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35. Ausgabe

Mehr Sponsoren für Puppentheaterwoche: Im Zeichen der Ziege gibt es in Gernsbach nichts zu meckern

Die Puppentheaterwoche in Gernsbach hat die Zahl seiner Förderer um ein Drittel erhöht. Vom 16. bis 23. März bietet das spannende Programm 14 Gastspiele.

Eine plakative „Ziegenherde“ kündigt ein Festival an: Bürgermeister Julian Christ (links) und Kulturamtschefin Melanie Mußler freuen sich auf das Programm der 35. Puppentheaterwoche, das Florian Kräuter vorstellte.
Eine plakative „Ziegenherde“ kündigt ein Festival an: Bürgermeister Julian Christ (links) und Kulturamtschefin Melanie Mußler freuen sich auf das Programm der 35. Puppentheaterwoche, das Florian Kräuter vorstellte. Foto: Hartmut Metz

Eine Ziegenmutter mit ihrem süßen Kleinen stiert den Betrachter auf dem Plakat und dem Programmheft der 35. Puppentheaterwoche in Gernsbach an. Die Fans des Kultevents im Murgtal haben dabei vom 16. bis 23. März trotzdem nichts zu meckern.

Florian Kräuter präsentierte am Freitag auch bei der zweiten Auflage unter seiner Ägide wieder ein abwechslungsreiches Programm, das an die 3.000 Zuschauer zu den 14 Vorstellungen locken dürfte.

Kindervorstellungen in Gernsbach beginnen eine Stunde später

Viel mehr geht ohnehin nicht in der Gernsbacher Stadthalle. Die Auslastung liegt bei den Abendstücken, die meist um 20 Uhr beginnen, bei „90 bis 95 Prozent“. Nur bei den Kindervorstellungen ist mit „80 bis 85 Prozent“ noch etwas Luft nach oben, berichtet Melanie Mußler.

Die Gernsbacher Kultur- und Tourismusamtschefin will daher bei vier Darbietungen etwas ausprobieren: „Wir starten die Kindervorstellungen um 16 statt schon um 15 Uhr“, erläutert Mußler, und „schauen dann, ob das für die berufstätigen Eltern besser passt, weil sie ihre Kinder später bringen und holen können“.

23 Geldgeber lassen die Puppen in Gernsbach tanzen

Auch wenn sich dadurch die Zuschauerzahl noch einmal erhöhen sollte, einen prozentualen Zuwachs wie bei den Sponsoren kann die Puppentheaterwoche bei den Kindern gar nicht erreichen: Gaben bisher 15 Sponsoren Geld dafür, die Puppen in Gernsbach tanzen zu lassen, unterstützen heuer 23 Förderer das Highlight.

Die Zahl der Sponsoren und Förderer der Puppentheaterwoche wächst um mehr als ein Drittel von 15 auf 23. Ein Geldgeber bleibt aber lieber in der Anonymität.
Die Zahl der Sponsoren und Förderer der Puppentheaterwoche wächst um mehr als ein Drittel von 15 auf 23. Ein Geldgeber bleibt aber lieber in der Anonymität. Foto: Hartmut Metz

Darunter befindet sich sogar ein privater Spender, der nicht genannt werden will. Insgesamt tragen die Sponsoren laut Mußler 10.200 Euro bei. Zusätzliche 8.000 Euro fließen außerdem durch die Baden-Württemberg Stiftung. Mit dieser üppigen Förderung dürfen Kräuter und Jana Weichelt als weitere künstlerische Leiterin allerdings nicht regelmäßig rechnen.

„Das bekamen wir für unser kleines Jubiläum zur 35. Veranstaltung“, erläuterte Mußler. Dennoch will sie versuchen, diese willkommene Unterstützung auch 2025 von der Landesstiftung zu erhalten.

Das „Puppe Spezial“ am Donnerstag, 21. März, 18.30 Uhr, ist ein besonderer Höhepunkt, stecken doch menschliche Schicksale dahinter: „Das Spezial soll über den Puppen-Rand hinausschauen. Es wird ein aufregender und ein ergreifender Abend“, verspricht Kräuter mit Blick auf das dreiteilige interkulturelle Event, das unter dem Titel „1.000 Puppen in Afghanistan“ steht.

