Zwei Jahre vor dem Abitur war sie sich noch nicht ganz sicher: Sollte Sie Pharmazie studieren? Oder vielleicht doch lieber Musik? Immerhin hatte sie Musik als Leistungskurs, sie spielte Klavier und hatte bereits ein Vorstudium an der Musikhochschule absolviert.
Dann aber wurde es doch Pharmazie und von Anfang an war sich Tatjana Zambo sicher: Pharmazeutin ist ihr Traumberuf. Und das gilt noch heute, obwohl viele Entwicklungen in der Gesundheitspolitik aus Sicht einer Apothekerin ganz und gar nicht traumhaft verlaufen.
Grund zum Ärgern gibt es mehr als genug. Vor allem dann, wenn man als Präsidentin des Landesapothekerverbands so viel Verantwortung hat wie sie.
Über 2.300 Apotheken im Land
Der Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg tritt für die Interessen von über 2.300 Apotheken in Baden-Württemberg ein. Damit vertritt der LAV über 90 Prozent der niedergelassenen Apotheken im Land und ist der zweitgrößte Apothekerverband in Deutschland.
„Unruhe“ herrsche derzeit unter den Kolleginnen und Kollegen landauf landab, denn man stoße überall „an die Grenzen der Belastbarkeit“. Zambo: „Wir sollen mehr leisten, verdienen aber immer weniger und haben extreme Sorgen ums Personal“, zeichnet sie ein düsteres Bild ihres Berufsstandes, um den sie sich „große Sorgen“ mache.
„Ein Schlag ins Gesicht“
Erwartungsgemäß kann sie den diversen Sparplänen der Bundesregierung wenig Gutes abverlangen. So sei geplant, das Honorar insofern zu kürzen, als der Zwangsabschlag der Apotheken pro Medikamentenpackung künftig von 1,77 auf zwei Euro erhöht werden solle. Die sei „ein Schlag ins Gesicht aller Apotheker“, sagt die LAV-Präsidentin.
„Diese Absicht konterkariert auf grobe Weise das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken“, so Zambo weiter. Apotheken mit ihren Teams hätten während der Corona-Pandemie Unglaubliches geleistet und möglich gemacht. Gemeinsam sei man Monat für Monat an die Grenzen gegangen und habe die Leistungsstärke und einen immensen Einsatzwillen für die Patientinnen und Patienten nun über zwei Jahre gezeigt.
„Uns jetzt weiter durch einen erhöhten Kassenabschlag zu belasten, ist unanständig und unangemessen. Ich kann versprechen, dass wir hier im Land und auch auf Bundesebene keine Gelegenheit auslassen werden, uns gegen diese Planungen zu stellen“, sagte Zambo.
Kritik am Gesundheitsminister
Kritik am neuen Gesundheitsminister übt sie auch in einem anderen Zusammenhang. Karl Lauterbach plant deutschlandweit die Einführung von rund 1.000 „Gesundheitskiosken“ – sie sollen insbesondere in sozial benachteiligten Regionen und Stadtteilen niedrigschwellige Beratung anbieten.
„Lauterbach macht Alleingänge, ohne vorher die Player zu fragen“, ärgert sie sich über den Vorstoß des Ministers. Sie befürchtet, dass die Zahl der Apotheken weiter zurückgehen werde. „Das kann und darf aber nicht passieren. Denn wir Apotheken werden gebraucht – jede einzelne ist wichtig.“ Sie verstehe einfach nicht, warum die Politik die gute Struktur, die sich auch während der Corona-Pandemie wieder bewährt habe, aufs Spiel setze.
Entspannung beim Gerätetauchen
Wenn sich die zweifache Mutter einmal ablenken möchte, treibt sie gerne Sport – und zwar in den unterschiedlichsten Disziplinen. „Früher spielte ich viel Tennis, inzwischen gehe ich gerne Laufen.
So habe ich vor, im nächsten Jahr an einem Halbmarathon teilzunehmen.“ Vermutlich noch entspannender ist ein weiteres Hobby von ihr: Gerätetauchen. Unter Wasser kann sie all die Sorgen und Probleme zumindest für kurze Zeit komplett vergessen.
