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Bauprojekt in der Casimir-Katz-Straße

Gernsbach wagt nächsten Versuch einer altstadtnahen Verdichtung

Entstehen Wohnungen in der östlichen Casimir-Katz-Straße in Gernsbach? Nun gibt es ein Bebauungsplanverfahren.

Bereich gegenüber des Storchenturms.
Das obere Ende der möglichen Bebauung befindet sich gegenüber des Storchenturms. Die Bauvoranfrage eines Investors wurde inzwischen zurückgezogen. Das grundsätzliche Interesse an dem Projekt scheint aber nach wie vor da zu sein. Foto: Stephan Juch

Erst vor gut einem Monat ist nach weit über einem Jahr Planungszeit das Bauprojekt in der Faltergasse (vier Doppelhäuser und eine Tiefgarage) vom Gemeinderat begraben worden.

Jetzt folgt in Gernsbach der nächste Versuch einer altstadtnahen Innenverdichtung: In der östlichen Casimir-Katz-Straße wird in den steilen Wiesengrundstücken hin zur Realschule „eine gewisse bauliche Entwicklungsmöglichkeit“ gesehen.

Diese wollte ein Investor nutzen, um vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 22 Wohneinheiten zu bauen. Auch wenn er seine Bauvoranfrage inzwischen zurückgezogen hat, nimmt die Stadt das nun zum Anlass, den Bereich einem Bebauungsplanverfahren zu unterziehen.

Bürgermeister Julian Christ für „sensibles Vorgehen“

„Rechtlich gesehen ist das keine Altstadt mehr“, erklärt Bürgermeister Julian Christ (SPD). Trotzdem müsse man dort „sensibel vorgehen“, schließlich liegen die topografisch anspruchsvollen Grundstücke, um die es geht, gegenüber dem Storchenturm und prägen somit den Blick in die Altstadt.

Auch Bauamtsleiter Jörg Bauer unterstreicht, dass „wir hier gestalterische Mittel einsetzen müssen“, um eine verträgliche Bebauung zu ermöglichen. Deshalb sei es sinnvoll, einen Bebauungsplan aufzustellen. Damit halte man sich alles offen – auch mit dem Investor, der nach wie vor an dem Projekt interessiert sei. Man befinde sich mit ihm weiter in Gesprächen, wie Hauptamtsleiterin Anna Sadowsky bestätigt.

„Wir begrüßen die Aufstellung des Bebauungsplans“, sagt Stefan Krieg von den Grünen zur vorgeschlagenen Vorgehensweise der Verwaltung. Zum einen begrüße seine Partei grundsätzlich die Innenverdichtung, zudem halte man „Art und Maß der baulichen Nutzung für gegeben und gefordert“.

Krieg überrascht schließlich mit der FDP-affinen Aussage, dass es letztlich der Markt regele, ob ein Bauprojekt unter den Vorgaben der Stadt, der großen Dichte und der schwierigen Topografie dort wirtschaftlich Sinn macht oder eben nicht.

Freie Bürger warnen vor vermeintlicher Regelung des Marktes

Vor der vermeintlichen Regelung des Markts hingegen warnt Alexander Hoff. Der Fraktionschef der Freien Bürger sieht die Gefahr, „dass wir durch die extrem hohen Kosten, die durch die Topografie entstehen, etwas kriegen, das extrem hässlich ist“. Man müsse aber „sehr genau überlegen, was man will“, schließlich handele es sich um eins der Tore zur Altstadt.

Von daher sei ein Bebauungsplan der richtige Weg, um dieses Entree zur Altstadt mit einer zuträglichen Bebauung zu verdichten. Während des Verfahrens wäre es laut Hoff „sehr hilfreich, wenn wir Ansichten bekommen, auf denen das ganze Ensemble zu sehen ist“.

Dies war in Gernsbach in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Beispiel Wörthgarten: Bei dem Großprojekt, das sich in der Endphase befindet, hatte der Gemeinderat die von der CDU vorgeschlagenen Gerüste zur Visualisierung abgelehnt, mit der man sich hätte einen Eindruck verschaffen können, wie die Bauwerke auf den Betrachter wirken, der nach Gernsbach kommt. Jetzt sind viele erschrocken über die Dimension der Bebauung.

„Konkrete Pläne wollen wir schon sehen“, betont auch Irene Schneid-Horn im Blick auf die mögliche Bebauung der östlichen Casimir-Katz-Straße. Die SPD-Fraktionsvorsitzende fragt zudem, ob es Sinn macht, dass die Stadt hier planerisch in Vorleistung gehe, zumal man oft höre, das Bauamt der Stadt Gernsbach sei überlastet.

Investor hat Bauvoranfrage zurückgezogen

Die Frage nach den Kosten stellt Bernhard Wieland (CDU), schließlich zahle die normalerweise der Investor. Der hat aber nun seine Bauvoranfrage zurückgezogen. Das werde man im weiteren Verlauf des Verfahrens noch klären können, verweist Bauamtsleiter Bauer auf mehrere Möglichkeiten, etwa die eines sogenannten Angebotsbebauungsplans.

Letztlich stimmt der Gemeinderat mit großer Mehrheit für die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens „Östliche Casimir-Katz-Straße“ samt Veränderungssperre. Dagegen spricht sich nur das Ehepaar Voigt aus: Das Grundstück sei zu steil und zu schmal, die Bebauung nicht im Sinne der Altstadt, argumentieren die zwei parteilosen Stadträte.

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