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„Air Defender 23“

Nato-Großübung: Auf was müssen sich Fluggäste am Baden-Airpark einstellen?

Ab dem 12. Juni gibt es im deutschen Luftraum eine Großübung der Nato. Das wird Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt haben. Mit was rechnet man am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden?

Ein Airbus A400M der Bundeswehr mit Sonderfolierung zur Übung Air Defender 2023.
Startklar: Ein Airbus A400M der Bundeswehr mit Sonderfolierung zur Übung Air Defender 2023. Foto: Philipp Hiemer/Bundeswehr/dpa

Es ist ein Manöver der Superlative, das unter Führung der deutschen Luftwaffe ab dem 12. Juni im deutschen Luftraum starten soll. Zwei Wochen lang üben 25 Staaten bei der „Air Defender 23“ die Verlegung großer Luftstreitkräfte, die größte Übung dieser Art seit Bestehen der Nato. Der Einsatz von mehr als 250 Militärmaschinen vom Transporter bis zum Kampfjet wird dabei nicht ohne Folgen für den zivilen Luftverkehr in Deutschland bleiben.

Ob es nur zu einzelnen Flugverspätungen kommen wird, wie es die Bundeswehr angekündigt hat, ist umstritten. Denn in Bereichen, in denen Militärpiloten auf Sicht fliegen, haben zivile Maschinen aus Sicherheitsgründen nichts verloren. „Die Militärübung „Air Defender“ wird natürlich massive Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt haben“, sagt daher der Chef der Lotsengewerkschaft GdF, Matthias Maas.

Lufthansa prüft Auswirkungen auf Flugbetrieb

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erkenne die Branche die Notwendigkeit des Manövers an, versichert ein Sprecher des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft. Gleichwohl wollen die Fluggesellschaften wissen, worauf sie und die Passagiere sich in den reiseintensiven Frühsommerwochen einstellen müssen. So prüft die Lufthansa die konkreten Auswirkungen auf den Flugbetrieb, der so stabil und zuverlässig wie möglich gehalten werden soll.

Kritiker Maas verweist auf ein von der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol errechnetes Szenario, das bis zu 50.000 Verspätungsminuten je Manövertag ausweist. Das entspricht bei rund 10.000 Flugbewegungen einem Tag mit schweren Gewittern und würde deutlich im roten Bereich liegen.

Bis zu 100 Flugzeuge könnten unter diesen Bedingungen ihr Umlaufziel zur Nachtschließung diverser Flughäfen nicht erreichen – mit unangenehmen Folgen für Passagiere und Unternehmen, deren Maschinen dann morgens nicht mehr am richtigen Ort starten könnten. Die bundeseigene Flugsicherung bestreitet das mit ihren Daten gefütterte Szenario nicht, verweist aber auf weitere Eurocontrol-Modelle mit deutlich geringeren Auswirkungen.

Nachtflugbeschränkungen sollen gelockert werden

Die Bundesminister für Verteidigung und für Verkehr haben die Länder dennoch sehr kurzfristig gebeten, die Nachtflugbeschränkungen an den Flughäfen zu lockern, um verspätete Passagierjets spätabends noch aufnehmen zu können. Bislang hat Baden-Württemberg Ausnahmen für Stuttgart bis 2 Uhr zugelassen. Auch für Hamburg und Düsseldorf zeichnen sich längere Betriebszeiten ab. Am Frankfurter Flughafen im schwarz-grün regierten Hessen werden Spätstarts bis 24 Uhr genehmigt, wenn der Verspätungsgrund durch das Manöver bedingt ist. Größere Flughäfen ohne Nachtflugverbot gibt es nur in Köln, Leipzig und Nürnberg.

Auswirkungen auf den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden

Der Flughafen Baden-Baden ist nach aktuellem Stand nicht unmittelbar von dem Nato-Großmanöver betroffen. Eine Ausweitung der Start- und Landezeiten gibt es im Gegensatz zum Flughafen Stuttgart nicht. „Wir haben bis heute keine Informationen über Flugstreichungen, Ausfälle oder Verspätungen“, sagte ein Sprecher des Baden-Airparks am Dienstag auf Nachfrage.

Allerdings könne man nicht ausschließen, dass einzelne Flüge während des zweiwöchigen Manövers verspätet starten oder landen, wenn sie beispielsweise Umwege fliegen müssten. Der Flughafen appellierte an die Fluggäste, sich rechtzeitig bei ihrer Fluggesellschaft, ihrem Reiseanbieter oder beim Baden-Airpark zu informieren.

Übungsflüge finden in drei Lufträumen statt

Die Übungsflüge sollen in drei eng definierten Lufträumen stattfinden, die wochentags jeweils im Wechsel genutzt werden. Dabei soll ein Übungsraum Ost über Mecklenburg-Vorpommern und der Ostsee jeweils von 10 bis 14 Uhr als einziger auch für Tiefflüge reserviert sein.

Grafik zum Einatzgebiet der Luftübung Air Defender 23
Die Übungen finden in drei Flugkorridoren statt. Foto: BNN-Infogrfaik, Quelle: dpa, Bundeswehr, Deutsche Flugsicherung

Der Raum Süd erstreckt sich von Lechfeld in Bayern nach Rheinland-Pfalz und soll von 13 bis 17. Uhr genutzt werden, bevor an den Raum Nord über der Nordsee von 16.00 bis 20.00 Uhr abgegeben wird. Passagiere ziviler Flüge können also vor allem in den frühen Morgenstunden sowie am Wochenende auf pünktliche Starts und Landungen hoffen.

Die Deutsche Flugsicherung will während der Übung ihr Personal aufstocken, verpasste aber Insidern zufolge im Herbst, eine allgemeine Urlaubssperre für die Lotsen zu verhängen. Zum eigentlichen Übungsbetrieb kommen noch Transferflüge von und zu außerhalb gelegenen Stützpunkten hinzu.

Letztendlich könne das Manöver daher Auswirkungen auf sämtliche zivile Flughäfen in Deutschland haben, sagen die Kritiker. Wo Militärs üben, müssen die zivilen Maschinen umgeleitet werden - in ohnehin eng besetzte Luftsektoren, die nach und nach ebenfalls volllaufen. «Wo reguliert wird, sind Verspätungen unvermeidlich», sagt ein erfahrener Lotse.

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