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Fasziniert von heimischer Wildnis

Preisgekrönter Naturfotograf Klaus Echle kommt nach Bühl

Seine Bilder sind preisgekrönt. Jetzt kommt Naturfotograf Klaus Echle nach Bühl. Doch wie bekommt er diese faszinierenden Fotos überhaupt in den Kasten? Echle errät es uns.

Frau und Fuchs, Nase an Nase
Außergewöhnliches Rendezvous: Füchsin Sophie und Forstwirtin Anna Rummel, im Bild eingefangen von Klaus Echle. Foto: Klaus Echle

Der Kuss des Fuchses: Tier und Mensch ganz nah, Nase an Nase. Frau Reineke scheint’s zu gefallen, zumindest aus Menschensicht, wenn man die Mimik der Fähe als Lächeln interpretieren darf. Wie macht man so ein Bild? Am besten, man fragt den Schöpfer.

Es handelt sich um den Förster und preisgekrönten Tierfotografen Klaus Echle aus Freiburg. Am Sonntag, 23. Oktober, 17 Uhr, unternimmt er in der Vortragsreihe „AugenBlicke“ im Bühler Bürgerhaus Neuer Markt einen familientauglichen Streifzug durch die „Wildnis vor der Haustür“.

Der „Fuchskuss“ ist ein Foto, das eine wunderbare Geschichte erzählt, das aber vieler Tugenden bedarf, vor allem Geduld und Sensibilität, bevor es „im Kasten“ ist. Und es braucht natürlich Protagonisten, die mitmachen. In diesem Fall handelt es sich um die Sophie und Anna.

Die erstere heißt mit Nachnamen Reineke, die andere Rummel. Beide eint ihr Habitat, der Wald – wobei Anna, Diplomforstwirtin bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Freiburg, Jägerin und Spezialistin für Wildtierökologie bei dieser Begegnung der besonderen Art wohl etwas mehr Manschetten hatte, als das Raubtier mit dem lateinischen Namen Vulpes vulpes.

Klaus Echle hat mit 15 Jahren mit dem Fotografieren begonnen

Doch zur Geschichte: Anna Rummel ist Jägerin im Revier des fotografierenden Försters Klaus Echle, und sie berichtete von besagtem Fuchs, der den klangvollen Namen Sophie erhalten sollte. Das Tier, das sah die Fachfrau sofort, zeigte wenig Scheu.

Echle und Rummel begleiteten Sophie dann ein halbes Jahr, in dieser Zeit wurde das einzigartige Foto möglich. „Anna war nicht scharf drauf“, erinnert sich der gebürtige Oberwolfacher, der mit 15 mit dem begann, was er heute noch als Hobby bezeichnet: Fotografieren.

Die herrliche Geschichte der Fuchs-Freundschaft fand Niederschlag in einem Buch von Rummel und Echle, es heißt „Fuchs ganz nah“ und ist im BLV Verlag erschienen. 2011 gewann der Echle mit den Sophie-Bildern den Fritz-Pölking-Preis der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen.

Klaus Echle an Kamera mit Fuchs
Gut gemacht: Fast meint man, der Fuchs klopft dem preisgekrönten Naturfotografen Klaus Echle auf die Schulter. Foto: Klaus Echle

Dass er Förster wird, dass er als Naturfotograf mit renommierten Preisen wie dem BBC Wildlife Photographer of the Year ausgezeichnet werden würde, war für den Mann aus dem Schwarzwald, der 1964 das Licht der Welt erblickte, so wohl nicht abzusehen.

Eigentlich sollte er Koch werden – im Familienbetrieb. Doch der junge Klaus Echle erblickte am Herd keine Zukunft für sich. Über den zweiten Bildungsweg und Studium wurde er Diplomingenieur für Forstwirtschaft – und Förster ist bis heute seine Beruf und seine Berufung.

Etwas ist aber von dem Intermezzo als Koch geblieben, berichtet Echle im Gespräch mit der Redaktion. Vom ersten Lehrlingsgehalt habe er sich eine Kamera gekauft. Eine Canon AE 1. Damit fing es an.

Die technische Revolution folgte 1999, es war der Zeitpunkt, von dem an er „ernsthaft von der Naturfotograf infiziert war“. Ehefrau Christiane, „Hauptfan und Kritikerin“, überredete ihn mit Unterstützung von Dietmar Nill, „dass ich mir eine ordentliche Fotoausrüstung kaufe“. Zur Erklärung: Dietmar Nill gehört ebenfalls zu den Großen in der Zunft der Naturfotografen. Mit ihm reiste Echle um die Welt.

Auf der Suche nach Wildkatzen im Raum Bühl

Irgendwann betrachtete Echle aber seinen ökologischen Fußabdruck und kam zum Schluss, warum durch die Welt jetten, wenn die „Wildnis vor der Haustür“ liegt, eine faszinierende zumal. Fuchs, Luchs und Wildkatze rückten in den Sucher. Eine besondere Geschichte, die er fotografisch umsetzte, spielt sogar im Raum Bühl. Es handelt sich um den ersten Nachweis von Wildkatzen in der Region nach fast 100 Jahren.

Eisvogel mit Fisch
Dreister Bursche: Fischen verboten steht auf dem Schild, den Eisvogel schert es nicht im geringsten. Fotograf Klaus Echle fing auch diesen wunderbaren Moment ein. Foto: Klaus Echle

Eine Joggerin hatte zwei Babys der Felis silvestris 2009 entdeckt, sie für Stubentiger gehalten und dem Tierschutz gemeldet. Die beiden Findelkinder erhielten die treffenden Namen Hänsel und Gretel, machten Schlagzeilen, und Klaus Echle war mit der Kamera dabei, ebenso wie beim Projekt Wildkatze der FVA.

Das daraus entstandene Buch mit seinen Fotos sowie Texten von Sabrina Streif, Rudi Suchant und Sarah Veith trägt den Titel „Wildkatzen – Rückkehr in unsere Wälder“. Die spannende Story von Hänsel und Gretel will Echle in Bühl erzählen.

Tierfotograf ist Fan von Fledermäusen

Sein Schaffensspektrum ist deutlich facettenreicher als Fuchs, Wildkatze und Luchs. Die Fledermäuse haben es dem Bildkünstler angetan, der von 2001 bis 2006 zum Europäischen Naturfotograf des Jahres gekürt wurde, 2003 sogar Gesamtsieger wurde, just in dem Jahr, in dem Sohn Martin zur Welt kam.

Und wie macht man jetzt solche fantastischen Fotos? Geduld ist das eine. „Manches geht Jahre, bis es funktioniert“, sagt Echle, der natürlich mit der Kamera ansitzt, aber nicht nur. Er benutzt auch Fotofallen oder Lichtschrankenauslöser. Der Blick für’s Motiv gehört dazu, ebenso Disziplin. Das leiseste Geräusch – und das Tier ist weg.

Einen ganz besonderen Antrieb hat Echle ebenfalls: Die Menschen für die Wildnis vor der Haustür zu begeistern. „Wir haben da etwas Einzigartiges, dafür will ich den Blick öffnen“. Und Sophie? Anfang Dezember sei sie damals verschwunden, inzwischen eine junge Dame, die – typisch Mensch, äh Fuchs – ihr eigenes Leben leben wollte.

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