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Stadtentwicklung

Grundschule könnte in das Gebäude der Handelslehranstalt in Gernsbach einziehen

Die Handelslehranstalt (HLA) am Färbertorplatz in Gernsbach, die zum Schuljahresende dicht gemacht wird, könnte eine Zukunft als Grundschule haben.

Schulgebäude
Neue Nutzung: Nach der Schließung der Handelslehranstalt bringt die Stadtverwaltung Gernsbach einen Umzug der Grundschule in das Landkreisgebäudezur Diskussion. Foto: Stephan Juch

Weil die Stadt in der Pflicht ist, bis 2026 in dem Bereich ein Ganztagsangebot vorzuhalten und die Von-Drais-Schule für diese Herausforderung zu klein ist – zumal sie in naher Zukunft dreizügig werden dürfte –, ist Gernsbach zum Handeln gezwungen.

Am Montag wurde der Gemeinderat über die Ergebnisse einer entsprechenden Machbarkeitsstudie samt Standortuntersuchung informiert.

Untersucht worden sind folgende Optionen: das Bestandsgebäude der Von-Drais-Grundschule, der Umbau der HLA, ein Neubau an der Otto-Hahn-Straße (unweit des Gymnasiums) und drei Neubau-Varianten an der Weinauer-Straße. Christian Lyachenko, Planer beim Büro Bau 4, betonte gleich zu Beginn, dass das jetzige Gebäude der Von-Drais-Schule keine Entwicklungsmöglichkeit mehr zulasse.

Diese Einschätzung stieß auf uneingeschränkte Zustimmung im Gemeinderat: „Nicht mehr hinnehmbar“ oder „katastrophal“ lauteten die Beurteilung der Schule in der Von-Drais-Straße. Einzig einen möglichen Gebäude-Tausch von Grund- und Gemeinschaftsschule wäre laut Uwe Meyer dort noch denkbar. Diese Möglichkeit bat der Fraktionschef der Freien Bürgervereinigung in den weiteren Prüfungsprozess mit einzubeziehen.

Sowohl aus den Stellungnahmen der Verwaltungsspitze als auch der Gemeinderatsmehrheit war herauszuhören, dass die HLA favorisiert wird.

Die Weiternutzung biete eine gute städtebauliche Einfügung und eine vertraute Umgebung für die Schüler, zudem ermögliche sie eine Clusterbildung mit den weiteren Schulen und standortnahen Schulsport.

Barrierefreier Zugang ist in Gernsbach nur über den Färbertorplatz möglich

Nachteile seien, dass ein barrierefreier Zugang nur über den Färbertorplatz möglich ist, dass die lichte Raumhöhe (circa 2,85 Meter) unter der Empfehlung für den Schulbau (3 Meter) liegt und dass die Grundrissaufteilung für eine Grundschule nicht ideal sei; zudem ist das Gebäude aktuell nicht im Besitz der Stadt Gernsbach – Höhe und Zeitpunkt eines erforderlichen Kaufs sind vom Landkreis Rastatt abhängig.

Letzterer müsse laut Bürgermeister Julian Christ aber „selbst ein Interesse daran haben“, denn die HLA sei mit der Pflegefachschule „keineswegs ausgelastet“, zudem existierten „keine langfristigen Pläne“ für das Gebäude. Christ habe diesbezüglich schon mit Landrat Christian Dusch Kontakt aufgenommen und dabei positive Signale empfangen, wie er dem Gemeinderat verriet.

Auf Anfrage dieser Redaktion ließ die Pressestelle des Landratsamts nur ausrichten, dass sich Dusch generell nicht über vertrauliche Gespräche äußere: „Sollte es in dieser Sache Informationsbedarf geben, würde zunächst unser Gremium informiert“ – also der Kreisrat.

In dem sitzt auch der Gernsbacher Bürgermeister, der in der Weiternutzung der Immobilie „die nachhaltigste und städtebaulich sinnvollste Lösung“ sehe: „Ich glaube, das ist der richtige Weg.“ So bestünde zumindest die Chance, der seiner Meinung nach „dramatischen Entscheidung“, die HLA zu schließen, „wenigstens noch etwas Gutes abzugewinnen“.

SPD kritisiert Herangehensweise

Kritik an dieser Vorgehensweise übte nur die SPD. Stadträtin Emelie Knöpfle polterte, dass die Herangehensweise falsch sei: „Visionen, pädagogische Konzepte – Fehlanzeige!“ Diese müssten an erster Stelle stehen, nicht die Auswahl des Gebäudes.

Ihre Fraktionschefin Irene Schneid-Horn unterstützte Knöpfle und bedauerte, dass die wirtschaftliche Vernunft die Entscheidung quasi vorweggenommen hätte: Die erforderlichen Umbaumaßnahmen am Bestandsgebäude der HLA bezifferte die Machbarkeitsstudie auf etwas mehr als drei Millionen Euro.

Die anderen Varianten liegen laut Lyachenko allesamt bei circa neun Millionen Euro, sind also dreimal so teuer.

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