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Haftungsfrage noch nicht geklärt

Bootsrutsche am Breitwies-Wehr ist Kompromisslösung für Kanufahrer auf der Murg

Umbauarbeiten an Stauwerken drohen, den Paddelsport zu erschweren. Bei Forbach gibt es nun eine Bootsrutsche, doch wer sie nutzen darf, ist noch unklar.

Ein Wehr mit allen Schikanen: Eingebaut sind links eine Fischtreppe, daneben eine Kanurutsche, rechts ein Fischabstieg, erklärt Martin Weißmann, Geschäftsführer der Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau.
Ein Wehr mit allen Schikanen: Eingebaut sind links eine Fischtreppe, daneben eine Kanurutsche, rechts ein Fischabstieg, erklärt Martin Weißmann, Geschäftsführer der Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau. Foto: Christiane Widmann

Das Problem: Die Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau wollen nicht haften, wenn einem Paddler am Wehr etwas zustößt. Daran ist aus Sicht von Geschäftsführer Martin Weißmann nicht zu rütteln.

Niemand will Haftung für eventuelle Schäden übernehmen

Auch die Kanuten wollten zunächst keine Verantwortung für Personenschäden übernehmen, arbeiten nun aber an einem Kompromiss. Weißmann hofft, die Angelegenheit noch 2020 klären zu können. Aber er weiß auch: „Es ist juristisch schwierig.” Besitzer seien immer mit in der Verantwortung.

So unnachgiebig Weißmann in der Haftungsfrage ist, ist er doch für die Interessen der Kanufahrer offen. Er weiß, dass der Fluss im Frühjahr und Herbst eine beliebte Paddelstrecke ist – und er weiß, wie viel Herzblut daran hängt. Die Kanuten haben sich zunächst über ihren Landesverband dafür eingesetzt, bei Sanierungen von Stauwerken berücksichtigt zu werden.

Mittlerweile agieren sie über den Wildwasserverein Schwarzwald. Sie haben mit viel Engagement Spenden gesammelt und Öffentlichkeitsarbeit gemacht, mit Wehrbetreibern, Politikern, Behörden und Verbänden gesprochen, Anwälte und Ingenieurbüros beauftragt.

Wir verlassen uns darauf, dass das zu Ende geführt wird.
Martin Weißmann, Geschäftsführer

Mit Martin Weißmann haben sie Kompromisse gefunden. Am Stauwerk Schlechtau ließ er Ausstieg und Treppe schaffen, damit die Kanuten das Wehr umgehen können.

Zumindest eine Option: Sofern der Wildwasserverein Schwarzwald die Haftung übernimmt, dürfen die Kanufahren künftig die neue Bootsrutsche am Stauwehr Breitwies bei Forbach benutzen. Die Betreiber des Wasserkraftwerks haben sie vorsorglich mit eingebaut.
Zumindest eine Option: Sofern der Wildwasserverein Schwarzwald die Haftung übernimmt, dürfen die Kanufahren künftig die neue Bootsrutsche am Stauwehr Breitwies bei Forbach benutzen. Die Betreiber des Wasserkraftwerks haben sie vorsorglich mit eingebaut. Foto: Christiane Widmann

Die Anlage selbst ist seit der ökologischen Sanierung 2019 nicht mehr befahrbar und komplett umzäunt. Das Breitwies-Wehr ist gerade erst saniert geworden und soll noch eingezäunt werden.

Damit es weiterhin überquert werden kann, hat Weißmann die Rutsche einplanen lassen. Die Bedingung: Der Wildwasserverein soll die Kosten (20.000 Euro) übernehmen. „Da bin ich in Vorleistung gegangen”, sagt er. „Wir verlassen uns darauf, dass das zu Ende geführt wird.”

Daran ist auch den Kanufahrern gelegen, denn ohne Rutsche können sie das Wehr nicht sicher überqueren. Die ökologische Sanierung beinhaltet unter anderem eine 90 Meter lange Fischtreppe, Feinrechenanlagen und einen Fischabstieg mit einem 2,50 Meter tiefen Auffangbecken.

Das Breitweis-Wehr nach der Sanierung: Unterhalb des Sportplatzes in Forbach-Langenbrand staut sich das Wasser in einem neuen Beton-Bauwerk. Teile des alten Wehrs sind noch erkennbar, etwa der gepflasterte Bereich unterhalb der neuen Bootsrutsche.
Das Breitweis-Wehr nach der Sanierung: Unterhalb des Sportplatzes in Forbach-Langenbrand staut sich das Wasser in einem neuen Beton-Bauwerk. Teile des alten Wehrs sind noch erkennbar, etwa der gepflasterte Bereich unterhalb der neuen Bootsrutsche. Foto: Reinhold Bauer

Darin dreht sich das herandrängende Wasser wie eine Walze. Das sei eine „tödliche Falle für Paddler”, warnt Weißmann: Sie könnten ertrinken.

Wasserkraftwerke investieren 5,5 Millionen Euro in Wehre und Rohre

Für ihn sind die Kanu-Kompromisse nur ein Randaspekt eines weit größeren Projekts. Für 5,5 Millionen Euro lassen die Wasserkraftwerke die beiden Wehre sanieren und neue Leitungen verlegen. „Das ist das Ergebnis eines langjährigen Streits”, erklärt Weißmann.

Abstiegsmöglichkeit für Fische: Am rechten Beckenrand gibt es einen Durchlass mit Auffangbecken für die Flussbewohner.
Abstiegsmöglichkeit für Fische: Am rechten Beckenrand gibt es einen Durchlass mit Auffangbecken für die Flussbewohner. Foto: Reinhold Bauer

Dabei ging es um Gewässer- und Naturschutzfragen sowie die Interessen des Wasserkraftwerks als Erzeuger alternativer Energie. Ein außergerichtlicher Kompromiss beinhaltet zum Beispiel die Fischtreppen und eine höhere Restmenge Wasser in der Murg, aber auch die Erlaubnis für den Bau der Rohrleitungen.

„Mit dem Ergebnis können wir alle leben”, sagt Weißmann. Das Kraftwerk hat eine höhere Betriebssicherheit und wird leistungsfähiger: Breitwies liefert künftig zehn Millionen Kilowattstunden (kWh) Energie, Schlechtau sechs bis sieben Millionen kWh. Pro Sekunde können 15.000 Liter Wasser durch die Turbinen fließen. Doch weil künftig mehr Wasser in der Murg verbleiben müssen, bleibt der Ertrag ungefähr gleich. „Trotzdem haben wir einen Haufen Geld dafür ausgegeben.”

Das neue Wehr in voller Pracht: Für 1,5 Millionen Euro haben die Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau das Stauwerk unterhalb des Sportplatzes in Forbach-Langenbrand ökologisch saniert.
Das neue Wehr in voller Pracht: Für 1,5 Millionen Euro haben die Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau das Stauwerk unterhalb des Sportplatzes in Forbach-Langenbrand ökologisch saniert. Foto: Reinhold Bauer

Als nächstes sind die Rohre mit drei Metern Durchmesser an der Reihe. Sie sollen künftig mehrere hundert Meter weit von Wehr zu Wehr führen, in der Erde und über ein Aquädukt. Im September werden die Leitungen im Boden verlegt. 2021 folgen die Arbeiten am denkmalgeschützten Aquädukt. Dort sind die Rohre so konstruiert, dass sie ihre eigene Last tragen.

So wird das alte Bauwerk entlastet und nicht mehr durchfeuchtet. Eventuell wird auch das Aquädukt selbst saniert. Laut Weißmann laufen dazu jedoch noch Gespräche.

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