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Charme-Offensive Richtung Elsass

Mehr Angebote auf Französisch sollen das Murgtal touristisch interessanter machen

Shopping oder gut essen im Elsass ist für viele Badener ganz normal. Doch wie sieht es mit den Elsässern aus? Die kennen Karlsruhe, Baden-Baden und Offenburg, aber was dazwischen liegt wissen die wenigsten: Das soll sich jetzt ändern – mit einer französischen Woche.

Karl-Josef Leib im Unimog-Museum Gaggenau
Karl-Josef Leib vom Unimog-Museum erklärt dem Straßburger Dany Spielberger (links) und dem Mechniker Marcel Geyer (rechts) aus Roeschwoog das Universalmotorgerät auf Französisch. Foto: Swantje Huse

Karl-Josef Leib ist in seinem Element. Er steht zwischen seinen geliebten Unimogs und darf deren Geschichte erzählen. Und das tut er mit Begeisterung – und wenn es sein muss, auch auf Französisch.

Und an diesem Vormittag muss es sein: Denn der Nationalpark und der Zweckverband Im Tal der Murg haben zur französischen Woche eingeladen. Das Ziel: Mehr Elsässer zu den Sehenswürdigkeiten der Region zu locken. Mittelfristig vielleicht auch Franzosen aus der Mitte Frankreichs oder französischsprachige Belgier.

Wir tun viel zu wenig in der Richtung.
Françoise Geyer, Zweckverband Im Tal der Murg

Seit drei Jahren schon träumt Françoise Geyer davon, mehr ihrer Landsleute im Murgtal zu begrüßen. Damals wechselte die Elsässerin zum Zweckverband und stellte sofort fest: „Wir tun viel zu wenig in der Richtung.“

Doch ihre Pläne, das zu ändern, wurden von der Pandemie ausgebremst. Als klar war, dass in diesem Sommer wieder mehr geht, hat sie zusammen mit dem Nationalpark-Team spontan eine französische Woche rund um den Nationalfeiertag aus dem Boden gestampft.

Französische Woche hat Elsässer im Visier

Eigentlich ein idealer Zeitpunkt, betont Geyer: „Da sind in Frankreich bereits Sommerferien, die meisten sind aber noch nicht im Urlaub.“

Und doch blieb die Resonanz auf die beiden Angebote im Murgtal gering: Für die Stadtführung in Gernsbach gab es keine Anmeldungen. Und Karl-Josef Leib führt lediglich zwei Gäste zwischen den Unimogs durch, einer davon Geyers Bruder, der Mechaniker in Roeschwoog ist.

Il parle spitze.
Dany Spielberger, Tourist aus Straßburg

Eigentlich habe ihn das Thema Unimog schon immer interessiert, sagt Marcel Geyer. „Aber auch wenn ich Deutsch spreche, fehlt mir doch das technische Vokabular.“ Genauso geht es auch Dany Spielberger. Er kommt aus Straßburg, verbringt ein verlängertes Wochenende mit seiner Frau im Murgtal – und ist begeistert.

„Il parle spitze“, lobt er Leib für seine Ausführungen. Durch Freunde kenne er Gaggenau ein bisschen, vor allem allerdings das Rotherma. „Ja, Baden-Baden und Rastatt, das kennt man im Elsass, aber Gaggenau?“ Er zuckt die Schultern. Der einzige Wermutstropfen in seinen Augen: „Ich habe das Angebot nur zufällig entdeckt. Dabei habe ich vor der Reise gezielt gesucht.“

Für den Einwand hat Françoise Geyer Verständnis: „Wir hatten sehr wenig Vorlauf und konnten fast nur digital werben.“ Die geringe Resonanz führt sie aber auch auf die Hitze, die vielen Veranstaltungen, Corona und nicht zuletzt die Krise durch den Ukraine-Krieg zurück.

Françoise Geyer, Zweckverband im Tal der Murg
Françoise Geyer, Zweckverband im Tal der Murg. Foto: Swantje Huse

„Das spielt eine große Rolle, in Deutschland wie in Frankreich.“

Die Führungen wegen zu wenigen Teilnehmern abzusagen, sei ihr dennoch nicht in den Sinn gekommen: „Wenn man überzeugt ist von dem, was man macht, dann sollte man nicht absagen.“

Geyer geht es auch um ein Signal an die Kommunen. Während in der Ortenau das Bewusstsein für das Elsass als Einzugsgebiet schon sehr viel größer sei, könnte im Murgtal noch mehr gemacht werden.

„Wir wollen zeigen, dass es machbar ist und dass es auch auf Interesse stößt.“ Beides sei gelungen, findet sie. „Immerhin haben wir an zehn Orten 13 Programmpunkte an 16 Terminen zusammengestellt.“

Gernsbach gibt es auf Französisch zu erleben, Gaggenau noch nicht

Drei, vier Mal im Jahr gebe es Führungen auf Französisch im Unimog-Museum, erzählt Karl-Josef Leib. „Eigentlich viel zu selten.“ Inzwischen hat die Einrichtung aufgerüstet und bietet einen Audioguide „en français“ an.

Eine Art Audioguide hat auch die Stadt Gernsbach. „An markanten Gebäuden in der Altstadt haben wir Informationstafeln angebracht. Beim Scannen des QR Codes gibt es die entsprechenden Informationen in Deutsch, Englisch und Französisch, alle auch als Audio“, erklärt Pressesprecherin Petra Rheinschmidt-Bender auf Anfrage der Redaktion.

Zusätzlich gibt es ein Faltblatt über die Altstadt auf Französisch und französischsprachige Stadttouren. „Gerade aufgrund der Grenznähe zu Frankreich hält die Touristinfo diese verschiedenen Angebote und Informationen in französischer Sprache vor.“

Anders sieht es dagegen in Gaggenau aus. „Grundsätzlich sind unsere städtischen Angebote in der Regel alle nur auf Deutsch“, sagt Pressesprecherin Judith Feuerer. „Gerade digitale Informationen können aber heute problemlos mit diversen digitalen Übersetzern oder Apps übersetzt werden.“

Die Zielgruppe der Elsässer und Franzosen im Allgemeinen sei aber durchaus interessant für die Stadt, gerade für Freizeiteinrichtungen wie das Rotherma oder das Waldseebad. Zudem bewerbe die Stadt gezielt Kulturveranstaltungen im Elsass und denke aktuell darüber nach, verkaufsoffene Sonntag auf der anderen Rheinseite zu bewerben. „Insofern sind wir dankbar, dass der Zweckverband einen ersten Versuchsballon gestartet hat.“

Und es wird nicht bei dem einen Ballon bleiben, glaubt Françoise Geyer. „Ich denke, dass wir das wieder anbieten und auch ausdehnen.“ Ideen hat sie noch: Tagesprogramme mit Gastroangeboten zum Beispiel. Sie grinst: „Und mehr Werbung.“

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