Es ist eine Frage, die Thorge Berger regelmäßig hört: Reisen in den Iran und gar Fotografieren? Ist das nicht gefährlich? Die Ängste beruhen auf einer Vorstellung, die viele Menschen von diesem Staat haben. Schurkenstaat, religiöser Fundamentalismus sind dabei zwei (Tot)Schlagworte.
Thorge Berger, Jahrgang 1966, weiß natürlich um die Struktur dieses Landes. Doch auf vielen Reisen hat er einen Iran kennengelernt, der so ganz anders als die westliche Lehrmeinung daherkommt.
80 Prozent der Iraner lehnen das Regime ab
Vor allem traf Berger begeisternde, gebildete und weltoffene Menschen, die das Handeln ihrer Regierenden kritisch sehen. „80 Prozent der Iraner lehnen das Regime ab und reden auch sehr offen darüber“, weiß Berger, der das faszinierende Land mit seiner gewaltigen kulturellen Tiefe erstmals im Jahr 2017 besuchte.
Seither kann er nicht mehr davon lassen. 2018 und 2019 bereiste er erneut das ehemalige Persien, der nächste Trip folgte nach der Corona-Zwangspause im Jahr 2022.
Und ein Name, der taucht bei Thorge Berger im Zusammenhang mit dem Iran immer auf: Es ist der seines Freundes Mehran Khadem-Awal. Der gebürtige Teheraner arbeitet als Software-Ingenieur in Deutschland und ist ebenfalls leidenschaftlicher Fotograf.
Seit 2017 organisiert er Fotoreisen in seine alte Heimat. Und so stand natürlich schon die erste Tour Berger/Kadem-Awal in einem spannenden Zweiklang.
Der Exil-Iraner besucht das Land seiner Kindheit, der Deutsche denkt vor dem ersten Kontakt an Schurkenstaat und religiösen Fundamentalismus. Letztlich entwickelt sich aus dieser Reise zweier unterschiedlicher Protagonisten ein faszinierendes Landesporträt, das Menschen zeigt, die ihre Wurzeln in alten Traditionen haben und doch ganz der Zukunft zugewandt leben. Und immer wieder entdeckt Berger dabei eine neue Facette dieses Landes.
60 Prozent der Studierenden im Iran sind Frauen.Thorge Berger
Reisefotograf und Iran-Kenner
Der Bildungsstandard im Iran ist hoch. Die Universitäten haben ein sehr gutes Niveau und „60 Prozent der Studierenden sind Frauen“, berichtet Berger im Gespräch mit dieser Redaktion. Seine Faszination für den Iran, das mit Indien längst zu einem seiner Sehnsuchtsziele geworden ist, bringt er in einem Bild-Vortrag jetzt auch den Menschen im Raum Bühl näher.
Am Sonntag, 10. März 2024, 17 Uhr, gastiert der preisgekrönte Reisefotograf mit seinem Vortrag „Iran – Zwei Freunde. Zwei Kulturen. Eine gemeinsame Reise“ in der renommierten Vortragsreihe „Augenblicke. Reisen und Abenteuer“ im Bürgerhaus Neuer Markt.
Die Faszination, die der Iran auf den gebürtigen Kölner ausübt, schlug sich zudem in einem Buch nieder, das in der Edition Bildperlen des Fotoforum Verlags (Münster) erschienen ist.
Im Jahr 2021 bedachte die Jury des El-Mundo-Festivals einen Iran-Vortrag von Thorge Berger mit dem dritten Platz
Ein früherer Vortrag Bergers mit dem Titel „Iran – Verborgene Schönheit“ hat es bereits in den Olymp der Zunft geschafft. 2021 bedachte ihn die Jury beim Abenteuer- und Reisefestival „El Mundo“ mit dem dritten Platz. Es ist so etwas wie der Oscar der Szene. Herrliche Aufnahmen aus einem Land, das der Mehrheit der Mitteleuropäer sehr fern ist, zeigt Berger am Sonntag im Bürgerhaus. Aber er hat auch eine Botschaft.
„Ich werde auch auf die politische Situation im Iran eingehen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Er zeigt sich begeistert von dem Mut der Iraner, die ihre Regimekritik deutlich formulieren und zeigen.
Allerdings handle es sich dennoch nicht um einen politischen Vortrag. „Es sind die persönlichen Erlebnisse zweier Reisefotografen“, so Berger, der erstmals in Bühl zu Gast ist. Thorge Berger studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Anglistik.
Erst Gitarrist einer Punkband und später Produktmanager eines großen Plattenlabels
Zunächst machte er in der Musikindustrie Karriere. Seit 1994 arbeitete er für EMI Music als Produktmanager, 1999 verließ der begeisterte Musiker und Gitarrist der Kölner Punkband „The Slam“ das Label. Er gründete mit seiner Ehefrau Heike, die er bei EMI Musik kennenlernte, PE-Support, eine Firma für Personal- und Organisationsentwicklung. Dieses Unternehmen betreibt das Ehepaar Berger nach wie vor erfolgreich.
Seit 40 Jahren als Reisefotograf unterwegs
Als Reisefotograf ist er seit mehr als 40 Jahren unterwegs und hat nach eigenen Angaben bisher mehr als 50 Länder auf fünf Kontinenten bereist. Seit 2012 verbindet Berger seine Leidenschaft als Reisefotograf mit professionellen Vorträgen, Workshops, Seminaren und Fotoreisen. Neben seinem Iran-Buch gibt es von ihm eine Fotoschule in Buchform. Bei den Seminaren und Fotoreisen hätten ihn immer wieder Teilnehmer angesprochen, ob er sein Wissen nicht mal zwischen zwei Buchdeckel bringen könnte.
Thorge Berger brachte zwei Bücher heraus
Gesagt, getan. 2021 erschien das Werk, wie auch das Iran-Buch. Dazu publiziert Berger regelmäßig Beiträge in Wort und Bild in diversen Fachzeitschriften. Stellt sich die Frage, was bei der ganzen Faszination der Lieblingsort Bergers im Iran ist.
Da muss er nicht lange überlegen. Es sei Yazd, beantwortet er die Frage des Reporters. Es handelt sich um eine uralte Wüstenstadt, etwa 250 Kilometer von Isfahan entfernt. Inzwischen Weltkultur-Erbe, beeindruckt laut Berger der alte Stadtkern von Yazd vor allem durch seine uralte Lehm- und Rohziegel-Architektur.
Karten
Karten für den Iran-Vortrag von Thorge Berger am 10. März gibt es im Bürgerhaus Neuer Markt, in der Buchhandlung Leseinsel in Bühl, im Milchladen in Baden-Baden-Steinbach (Yburgstraße 46), in der Buchhandlung Osiander in Achern (Adlerplatz) sowie an der Abendkasse. Online: www.augenblicke-vortraege.de/ticket.html