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Starker Funkenflug erhellt den Nachthimmel

Schafzüchter in Bühl-Moos spricht nach Vollbrand von Glück im Unglück

In der Silvesternacht wurden die Landwirte aus Balzhofen vom Alarm jäh aus dem Schlaf gerissen mit der Sorge um die 240 Schafe im Stall auf dem Erlenhof.

Vollbrand Ökonomiegebäude Erlenhof bei Moos
Auf eine massive Brandentwicklung trafen die Einsatzkräfte in der Silvesternacht auf dem Erlenhof in der Nähe von Moos. Foto: Bernhard Margull/Archivfoto

Man kann sich auf jeden Fall einen besseren Start ins neue Jahr vorstellen: Yvonne Zick und Matthias Markolf  sind in der Silvesternacht gerade mal eine Stunde an ihrem Wohnort in Balzhofen im Bett, als das Telefon klingelt und sie jäh aus dem Schlaf reißt: „Der Erlenhof brennt“, lautet die alarmierende Nachricht einer Nachbarin, die unweit des Aussiedlerhofes bei Moos wohnt.

Man kann sich kaum vorstellen, was diese Worte bei dem Landwirt auslösen. An erster Stelle steht wohl die Angst um die Schafe, die dort bei Moos im Stall untergebracht sind. Nach einer rasanten Fahrt dann der erste Anblick: „Die Flammen schießen in den dunklen Nachthimmel, als wir uns nähern. Dann sahen wir das alte Ökonomiegebäude direkt neben dem Stall lichterloh brennen“, schildert Matthias Markolf die brenzlige Situation in dieser ersten Januar-Nacht. Noch näher an der Brandstelle stellt sich dann die erste vage Erkenntnis ein. „Als wir sahen, dass der Stall mit den 240 Tieren nicht in Flammen stand, da waren wir im ersten Moment wenigstens etwas beruhigter“, schildert Markolf am Telefon die Emotionen von sich und seiner Frau.

Denn an den Schafen hängt unsere Existenz.
Matthias Markolf
Landwirt

„Es war denn an den Schafen hängt unsere Existenz. Deshalb sind wir froh, wie das gelaufen ist. Die Feuerwehr hat da wirklich einen sehr guten Job gemacht. Denn von Entwarnung war in den ersten Momenten keine Spur. Die Flammen entfachten einen heftigen Funkenflug, der in den Nachthimmel wehte, auch in Richtung des Stalles“, schildert der Landwirt die Situation. Dann war Aktion angesagt. Zusammen mit den Feuerwehrleuten hatten sie im Stall alle Hände voll zu tun. „Mit den Füßen und mit Schaufeln haben wir die Glutnester ausgeklopft“, erzählt Markolf weiter.

Vollbrand Ökonomiegebäude auf Erlenhof bei ;Moos
Mit der Drehleiter kämpften die Feuerwehrkräfte gegen den immensen Funkenflug, der durch Wind erzeugt wurde, an. Foto: Bernhard Margull

Unterdessen legten sich die Feuerwehrmänner voll ins Zeug und riegelten mit Wasser den Funkenflug auf den Stall und das dicht danebenstehende Wohngebäude des Erlenhofes ab. „Wir hatten dabei auch ein Stück weit Glück, denn der Südwind hat viel von der Hitze und den Funken weggeblasen. Der Stall ist ja an einigen Stellen offen“, gibt Markolf zu bedenken. Von dem Feuer ging zu diesem Zeitpunkt eine große Hitze aus: „Als wir eintrafen, stand der Mähdrescher mit seinen großen Gummireifen in dem Ökonomiegebäude schon voll in Flammen. Der Gummi hat einen beißenden Qualm verbreitet.“ Unterdessen baute die Feuerwehr die Wasserversorgung auf und rückte den Flammen auch mit der großen Drehleiter entgegen.

Die Feuerwehr war unheimlich schnell am Brand.
Matthias Markolf
Landwirt

„Die Feuerwehr war unheimlich schnell und mit einer hohen Zahl an Männern am Brand. Darüber sind wir sehr dankbar, dass das schlussendlich so gut gelaufen ist“, findet Markolf unter Zustimmung seiner Frau bereits tröstende Worte.

Dem Mann aus Balzhofen merkt man selbst am Telefon die Erleichterung an, denn die Gedanken waren zu jeder Sekunde bei seinen Schafen. „Ja, die 120 Schafe und die dazugehörigen Lämmer waren am Anfang sehr nervös. Denen habe ich dann erst mal Futter hingeschoben. Und ich habe einen Plan B gehabt, wenn die Flammen auf den Stall übergeschlagen hätten“, spricht Matthias Markolf von seinen Überlegungen, die Tiere notfalls aus dem Stall zu treiben. „Das wäre aber nur eine Notlösung gewesen. Denn das hätte noch mehr Chaos bedeutet“, erklärt der Schafzüchter. Denn rund um den Stall habe es zu diesem Zeitpunkt einen „wahrhaften Trubel gegeben“.

