Skip to main content

Kandidaten im Interview

Wahlkampf in Forbach: Stiebler und Krumm distanzieren sich von Schmutzkampagnen

Im Wahlkampf in Forbach brodelt es kräftig. Im Gespräch mit BNN und BT distanzieren sich die aussichtsreichsten Bürgermeisterkandidaten Robert Stiebler und Kilian Krumm von den Schmutzkampagnen, die teilweise gefahren werden.

vier Personen in einem Park, ein Mann und eine Frau sitzen mit dem Rücken zur Kamera zwei Männern auf einer Parkbank gegenüber
Die Bürgermeisterkandidaten Robert Stiebler und Kilian Krumm stellten sich im Gespräch mit BNN-Redakteurin Swantje Huse und BT-Redakteur Stephan Juch Fragen zum Wahlkampf. Foto: Raimund Götz

Es ist eine wichtige Geste in einem Wahlkampf, der dem in Baden-Baden in nichts mehr nachsteht: Die beiden Forbacher Bürgermeisterkandidaten Robert Stiebler und Kilian Krumm reichen sich die Hände.

Im gemeinsamen Gespräch, zu dem BNN und BT die beiden aussichtsreichsten Kandidaten geladen hatten, distanzieren sich die Bewerber um die Rathausspitze deutlich von den teils sehr persönlichen Gerüchten, die mittlerweile in der Kommune und auch darüber hinaus herumschwirren. Sie betonen: „Von dieser unschönen Dynamik nehmen wir beide Abstand.“

Es sind teils heftige Anfeindungen, mit denen sich beide Kandidaten gleichermaßen auseinandersetzen müssen. Oft dringen sie nur über mehrere Ecken an die beiden Männer, die trotz aller Konkurrenz inzwischen beim Du sind.

„Da muss man schon echt schlucken. Zumal wir einen sehr fairen Umgang miteinander haben“, sagt Stiebler. Krumm ergänzt: „Ich werde inzwischen sogar in Baden-Baden darauf angesprochen.“

Krumms akademischer Abschluss sorgte für Aufregung

Ein Mann sitzt auf einer Parkbank und gestikuliert mit seiner rechten Hand beim Sprechen
Kilian Krumm räumt Gerüchte über Abschluss aus. Foto: Raimund Götz

Für einige Aufregung hat etwa Krumms akademische Ausbildung gesorgt. Hat er nun einen Abschluss oder hat er keinen? „Ich habe eine Gleichwertigkeitsprüfung gemacht“, erklärt der 31-Jährige.

Seine neun Semester Lehramtsstudium, die er ohne Bachelor-Prüfung beendet hat, sind so einem ersten wissenschaftlichen Abschluss gleichgesetzt worden. Nur so sei sein Aufbaustudium in Wirtschaftsverwaltungsrecht möglich gewesen. „Nächsten Monat fange ich an, meine Abschlussarbeit zu schreiben.“

Zur Stolperfalle wurde auch der gut gemeinte Kasten Bier nach einem Fußballspiel in Bermersbach. Schnell heißt es, Krumm habe ein Alkoholproblem und wollte sich Stimmen kaufen. In anderen Gruppen wird er als Dauerkandidat hingestellt, der sich in jeder Gemeinde bewirbt, in der eine Bürgermeisterwahl ansteht. „Das sind klar widerlegbare Gerüchte, die nicht stimmen“, betont Krumm.

Auch Stiebler ist mit Unterstellungen konfrontiert

ein Mann mit einer Hand am Kinn blickt gedankenverloren/nachdenklich nach rechts
Robert Stiebler hadert mit dem Tonfall im Wahlkampf. Foto: Swantje Huse

Stiebler wird nach einem Internet-Post ein nationalistischer Ton unterstellt („Das ist absurd.“), an anderer Stelle wird er gefragt, wo denn eigentlich sein kleiner Sohn in die Kita gehe. „Das hat einen sehr spitzen und fiesen Unterton gehabt, da werden Grenzen überschritten“, erzählt der 38-Jährige, der auf seiner Wahlkampfhomepage auch immer wieder Fotos von seiner Frau und seinem Kind postet. „Aber man sieht niemals das Gesicht meines Sohnes.“