Abdul Haq Haqjoo und Wieland Jagodzinski haben in Kabul viel für das Puppenspiel in Afghanistan getan und die dortige Szene aufgebaut. Haq Haqjoo hatte dank eines einjährigen Stipendiums des Goethe-Instituts in Berlin seine Puppenkünste verfeinert und lernte dabei auch Florian Kräuter kennen.

Die nahezu 1.000 Puppen der agilen Szene in Kabul sind verstummt.
Florian Kräuter
Künstlerischer Leiter

Der Gernsbacher Impresario erzählt bei der Programmvorstellung im Rathaus bewegt die Geschichte seines Puppenspieler-Kollegen: „Nach dem Stipendium kehrte Abdul nach Kabul zurück. Doch 2021 übernahmen die Taliban wieder die Macht in dem durch den Krieg zerstörten Land“, setzt der 40-Jährige fort.

„Viele Künstler und Theaterschaffende mussten fliehen. Die nahezu 1.000 Puppen der kleinen, aber bis dahin sehr agilen Puppentheaterszene sind verstummt und wurden in Kellern, Schuppen und Dachböden versteckt.“ Alles, was den Taliban dagegen in die Hände fiel, wurde verbrannt oder zerstört.

Taliban sorgen für Flucht nach Marseille

Haq Haqjoo, der 2009 das Parwaz Puppet Theatre in Kabul gegründet hatte, floh mit seiner Familie nach Marseille. In Frankreich widmete sich der Schauspieler weiterhin seiner Kunst. Wie schon tags zuvor, am Mittwoch, 20. März, 16 Uhr, zeigt der Afghane das Stück „Hassan im Glück“, das für Kinder ab vier Jahren gedacht ist.

Die Adaption folgt dem Märchen der Gebrüder Grimm – nur, dass das Ende von Hans alias Hassan vom Geschichtenerzähler Haqjoo bestimmt wird und nicht von der berühmten Vorlage. Um 18.30 Uhr beginnt im Kleinen Saal der Stadthalle der Film „Hase und Igel“, bei der Jagodzinski das Entstehen der ersten Puppentheatergruppe in Afghanistan dokumentiert. Ein Vortrag samt Publikumsgespräch mit den beiden Künstlern beschließt den bewegenden interkulturellen Abend.

Kasper gerät ohne Frieder Kräuter „in Teufels Küche“

Das Festival leiten „drei Klassiker der Weltliteratur ein“, freut sich Kräuter zunächst auf „Der Fall Hamlet“ am Samstag, 16. März, 20 Uhr. Den spielen Pierre Schäfer und Veronika Thieme. Solo gibt Schäfer am 17. März zweimal (11.30 und 15 Uhr) „Herr Wolf&die sieben Geißlein“. Am Sonntagabend (19 Uhr) folgt „Die Reise zum Mittelpunkt der Welt“.

Das Erfreuliche Theater aus Erfurt zeigt dabei Jules Verne „handwerklich virtuos“ und als „herrlichen Klamauk“. Philosophisch wird es am Ende der 35. Puppentheaterwoche: Nach „Ali Baba und die 40 Räuber“, das das Karlsruher Marotte-Figurentheater freitags, 22. März (16 Uhr) zeigt, kommt „Kasper in Teufels Küche“ (20 Uhr).

Ein Trio macht sich zum Abschluss zum Affen

Diesmal ist aber nicht Altmeister Frieder Kräuter mit seiner Lieblingsfigur am Werk, sondern Thalias Kompagnons. „Ein bitterböses und furioses Stück“, verspricht Florian Kräuter, Sohn und Nachfolger des alten Puppen-Zampanos.

Das Materialtheater Stuttgart beschließt das verheißungsvolle Festival am Samstag, 23. März (20 Uhr), mit „Drei Affen“. Die nachdenklich stimmende Parabel handelt vom Aufstand der Dinge. Echt ein Ding!

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