Gefährlicher Funkenflug in Bühl-Moos

Etliche Feuerwehrmänner in Aktion, zuckendes Blaulicht überall und nicht zuletzt der mächtige Funkenflug hätten die an die Ruhe gewohnten Tiere auf dem Aussiedler völlig aus dem Häuschen gebracht. „So wie ich meine Tiere kenne, wären die nicht einmal über die Feuerwehrschläuche gegangen“, schätzt Markolf.

Doch an Beruhigung war in dieser von Flammen erhellten Nacht in keiner Sekunde zu denken. Mittlerweile hatte sich die Feuerwehr auch vor dem Stall positioniert, um ein Übergreifen auf das staubtrockene Strohlager zu vermeiden.

Vollbrand Ökonomiegebäude Erlenhof bei Moos
In sich zusammengesackt ist das brennende Ökonomiegebäude, das in unmittelbarer Nähe des Schafstalls und des Wohngebäudes stand. Die Feuerwehr musste zudem für einen Nachbrand anrücken.  Foto: Bernhard Margull/Archivfoto

Und dann fiel auch plötzlich noch der komplette Strom aus. „Die Feuerwehrmänner haben sofort für ausreichend Licht gesorgt. Wie gesagt, wir hatten wirklich Glück im Unglück. Ich möchte mir nicht ausdenken, wie es gewesen wäre, wenn die Tiere ein Opfer der Flammen geworden wären. Es geht mir dabei nicht um den finanziellen Schaden, sondern um die Schafe.

Wenn man so was mit ansehen muss, dann lassen diese Bilder einem wohl nicht so schnell wieder los“, beschreibt der Landwirt ohne Umschweife seine Emotionen beim Anblick der prasselnden Flammen und dem heftigen Funkensturm. „Ich bin seit mehr als 50 Jahren als Fotograf in diesem Geschäft. Aber so einen Brand mit einem derartig heftigen Funkenflug in den tiefdunklen Nachthimmel habe ich so noch nicht gesehen“, sagt unser Fotograf Bernhard Margull, als er den Stick mit den Fotos von dem brennenden Aussiedlerhof in den Laptop steckt. Die Feuerwehr habe trotz allem den Brand schnell im Griff gehabt.

Schläuche kilometerweit verlegt

„Ich kann das nur bestätigen. Der auffrischende Wind hat einen derartigen Funkenflug entfacht und den Nachthimmel hell erleuchtet. Das ist mir so in meiner Feuerwehr-Laufbahn auch noch nicht begegnet“, schildert der Bühler Feuerwehrkommandant Günter Dußmann seine Erfahrungen in der ersten Januar-Nacht. „Als wir ankamen war klar, dass wir nur den Stall und das Wohngebäude mit einem Wasserriegel retten können. Dazu mussten wir Schläuche über eine Distanz von fast vier Kilometer zu einem kleinen See und drei Tiefbrunnen verlegen, um die Wasserversorgung aufzubauen. Es waren zwei Drehleitern im Einsatz“, geht der Feuerwehrkommandant auf die zunächst schwierige Situation beim abgelegenen Hof in der Nähe von Moos ein. „Die Situation war brenzlig für die Tiere, weil ständig Funken in den offenen Stall hineingeweht wurden“, stellt Günter Dußmann im Rückblick fest.

Rund 150 Einsatzkräfte waren bei dem Brand zusammen mit DRK und Polizei im Einsatz. Glück sei auch, dass dabei niemand zu Schaden gekommen sei. „Vorbildlich war in der Situation auch die Absprache und Zusammenarbeit mit dem Tierbesitzer und dem Hausbesitzer gewesen. Die Entscheidung, die Tiere im Stall zu belassen, war nicht einfach gewesen, aber im Nachhinein richtig“, wertet der Feuerwehrkommandant.

Ein Feuerwehrmann habe noch in der Nacht einen Bagger aus Moos organisiert, mit dem dann auch das Blechdach des ausgebrannten Ökonomiegebäudes zur Seite geschoben wurde, um an die Glutnester heranzukommen. „Wir haben dann eine Brandwache bis 19 Uhr gestellt, mussten aber am nächsten Tag noch einmal ausrücken, um nochmals zu löschen.“

Ausgebranntes Ökonomiegebäude auf dem Erlenhof bei Moos
Mit einem ausgeliehenen Bagger schoben die Feuerwehrleute das Blechdach des ausgebrannten Ökonomiegebäudes zur Seite, um an die Glutnester zu gelangen. Foto: Bernhard Margull

Für Yvonne Zick und Matthias Markolf hat das neue Jahr außerordentlich turbulent begonnen. „Wir sind trotz allem froh, dass es so glimpflich abgegangen ist. Aber auf solche Erfahrungen können wir gut verzichten.“ Über die Brandursache herrscht noch keine Klarheit. „Es gab noch einmal am nächsten Tag einen kleinen Brandausbruch, der gelöscht werden musste. Die Kollegen von der Kriminaltechnik sind jetzt vor Ort. Die Ermittlung der Brandursache ist nun die Aufgabe der Kriminalpolizei“, erklärt Volker Olbrisch, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg, zu dem geschätzten Schaden von rund 1,5 Millionen Euro.

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