
In eine handelsübliche Garage passt ein MB-Trac definitiv nicht. Er ist eine mächtige Erscheiung. Nun wurde Gaggenau, beziehungsweise das Unimog-Museum in Bad Rotenfels, zum Treffpunkt der Besitzer und Liebhaber dieses besonderen Fahrzeugs aus dem Hause Mercedes-Benz.
MB-Trac-Fans und -fahrer aus ganz Deutschland reisten von Heimsheim ins Murgtal. Organisator der Tour war Bernd Schäfer. Er ist seit mehr als 15 Jahren vom MB-Trac-Fieber infiziert und stolzer Besitzer mehrerer dieser Arbeitstiere. Die Teilnehmer der Fahrt eint eines: Alle nennen einen MB-Trac 1.800 Intercooler ihr Eigen. Der bringt 180 PS Leistung und gilt als stärkstes Modell der Reihe.

Lediglich 190 Fahrzeuge wurden vom Intercooler gebaut. Obwohl 1990 Lieferfristen von drei bis vier Monaten bestanden, endete seine Karriere, mit Einstellung der gesamten MB-Trac-Reihe, im Dezember 1991. Auch im Unimog-Museum Gaggenau ist ein 1.800-er Intercooler ausgestellt. Neben einer Sonderlackierung in einem dunklen Anthrazit sind einige Teile des Museumsfahrzeugs verchromt.
Einige MB-Tracs kamen per Tieflader zum Ausgangspunkt der Fahrt
Bevor die Fahrt von Heimsheim nach Gaggenau beginnen konnte, mussten einige Teilnehmer mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Einige der Fahrzeuge kamen mit dem Tieflader aus dem Raum Hamburg und dem Emsland bis zum Ausgangspunkt.
Die rund 70 Kilometer lange Tour von Heimsheim nach Gaggenau führte dann über Dobel und Bad Herrenalb nach Moosbronn. Von dort ging die Route über Michelbach und Gaggenau nach Bad Rotenfels. Rund zwei Stunden hatten die Trac-Fans zunächst eingeplant, aus denen jedoch fast dreieinhalb Stunden wurden.
Mit 22 Fahrzeugen im Konvoi zu fahren ist schwierig, sagt nach der Ankunft in Bad Rotenfels ein gut gelaunter Bernd Schäfer. Alle sind gut angekommen, es gab keinerlei Komplikationen. Dies ist das Wichtigste. Die Tour hätte nach Aussage von Bernd Schäfer eigentlich schon vor zwei Jahren stattfinden sollen.
Wegen der Corona-Pandemie verzichteten die MB-Trac-Fans allerdings darauf. Der Organisator der Tour betonte, dass diese Maschine nicht nur bei Landwirten nach wie vor beliebt ist. Mittlerweile haben sie auch die Sammler entdeckt. Der MB-Trac habe Kult-Status erreicht, sagte der selbstständige Maschinenbau-Ingenieur, der einige Jahre bei Mercedes arbeitete.
Hamburger Sven Schull baute seinen MB-Trac exakt nach dem Exponat des Unimog-Museums auf
An der Fahrt von Heimsheim ins Murgtal beteiligte sich auch Sven Schull aus Hamburg, der seinen Intercooler originalgetreu nach dem Bad-Rotenfelser Museumsfahrzeug aufgebaut hat. Fünfmal reiste er hierzu ins Unimog-Museum an und schoss hierbei zur Rekonstruktion rund 1.000 Fotos.
„Mein Intercooler entspricht 100-prozentig dem Museums-Fahrzeug“, sagt Schull im Gespräch mit dieser Redaktion. Jedes Einzelteil, jede Schraube sei gleich. „So etwas habe ich noch nie erlebt, sagt Karl-Josef Leib vom Unimog-Museum.
An der Ausfahrt beteiligte sich auch Ulrich Staudt aus Ubstadt-Weiher. Seit 2015 ist er stolzer Besitzer eines MB-Trac Intercooler. Er habe sich damit einen Traum erfüllt, berichtet er. Allerdings war der Aufbau mit sehr viel Arbeit verbunden. „Als ich das Fahrzeug übernahm, war nur noch der Rahmen vorhanden.“ Andreas Dieker kommt aus dem Emsland und sein MB-Trac musste zunächst einmal 600 Kilometer mit dem Tieflader nach Heimsheim zurücklegen.
Dieker war bereits Besitzer einiger dieser Fahrzeug. „Ein Intercooler fehlte mir noch in meiner Sammlung“, berichtet er. Das Fahrzeug kam aus Finnland. Dieker hat recherchiert, der MB-Trac musste hart arbeiten. Die Restaurierung laufe noch, „aber zumindest die technischen Dinge sind alle auf dem neuesten Stand“. Die restlichen Feinarbeiten folgenen in den nächsten Wochen.

Christian Fleischmann aus dem Landkreis Südliche Weinstraße in Rheinland-Pfalz erfüllte sich mit seinem MB-Trac einen Kinderwunsch. Im Jahr 2018 wurde der Wirklichkeit. Zu dem Treffen in Gaggenau war auch ein sechsköpfiger MB-Trac-Freundeskreis aus dem Raum Stockach am Bodensee angereist. Hierzu gehörte auch der 39-jährige Joachim Kratzer.
Sein Intercooler sei jedoch kein „Fahrbarer“, sondern ein Modell, dass in seinem Zimmer steht, meinte er mit einem Grinsen im Gesicht. Fahren tut er einen normalen MB-Trac. „Der Intercooler ist mir zu teuer“. Nach ihrem Besuch im Unimog-Museum legten die Intercooler-Fans vor der früheren Produktionsstätte des MB-Tracs einen kurzen Stopp für ein Erinnerungsfoto ein. Anschließend ging es zurück nach Heimsheim.