Ihm sei klar, dass er ein öffentliches Amt anstrebt und habe das im Vorfeld auch intensiv mit seiner Frau besprochen. „Wenn ich im Amt bin, dann ist die Familie natürlich auch präsenter. Aber eben erst dann.“

Beide Männer sind in den Wahlkampf gezogen, um die seit langem zerstrittene Gemeinde zu einen – und sehen jetzt schon fast ein bisschen ungläubig, wie ihre Kandidaturen genau das Gegenteil bewirken: Einwohner, die sich nicht mehr trauen, sich als Befürworter für den einen oder den anderen zu offenbaren, Risse, die sich deshalb durch Familien ziehen und eben Schmutzkampagnen. Selbst der ehemalige CDU-gestützte Kandidat Mathias Reidel hat inzwischen auf Facebook zu Mäßigung und Fairness gemahnt.

Ganz fehlerfrei sind auch die Kandidaten selbst nicht durch den Wahlkampf gekommen: In einem dreiteiligen Post hat auch Stiebler auf den Bierkasten angespielt und dem kinderlosen Krumm unterstellt, in sozialen Fragen weniger Kompetenz mitzubringen als er selbst sie als Vater hat.

„Das hat mich sehr getroffen“, sagt Krumm und erzählt, dass seine frühere Partnerin das gemeinsame Kind in einem fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft verloren habe. „Hätte ich das gewusst, hätte ich das so nicht formuliert“, sagt Stiebler. Vom Kern seiner Aussage ist er aber nach wie vor überzeugt.

Beide Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Forbach geben eigene Fehler zu

Für Krumm ist es die Unterstützung durch die Gemeinderatsfraktionen von SPD, Grünen und Freien Wählern, die sich als Problem herausgestellt hat, mit dem er nicht gerechnet hätte. „Ich komme von außen, wollte so Kontakte knüpfen.“ Zugleich hoffte er, ein Signal der Einigkeit aussenden zu können. „Die drei Logos auf meinen Plakaten haben sich aber eher als großer Malus herausgestellt.“

Es werde dauern, alle Risse wieder zu kitten, sind beide Bewerber überzeugt. „Da wird es auf allen Seiten eine Vergeben-und-Vergessenkultur geben müssen, sonst gibt es acht Jahre Blockade“, sagt Stiebler. Das ist auch Krumms Devise: „Da darf man nichts nachtragen. Alles andere würde so viele Prozesse lähmen.“

Dabei ist das erklärte Ziel beider Kandidaten, Forbach voranzubringen. Inhaltlich ähneln sich ihre Standpunkte. Eine Mitgliedschaft im Kreistag sehen beide als essentiell an. Beide wollen die Überalterung der Gemeinde angehen und Forbach attraktiver für junge Menschen machen.

Ihr eigenes Alter, Stiebler ist 38, Krumm 31 Jahre alt, scheint ihnen dabei von Vorteil zu sein – alle älteren Kandidaten haben deutlich schlechter abgeschnitten. Für Stiebler und Krumm eine klare Botschaft, dass der Kandidat mehrere Amtszeiten machen soll. Krumm ist überzeugt: „Egal wer gewählt wird, er wird Menschen enttäuschen, allein wegen der finanzielle Situation, die ihn zwingen wird, Prioritäten zu setzen.“ Und auch Stiebler glaubt: „Man muss dem Gewinner auch Zeit geben. Das kann man nicht alles auf einmal schaffen.“

Service

Am Sonntag, 3. April, haben die Forbacher erneut die Wahl. Auf dem Stimmzettel steht dann neben Robert Stiebler und Kilian Krumm auch noch Mathias Fey. Er hatte nach dem ersten Wahlgang am 13. März, bei dem er lediglich 3,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte, angekündigt, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen und seitdem auch keine Wahlkampftermine mehr angeboten.

nach oben Zurück zum Seitenanfang