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Skurrile Kundenwünsche

Gaggenauer Autobauer erhalten German Design Award für Porsche

Die Autobauer Gerhard Stefan und Philipp Göller aus Gaggenau erhalten für ihren Porsche 964 GS den German Design Award. Vater und Sohn haben einen Sportwagen mit historischer Optik und moderner Technik entwickelt. Der Porsche wird nach Kundenwunsch gebaut. Und die haben mitunter skurrile Vorstellungen.

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Blauer Blickfang: Philipp Göller bei einer Fahrt mit dem Porsche 964 GS an der Schwarzenbach-Talsperre. Der Prototyp steht bei Auto-Fans aus aller Welt hoch im Kurs. Foto: Autohaus Stefan

Das Geschäft brummt: Rund 100 Interessenten aus aller Welt haben ein Auge auf den Porsche 964 GS aus Gaggenau geworfen. Im Sportwagen verbindet das Autohaus Stefan den Charme der 70er-Jahre mit moderner Technik. Nun haben Gerhard Stefan und sein Sohn Philipp Göller für ihren Eigenbau den German Design Award erhalten. Den beiden KFZ-Meistern liegen nach eigener Aussage zahlreiche Anfragen für den Porsche vor. Sogar Liebhaber in Moskau, Detroit und Lissabon wurden auf das Schmuckstück aufmerksam. Die Gaggenauer fertigen den Sportwagen nach individuellen Wünschen an – und die sind mitunter skurril.

Der Prototyp ist ein Familienprojekt : Auf Basis des Modells von 1989 verheirateten Vater und Sohn das Design der 70er-Jahre mit der Ausstattung von heute. Der Porsche 964 GS Manufaktur (Göller/Stefan) mit Retro-Charme und iPad-Soundsystem kommt offenbar gut an. Für ihr „exzellentes Produkt-Design“ im Bereich Passenger Vehicles (Personenkraftwagen) erhielten die Gaggenauer Autobauer den „German Design Award“.

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Der Porsche 964 GS in Monaco Foto: Autohaus Stefan

Mit dem renommierten Designpreis zeichnet der Rat für Formgebung seit 2011 innovative Produkte in verschiedenen Kategorien aus. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Entwurf kombiniert den Porsche-Klassiker mit modernen Elementen zu einem außergewöhnlichen Modell, das Emotionen pur verkörpert.“ Es handele sich um eine „beeindruckende Designarbeit, die formal und technisch bis ins Detail stimmig ist.“

Porsche trägt eigene Handschrift

Gerhard Stefan und Philipp Göller haben mehr als 2.000 Arbeitsstunden, viel Herzblut und eine sechsstellige Summe in ihren Porsche gesteckt. Sie bestellten Knetmasse, erhitzten sie im Backofen und modellierten damit die Karosserie nach dem Vorbild aus den Siebzigern.

Die verbreiterten Kotflügel, Haube, Spoiler, LED-Scheinwerfer, Armaturen, Fahrwerk und Auspuff fertigten die Autobauer individuell an. 120 Teile produzierten sie selbst, teils im 3D-Druck.

Viel Power, wenig Elektronik

Der Porsche bringt 300 PS aus einem 3,6-Liter-Saugmotor auf die Straße und ist nach Aussage seiner Erschaffer TÜV-tauglich. Das 89er-Modell haben die beiden Auto-Fans ausgewählt, „weil er noch die puren Fahreigenschaften von einem Porsche hat“, so Göller. Allradantrieb, ABS und Servolenkung – weitere elektronische Helfer hat er nicht.

Kunden können sich bei GS Manufaktur die Möglichkeit, einen Porsche nach ihren Wünschen konfigurieren lassen. „Die Vorstellungen müssen allerdings zu unserer Philosophie passen“, betont Stefan: „Wir werden uns nicht verbiegen.“ Will der Kunde etwa einen Turbo-Motor, muss er ihn selbst besorgen.

Araber will totes Lieblingskamel im Porsche verewigen

Bei der Gestaltung sind der Kreativität indes kaum Grenzen gesetzt. Ausgefallene Wünsche erreichen die Gaggenauer vor allem aus dem Nahen Osten. Es geht um Schlangenhaut auf den Sitzen, vergoldete Schalthebel und Zierleisten. „Das können wir alles machen“, sagt Stefan. Bei einer Anfrage staunte er dann aber doch: „Ein Araber wollte das Haar seines toten Lieblingskamels im Inneren einarbeiten lassen“, erinnert sich Stefan. Auch das ist möglich.

Sportwagen ab 160.000 Euro

Die Individualität hat allerdings ihren Preis: Wer einen Porsche GS Manufaktur in seinem Fuhrpark haben will, muss 160.000 Euro in die Hand nehmen – mindestens. „Darunter wird es schwierig“, sagt Stefan. Der 1.250 Kilogramm leichte Prototyp GS1, der mittlerweile 25.000 Kilometer auf dem Porsche-typischen Rundbuckel hat, ist dagegen unverkäuflich: „Den fahren wir selbst.“ Sein jüngerer und technisch optimierter Bruder, der GS2, dient als Vorführwagen.

German Design Award

Der German Design Award wird an Hersteller und Gestalter verliehen, deren innovative Produkte und Projekte in der deutschen und internationalen Design-Landschaft wegweisen sind. Eine international besetzte Jury entscheidet darüber, wer den Award erhält. Zu den Preisträgern 2020 zählen unter anderem Architekten sowie Hersteller von Autos, Fahrrädern, Uhren, Möbeln und sogar Vibratoren.

Hinter dem German Design Award steht der „Rat für Formgebung“, der als Interessensvertretung für designorientierte Unternehmen arbeitet. Er hat mehr als 300 Mitglieder aus den Bereichen Wirtschaft, Design, Verbände und Institutionen. Im vergangenen Jahr flossen Preisgelder in Höhe von rund 25.000 Euro an die Gewinner.

Zwei Mitarbeiter helfen seit Jahresbeginn bei der Produktion der Sportwagen. Die Herstellung nach individuellen Wünschen dauert rund vier Monate. Acht bis zehn Fahrzeuge wollen Vater und Sohn im Jahr produzieren. „Die Gewinnmaximierung ist nicht unser Ziel“, erklärt Stefan, „wir wollen unsere Leidenschaft am Fahrzeugbau ausleben.“

Porsche hat die beste Performance.

Die Idee dazu wurde am Computer geboren. Ein Bildschirmschoner seines ehemaligen Meisters weckte Stefans Neugier am Porsche 964. Er zeigte ein Modell aus dem Hause Singer . Die Kalifornier verwirklichen, ebenfalls nach Kundenwunsch, Träume auf vier Rädern. Zwar restaurieren die Gaggenauer auch historische Modelle anderer Marken, die Stuttgarter Sportwagen-Schmiede hat es ihnen aber besonders angetan: „Porsche hat die beste Performance“, ist Philipp Göller überzeugt. Gemeinsam mit Gerhard Stefan sorgt er dafür, dass auch die Optik stimmt – und sei es mit Kamelhaar.

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