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Interview mit Tourismusdirektor Patrick Schreib

Hat das Murgtal Potenzial als Ferienregion?

Urlaub in Deutschland liegt im Trend – im Corona-Jahr 2020 noch mehr als zuvor. Das ist auch im Murgtal zu spüren: „Wir verzeichnen einen spürbaren Zuwachs an Tages- und Übernachtungsgästen“, sagt der Baiersbronner Tourismusdirektor Patrick Schreib im Interview mit unserer Redaktion.

Beliebter Wanderweg: 111 Kilometer weit führt die Murgleiter von Gaggenau bis hinauf zum Schliffkopf.
Beliebter Wanderweg: 111 Kilometer weit führt die Murgleiter von Gaggenau bis hinauf zum Schliffkopf. Foto: Baiersbronn Touristik / Ulrike Klumpp

Wie stark war der Einbruch bei der Zahl der Gäste und der Übernachtungen im ersten Halbjahr 2020 wegen Corona?
Patrick Schreib, Tourismusdirektor von Baiersbronn

Während des Lockdowns sind die Zahlen der Übernachtungsgäste wie überall auf Null gegangen. Mit der Öffnung der Übernachtungsbetriebe hat sich der Freizeitverkehr wieder rasant entwickelt. Geschäftsreisen wie Tagungen und Seminare sowie internationale Gäste sind im Moment aber noch nicht im gleichen Maße wie vor Corona vorhanden.

Sind Ihnen Hotels oder Gastronomiebetriebe bekannt, die im Gefolge der Krise ihre Türen ganz geschlossen haben und auf Anbieterseite nicht mehr zur Verfügung stehen?
Patrick Schreib

Nein, mir sind keine Betriebe bekannt, die wegen Corona komplett schließen mussten. Die schwierige Phase beginnt für viele Betriebe erst noch, wenn im Herbst und Winter die Außengastronomie nicht mehr so zur Verfügung steht, die Ferienzeit vorüber ist und das Insolvenzmoratorium abgelaufen ist. Erst dann werden wir sehen, wie sich der Markt entwickelt.

Inländer ziehen aktuell oft Reiseziele in Deutschland dem Auslandsurlaub vor – profitiert hiervon auch das Murgtal? Wie gut sind die Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen aktuell gebucht?
Patrick Schreib

Ja, davon profitiert auch das Murgtal. Wir verzeichnen einen spürbaren Zuwachs an Tages- und Übernachtungsgästen. Die Betriebe sind aktuell sehr gut gebucht. Für das Murgtal sind vor allem Tagesbesucher und Freizeitaktivitäten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Interesse und der Zuwachs an unserer Destination konnten wir aber bereits vor der Corona-Krise feststellen. Durch den Lockdown und die Sehnsucht der Menschen nach ursprünglicher Natur und frischer Luft hat es hier einen deutlichen Sprung nach vorne gegeben.

Wie sieht es mit der Zahl der Anfragen für den Herbsturlaub im Vergleich zu den Vorjahren aus?
Patrick Schreib

Wir haben eine stabile und zunehmende Nachfragesituation auch für den Herbsturlaub. Deshalb gehen wir nach momentaner Einschätzung nicht von einem großen Einbruch der Nachfrage aus. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Anfragen wird hier das Herbstwetter ein maßgeblicher Faktor für die Buchungssituation sein.

Die deutschen Urlauber entdecken in diesen Monaten deutsche Ziele neu. Ihre Prognose: Ist das ein vorübergehender Trend oder eine stabile Neuentwicklung?
Patrick Schreib

Bereits in der den vergangenen Jahren konnte man ein zunehmendes Interesse an deutschen Zielen erkennen. Dieser Trend wurde durch die Pandemie verstärkt und hat neue, jüngere Zielgruppen für das Murgtal und den Schwarzwald begeistert. Jetzt gilt es, dieses Interesse durch attraktive Angebote zu festigen und nachhaltig in die Zukunft zu entwickeln.

Was lässt sich aktuell für den Raum Gaggenau bis Forbach aus Sicht des Tourismus-Profis sagen? Womit kann das Murgtal von Gaggenau bis Forbach touristisch punkten – und womit nicht?
Patrick Schreib

Das Murgtal hat ein enormes Potenzial, was noch nicht allen bekannt ist. Wir arbeiten daran, die vielen Möglichkeiten in Zukunft noch mehr herauszuarbeiten, um den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch den vielen Gästen einen attraktiven Lebensraum und eine tolle Freizeitdestination zu schaffen.

Die Verbindung von Industriekultur, natürlicher Wildnis, Genussplätzen wie Weinbergen machen den Charme des Murgtals aus. Die Murg fungiert dabei als strukturgebendes Element im Tal. Entlang des Gewässers lassen sich viele spannende Dinge entdecken, wie beispielsweise die stolze Historie der Flößer, naturbelassene Streuobstwiesen in Loffenau, die traditionellen Heuhüttentäler bei Forbach oder die Badegumpen direkt in der Murg. Das Murgtal lebt von der Kombination aus Offensichtlichem und Unentdecktem – vieles ist nach genauer Betrachtung ein echtes Kleinod direkt vor der Nase.

Die touristische Infrastruktur hat noch Luft nach oben. Als Beispiel kann man hier eine touristische Beschilderung oder die durchgängige Qualität und Dichte der Angebote nennen. Wir sind uns bewusst, dass wir diese Herausforderung in der Zukunft nur gemeinschaftlich lösen können. Es ist deshalb ein starkes Signal, dass sich in der Region viel entwickelt hat. Hier profitiert das Murgtal vom engen Schulterschluss mit Baiersbronn und der Kooperation mit der Nationalparkregion, denn in diesem starken Verbund können wir als große Destination unser Potential voll ausschöpfen und das Profil des Murgtals mit in die Waagschale werfen.

Patrick Schreib ist seit 2008 Tourismusdirektor in Baiersbronn.  Seit 2017 kooperiert sein Team eng mit dem Tourismus-Zweckverband „Im Tal der Murg“.
Patrick Schreib ist seit 2008 Tourismusdirektor in Baiersbronn. Seit 2017 kooperiert sein Team eng mit dem Tourismus-Zweckverband „Im Tal der Murg“. Foto: Baiersbronn Touristik / Ingmar Wein

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