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Überraschende Ankündigung

Warum Bühls Bürgermeister Wolfgang Jokerst zum Jahresende aufhört

Die Ankündigung kommt überraschend. Bühls Erster Beigeordneter Wolfgang Jokerst tritt zum Jahresende mit 67 Jahren in den Ruhestand. Der ein Jahr ältere Oberbürgermeister Hubert Schnurr macht weiter.

Das Führungsduo im Rathaus wird getrennt. Oberbürgermeister Hubert Schnurr (rechts) macht weiter, Bürgermeister Wolfgang Jokerst (links) hört auf. Das Foto zeigt sie bei der Einführung von Klimaschutzmanager Martin Andreas 2020.
Das Führungsduo im Rathaus wird getrennt. Oberbürgermeister Hubert Schnurr (rechts) macht weiter, Bürgermeister Wolfgang Jokerst (links) hört auf. Das Foto zeigt sie bei der Einführung von Klimaschutzmanager Martin Andreas 2020. Foto: Ulrich Coenen

Der Erste Beigeordnete tritt zum Jahresende zurück und geht in den Ruhestand. Bürgermeister Wolfgang Jokerst (Grüne) gibt im Gemeinderat eine persönliche Erklärung ab und überrascht damit die Stadträte. Die reagieren erst einmal sprachlos.

Jokerst ist seit 1. Januar 2012 im Amt und wurde vom Gemeinderat 2019 mit 21 von 25 möglichen Stimmen für eine zweite Amtszeit bestätigt. Sein Gegenkandidat Ulrich Raisch war damals chancenlos. Nun wird Jokerst, der am 4. Juli 67 Jahre alt wird, die acht Jahre, für die er damals gewählt wurde, nicht ausschöpfen. „Dieser Entschluss ist in den ersten Monaten dieses Jahres gereift“, erklärt der Bürgermeister in der Ratssitzung. „Es fühlt sich richtig an.“

„Es gibt nicht einen einzigen ausschlaggebendem Grund“, sagt Jokerst gegenüber dieser Redaktion. Das gesetzliche Rentenalter hat der Kommunalpolitiker längst erreicht. „Ich bin vor einiger Zeit Großvater geworden“, erzählt der Bürgermeister. „Da habe ich darüber nachgedacht, wie ich die nächsten Jahre leben möchte.“

Er gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt Jokerst. Er betont die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit seinem Chef, Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW). „Natürlich habe ich den OB vorab informiert“, erklärt der Beigeordnete. Die Führungsspitze hatte ihre neue Aufgabe im Bühler Rathaus 2012 gemeinsam angetreten.

Schnurr, der am 11. Juli, 68 Jahre alt wird, ist sogar noch ein Jahr älter als Jokerst. Der Bürgermeister spricht vom „Duo“, dessen gemeinsame Zeit bei der Stadt nun endet. „Einer fängt mal an“, sagt Jokerst.

Ich werde erneut für den Kreistag kandidieren.
Hubert Schnurr, Oberbürgermeister

Der Beigeordnete, der an der Universität Freiburg Kulturwissenschaften studiert hat, kam nach der Magisterexamen 1990 als Mitarbeiter zum Stadtgeschichtlichen Institut Bühl und wechselte 1997 als Leiter zur Pamina-Volkshochschule in Wissembourg. Anschließend war er Chef der Kreis-Volkshochschule Freudenstadt, bevor er 2008 als Fachbereichsleiter für Schule, Kultur und Sport ins Bühler Rathaus wechselte. Gleichzeitig schied Jokerst als GAL-Stadtrat aus. Er saß seit 1999 im Gemeinderat, ein Mandat, das sich mit seiner neuen Aufgabe bei der Stadt nicht vereinbaren ließ.

Zwei große Krisen begleiten die Amtszeit

„Die spannendste Zeit in meinem Berufsleben war aber die Zeit als Beigeordneter“, stellt Jokerst fest. „Ich hatte die Möglichkeit zu gestalten.“ Gleichzeitig seien große Krisen in seine Amtszeit gefallen. Er nennt Corona und die Fluchtmigration. Beides betraf das Dezernat des Beigeordneten direkt. „Wir haben das gut hinbekommen“, findet er.

Oberbürgermeister Schnurr bedauerte auf Anfrage dieser Redaktion den baldigen Abschied seines Stellvertreters. „Wir haben uns gut ergänzt, auch menschlich“, sagt er. „Aber wir müssen diese Entscheidung akzeptieren.“

Auf Nachfrage erklärt Schnurr, dass auch er seine zweite achtjährige Amtszeit, die am 1. Januar 2020 begonnen hat, „wahrscheinlich nicht voll ausschöpfen will“. „Es ist für mich eine Herausforderung, wenn Wolfgang Jokerst geht“, betont der OB. Er will nicht nur dessen Nachfolge regeln, sondern auch die Führungspositionen in dem von ihm geleiteten Baudezernat regeln. Dort scheiden demnächst leitende Mitarbeiter aus Altersgründen aus.

Der Oberbürgermeister scheint nicht amtsmüde zu sein. „Ich werde bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr erneut für den Kreistag kandidieren“, kündigt er an. Wie lange er als Rathauschef im Amt bleiben will, lässt Schnurr offen.

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