sich im Gewerbegebiet Oberbruch eine bedeutende Firma aus der Lebensmittelbranche ansiedeln werde. Genauer wurde Schnurr an dieser Stelle nicht.

Neben dem 75. Zwetschgenfest stehen 2024 eine ganze Reihe weiterer Jubiläen und runder Geburtstage auf dem Programm: 100 Jahre Feuerwehr Eisental, 70 Jahre Frauenbund, 44 Jahre Niesatzer Hurzle, 100 Jahre SV Kappelwindeck – und mit 90 Jahren Eingemeindung Kappelwindeck gibt es auch einen höchst politischen Jahrestag.

Ein Mann steht an einem Pult mit der Aufschrift Glück auf und gut Land.
Heinz Wendling berichtete in wohlgesetzten Reimen von der Jungfernfahrt des Zwetschgenstadt-Ballons und erntete zahlreiche Lacher. Foto: Bernhard Margull

Der Kappelwindecker Gang unter das Bühler Dach war schon seit Mitte der 1920er Jahre ein Thema gewesen, doch erst zum 1. Juni 1934 und dann von staatlichen Stellen zwangsweise angeordnet war es so weit.

Kappelwindeck seit 90 Jahren ein Teil von Bühl

Die spätere Entwicklung von Kappelwindeck bestätige aber nachhaltig, „dass die Aufgabe der Selbstverwaltung nicht zwangsläufig die Aufgabe des Selbstbewusstseins eines Ortes ist, wie sich nicht zuletzt am blühenden Vereinsleben von Kappel zeigt“. 

Dass sich Bühl heute als Zwetschgenstadt verstehe, sei nicht zuletzt Kappelwindeck zu verdanken, dem Ursprungsort der Bühler Frühzwetschge, „die ja – streng genommen – eine Kappler Frühzwetschge war“.

Womit wir wieder bei Heinz Wendling sind. Verschmitzt schilderte er die Spannung vor dem Start („Hinder mir, spannungs- un erwartungvoll, steht de OB, ganz pääb näwedran un wiss wie Schnee. Die 32. Bühler Qwetschekönigin, was hedd die gezitterd, nonstop Abschiedstexte in de Äther getwittert.“) ebenso wie Befürchtungen, dass der Ballon der Hornisgrinde zu nahe kommen könnte wie Ikarus einst der Sonne („Ich sieh schon die Gedenkdafel, ganz en blau: Hier endete die Qwetscheballon-Jungfernfahrt, jäh und rau. Sie waren voller Hoffnung, ihr Schicksal war der Turm, nur einer überlebte im Korb – ä Qwetschewurm.“).

Ans Ende stellte Wendling einen Wunsch und eine Feststellung: „Ich wünsch jetzt de Qwetsch, dass sie weiterhin lebt, mit heißer Luft, am Himmel hoch schwebt. Ballooning 2000 hat dieses mit vollbracht und sie wieder zur einstigen Größe gemacht.“

Wie dieses Marketing bereits Kreise zieht, zeigte ein Hinweis von Hubert Schnurr: Der Zwetschgenballon wird in der kommenden Woche in der Bergwelt des Salzkammerguts zu sehen sein.

Dass die neue alte Größe der Bühler Frühzwetschge schlussendlich, begleitet von den von Cindy Huck dirigierten Kappelwindeck-Musikanten, die den Neujahrsempfang zuvor schon bereichert hatten, mit einer eigenen Badnerlied-Strophe gewürdigt wurde, rundete die Zwetschgenparty bestens ab.

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