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Mehr als nur die Brüder Grimm

Gaggenauerin erzählt Märchen für Erwachsene

Bei Märchen denken die meisten an Kindergeschichten. Dass Märchen auch für Erwachsene sein können, war jetzt im Kurpark in Gaggenau zu erleben.

vier Frauen, eine steht und gestikuliert, drei spielen Instrumente
Mit Märchen und Musik verzauberten Dagmar Konermann, Heike Borchers, Andrea Maisch und Bärbel Gutsche trotz durchwachsenen Wetters ihre Zuhörer im Kurpark von Bad Rotenfels bei der Mittsommerserenade. Foto: Swantje Huse

So in der Art muss es sich am Lagerfeuer angefühlt haben, oder in langen Wintern am Kachelofen in der Stube – auf jeden Fall zu jener Zeit, als Fernsehen und Streamingdienste noch nicht das Abendprogramm der Menschen bestimmt haben. Gute Geschichten standen aber auch damals hoch im Kurs. Und Dagmar Konermann kennt die meisten von ihnen.

Mit dem Programm „Böse Buben und gute Geister“ steht Konermann in ihrer Rolle als Geschichtenerzählerin „Mara“ an diesem Samstagabend im Kurpark in Bad Rotenfels. Nicht, wie geplant, unter dem Märchenbaum, sondern im Schutz des Dachs des Konzertpavillons.

An ihrer Seite das Trio „Saitenblasen“. Gemeinsam wollen die vier Frauen bei einer Mittsommerserenade mit Märchen und Musik in eine Zeit entführen, „in der das Wünschen noch geholfen hat“.

Musik wabert durch den Kurpark

Ein gutes Dutzend Menschen hat sich unter dem Dach versammelt. „Viele werden das Wetter gescheut haben. Aber wir machen es uns jetzt trotzdem kuschelig“, sagt Konermann. Bereits im Herbst hatte das Wetter den Auftritt im wahrsten Wortsinn ins Wasser fallen lassen – an diesem Samstagabend soll das nicht wieder passieren. Konermann zuckt mit den Schultern: „Das ist bei Open Air halt so.“

Und schon geht es los: Gitarren- und Hackbrettklänge wabern durch die Luft, darüber hüpfen kesse Flötentöne – und gemeinsam lassen sie den ein oder anderen Kurparkbesucher doch noch kurz verharren und lauschen.

Ich finde die Gruppe einfach toll.
anonym
eine begeisterte Zuhörerin

Und was er da zu hören bekommt, ist nicht das Grimmsche Standardrepertoire. Stattdessen gibt „Mara“ Einblicke in fremde Welten und ihre Märchen.

Etwa jenes vom Schweden Per Andersson, der als Dank von den Trollen ein nicht versiegendes Bierfass bekommt – bis eine vorwitzige Magd versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Dank „Mara“ kommen ihre lauschenden Zuhörer auch dem Geheimnis des salzigen Meerwassers auf den Grund. Denn dort, am Boden der Ozeane, liegen Aberhunderte verwunschene Mühlen, die auf ewig Salzkörner mahlen. So will es zumindest ein altes deutsches Märchen.

Märchen und Musik gehen eine Verbindung ein

Zwischen den Märchen entführt das Trio „Saitenblasen“ in eine musikalische Geschichtenwelt: Bärbel Gutsche am Hackbrett, Andrea Maisch an der Gitarre und Heike Borchers, die mindestens so viele Blockflöten dabeihat wie „Mara“ Märchen.

Sie geben den Geschichten Klang. Da meint man, die Vogelschar jubilieren zu hören, die gerade noch in einem fernen Kalifat einen Zaubergarten erblühen ließen – zum Dank, dass man ihr Leben rettete.

Eine ältere Gaggenauerin sitzt auf ihrem Rollator und lauscht den Märchen und der Musik. „Ich finde die Gruppe einfach toll“, sagt sie anerkennend. „Jedes Mal gibt es andere Geschichten und die dann auch noch frei erzählt. Das bewundere ich.“

Das findet auch Sulzbachs Ortsvorsteherin Josefa Hofmann, die sich ebenfalls unter die Zuhörer gemischt hat. Bisher kenne sie die Auftritte nur von den Filmen der Altenhilfe, erzählt sie. „Aber live ist es noch besser.“

Meine Tochter hat das Programm empfohlen: Ich werde wiederkommen.
Gerlinde Hiller
Besucherin

Ein paar Plätze weiter sitzt Gerlinde Hiller. Märchen spielen in ihrem Leben eine besondere Rolle, verrät sie. „Ich habe 20 Jahre lang im Schwäbischen einen kleinen Weihnachtsmarkt mit Märchenstube veranstaltet.“

Seit Kurzem lebt sie in Gernsbach und ist zum ersten Mal bei einer Mittsommerserenade dabei. „Meine Tochter hat mir das Programm empfohlen. Und was soll ich sagen: Ich werde wiederkommen.“

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