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Erinnerung an die Wirtschaftsgeschichte

Unesco erklärt Flößerei zum Kulturerbe der Menschheit: Viele Flößer kamen aus dem Murg- und Enztal

Über Jahrhunderte sorgte die Flößerei für viel Wohlstand im Murg- und Enztal, was jetzt sogar die Welt-Kulturorganisation würdigt. Der Beruf war allerdings anstrengend und gefährlich. Zudem gab es ein weiteres Handicap.

Leute auf einem Floß
Die Tradition lebt: Hier bereiten Mitglieder eines Flößervereins die Fahrt von Steinmauern nach Leverkusen vor. Foto: Hans-Jürgen Collet

Die Unesco hat die Tradition der Flößerei in sechs EU-Ländern zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Damit werde eine Tradition gewürdigt, die seit dem Mittelalter in Europa lebendig sei, teilte die deutsche Unesco-Kommission in Bonn mit.

Sechs Länder hatten den Antrag gestellt

Deutschland, Lettland, Österreich, Polen, Spanien und Tschechien hatten die Anerkennung gemeinsam beantragt. Vor allem im Murgtal und im Enztal wird an die Tradition der Flößerei erinnert. Der Holzhandel mit den Niederlanden sorgte seit dem Mittelalter für großen Wohlstand in den Orten zwischen Rastatt und Freudenstadt.

Der erfahrene Floßmeister Thomas Kipp lenkt 2013 auf der Drau das Floß in die richtige Richtung. Auch bei der Unesco-Floßfahrt auf dem Rhein hatte er das Ziel sicher im Blick.
Der erfahrene Floßmeister Thomas Kipp lenkt 2013 auf der Drau das Floß in die richtige Richtung. Auch bei der Unesco-Floßfahrt auf dem Rhein hatte er das Ziel sicher im Blick. Foto: Friedbert Zapf

Seine Blütezeit habe das Handwerk zwischen dem Mittelalter und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt, erklärte die Unesco. In der Flößerei, dem Transport von Holz auf dem Wasser, spiegele sich die Wirtschaftsgeschichte des europäischen Kontinents.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Flößerei auch im Schwarzwald ein wichtiger Beruf. Die gefällten Stämme wurden zunächst mit Hilfe von angestauten Waldbächen, den so genannten Schwallungen, in Richtung Murg oder Enz befördert. Dort wurden sie dann beispielsweise auf Höhe von Gernsbach und Gaggenau zu größeren Murg-Flößen zusammengebunden. Diese wurden dann an der Rheinmündung bei Rastatt zu noch größeren Rhein-Flößen erweitert.

Im 16. Jahrhundert schlossen sich die Bewohner zur „Murgschifferschaft“ zusammen und organisierten den Verkauf und Transport. Dabei kam es auch immer wieder zu Unfällen mit schweren Verletzungen. Weiteres Handicap: Die Flößer mussten nach dem Verkauf des Holzes in den Niederlanden wieder mühsam in die Heimat zurücklaufen. Nicht selten blieb ein Teil des Verkaufserlöses im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke, wurde nach Aussage von Historikern also von den Flößern verprasst.

Floßbau beim Altstadtfest

Auch auf Enz und Nagold spielte die Flößerei lange eine wichtige Rolle. Die Tradition wird im Raum Pforzheim bis heute hochgehalten. Auch im Murgtal lebt die Tradition des Floßbaus bis heute in Vereinen fort. Zum jährlichen Gernsbacher Altstadtfest wird häufig ein Floß zu Wasser gelassen. Der benachbarte Gaggenauer Stadtteil Hörden trägt den Beinamen Flößerdorf.

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