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Tierische Mäh-Maschinen

Schafe übernehmen auf Gernsbacher Lipizzaner-Reiterhof die Landschaftspflege

Seit fünf Jahren führen Sara und Frederic Gaus eine Lipizzaner-Reitschule in Gernsbach. Doch die edlen Pferde sind nicht die einzigen Tiere auf dem Gelände.

Dominik und Sara Sämann (von rechts) sind Pferdehalter und züchten Lipizzaner, hier auf der Schafweide bei Gernsbach mit Frederic Gaus (links)
Dominik und Sara Sämann (von rechts) sind Pferdehalter und züchten Lipizzaner, hier auf der Schafweide bei Gernsbach mit Frederic Gaus (links). Die Schafe helfen beim Mähen der Wiesen. Foto: Sigrid Preuss-Fieting

Von Sigrid Preuss-Fieting

Die Leidenschaft zu edlen Pferden und eine tiefe Verbundenheit zur Natur entfachten in Sara und Frederic Gaus bereits vor etwa zehn Jahren den Wunsch, eine eigene Reitschule zu haben. Im Jahre 2015 ergab sich für den Informatiker Frederic und seine Frau, die ein Lehramt-Studium absolviert hat, die Gelegenheit, die Reitanlage samt Koppel des ehemaligen Reitvereins Gernsbach zu übernehmen.

Um die notwendigen Sachkundenachweise Tierhaltung zu erhalten, waren umfangreiche Prüfungen notwendig. Darüber hinaus machte Frederic Gaus seinen Pferdefachwirt. 18 Pferde beherbergen sie heute, neun davon sind Lipizzaner, auf deren Zucht sich das Ehepaar spezialisiert hat.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene können hier das Reiten erlernen, was mit der Pflege und Hege der Tiere beginnt. Im Fokus steht die klassische Dressur. Die private Reitschule ist gut besucht, erlitt allerdings durch die Corona-Pandemie einen erheblichen Einbruch. Der Reitunterricht musste eingestellt werden, erst seit dem 18. Mai darf wieder Einzelunterricht gegeben werden.

Schafe übernehmen Pflege des Geländes

Das in einem Naturschutzgebiet gelegene Areal bedarf einer regelmäßigen Pflege. Die Wiesen müssen gemäht werden. Diese Arbeit übernehmen Schafe der ganz besonderen Art.

Im dritten Jahr züchtet das Paar nun schon Braune-Haar-Schafe, ehemalige Nolana-Schafe, eine Mischung verschiedener widerstandsfähiger Rassen, die sich hervorragend zur Landschaftspflege eignen und sich zudem selbst „entwollen“, will heißen: Sie verlieren ihre strähnige Wolle, benötigen also keine kostenintensive Schur.

Ein weiterer vorteilhafter Aspekt der winterharten Rasse ist, dass sie mit ihrem leichten, dem „goldenen Tritt“, den Boden festigen. Sie verursachen aber im Vergleich zu Rindern weniger Trittschäden. Desweiteren sorgen die Grasfresser aufgrund ihrer Ausscheidungen für Düngung, wodurch sie zur Vermehrung der Wiesengräser beitragen.

Im Fell transportierte Samen sichern die Artenvielfalt

Da sie sozusagen als „Wandermähmaschinen“ eingesetzt werden, transportieren sie in ihrem Fell Samen jeglicher Art, wie auch Insekten. Auf die Weise tragen sie ihre „Gäste“ von einem Ort zum anderen und sichern quasi auf ganz natürliche Weise die Artenvielfalt.

Zudem zieht der Pferdefachwirt eine positive CO2-Bilanz. Als Grasfresser beschleunigen sie den Humusaufbau, der Boden speichert bei nachhaltigem Weidemanagement reichlich Kohlendioxyd, mehr als jedes andere landwirtschaftliche Unternehmen. In mehrfacher Hinsicht sind Schafe also für die Freihaltung der Landschaft die idealen Helfer.

Die Arbeit des Nachmulchens bleibt allerdings dem Züchter überlassen. Mit viel Freude ist seit drei Jahren Markus Bauer von der Murgtal-Lebenshilfe in der Reitschule tätig.

Würde man die Grasfresser als Feinschmecker bezeichnen, so könnte man in den weidenden Ziegen echte Fressbanausen sehen. Die robusten Gebirgsziegen, auch Bündner Strahlenziegen genannt, setzt der befreundete Züchter Dominik Sämann auf dem überwucherten Gelände fürs Gröbste ein, woraus sich eine perfekte Zusammenarbeit ergibt. Denn seine Ziegen wagen sich ins Dickicht der Brombeerbüsche und sonstigem sperrigen Geäst.

Sie legen die verwilderte Landschaft frei, lassen das Gras und vieles mehr zum Vorschein kommen, erst dann kommen die Grasfresser an den „gedeckten Tisch“. Große überwucherte Flächen im Galgeneck und in der Weinau von insgesamt 180 Grundstückbesitzern wurden auf diese Weise bereits freigelegt.

Unglaublich, was da alles zum Vorschein kam, unter anderem die von Urgroßvätern mühsam errichteten Stützmauern, die wie ein kleines Kulturgut wirken. Die Stadt Gernsbach ist unterstützend tätig, indem sie die Verbindung zu den Besitzern der Grundstücke herstellte. Für die Betreiber ist es eine Passion, die tierisch viel Arbeit beinhaltet.

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