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Auerhuhn oder Windenergie?

Schutz des Auerhuhns bremst Windräder im Murgtal aus

Die fünf Murgtal-Bürgermeister schreiben einen Brief nach Stuttgart, in dem sie sich für die Windkraft stark machen. Im Gegensatz zum Auerhuhn habe die Zukunft im Schwarzwald.

Bedroht: Ein balzender Auerhahn am Rande einer Lichtung. Zuwachsende Wälder sind eine Gefahr.
Im Schwarzwald bedroht: Ein balzender Auerhahn am Rande einer Lichtung. Foto: Thomas Nissen

Für die Windkraft – und gegen das Auerhuhn: So haben sich die fünf Murgtalkommunen Gaggenau, Gernsbach, Loffenau, Weisenbach und Forbach am Montag in einem Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann positioniert.

Denn seit die Landesregierung im August die Ergebnisse der sogenannten Task-Force-Auerhuhn bekannt gegeben hat, scheint ein „sowohl als auch“ von Windrädern und Auerhühnern nicht mehr möglich.

Zwar heißt es in der sogenannten Planungsgrundlage „Windkraft und Auerhuhn“, der beschleunigte Ausbau der Windenergie und der Schutz des seltenen Auerhuhns „lassen sich gemeinsam verwirklichen“.

Im Murgtal herrscht Angst vor Aus für Windkraftpläne

Doch genau das bezweifeln Christof Florus (parteilos), Julian Christ (SPD), Markus Burger (parteilos), Daniel Retsch (CDU) und Robert Stiebler (parteilos).

In ihrem Brief heißt es: „Sollte die Planungsgrundlage Auerhuhn so bleiben, wie sie August veröffentlicht wurde, ist das gleichbedeutend mit dem Aus für Windenergie“ im Murgtal.

Das Kuriose daran: Die Planungsgrundlage wurde von der „Task Force zur Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien“ erarbeitet.

Stattdessen scheint sie jetzt den Ausbau zu behindern. So sehen es zumindest die fünf Murgtal-Bürgermeister. Und mit dieser Meinung stehen sie nicht allein da.

Bereits Mitte September hatten sich sieben Kommunen aus dem mittleren Schwarzwald in derselben Sache an den Ministerpräsidenten gewandt.

Darin beklagen sie: „Mit der Begründung Auerhuhnschutz sind die Tabuflächen für Windenergie erheblich ausgeweitet worden und machen eine Realisierung unserer Pläne unmöglich.“

Das fürchten auch die fünf Murgtal-Bürgermeister. Dabei gebe es geeignete Flächen: „Wir verfügen auf unseren Erhebungen über erstklassige Windkraftstandorte, die zu den besten im ganzen Schwarzwald gehören, mit Winddichten von über 660 Watt pro Quadratmeter.“

Bleibe es bei der derzeitigen Planungsgrundlage, müsste der Regionalverband Mittlerer Oberrhein neue Flächen finden und ausweisen, um das geforderte Flächenziel für Windkraft zu erreichen und „diese für Windenergieanlagen bestens geeigneten Flächen aussparen“.

Das Verschwinden des Auerhuhns im Schwarzwald hat wenig bis nichts mit Windrädern zu tun.
Die Murgtalbürgermeister in ihrem Brief an Winfried Kretschmann

Ja, sie wünschten sich den Erhalt des Auerhuhns im Schwarzwald. Allerdings glauben Florus, Christ, Burger, Retsch und Stiebler nicht, dass der symbolträchtige Vogel noch eine Chance auf Überleben hat.

„Das Verschwinden des Auerhuhns im Schwarzwald hat wenig bis nichts mit Windrädern zu tun, aber vielmehr mit dem Klimawandel und den durch die wärmeren Temperaturen zuwachsenden Lebensräumen für das Auerhuhn.“

Die Sasbachwaldener Bürgermeisterin Sonja Schuchter (CDU) gehört zu jenen, die bereits im September nach Stuttgart geschrieben haben.

Zwei Wochen später gab es ein Gespräch in Stuttgart mit der grünen Umweltministerin Thekla Walker und CDU-Landwirtschaftsminister Peter Hauk.

Laut damaliger Pressemitteilung des Staatsministeriums sei es ein „konstruktives und offenes Gespräch“ gewesen. Beide Minister versicherten den Bürgermeistern demnach, „mit Hochdruck an schnellen und rechtssicheren Lösungen zu arbeiten“.

Seit diesem Termin habe sie nichts mehr aus Stuttgart gehört, erklärt Schuchter auf Anfrage dieser Redaktion. „Allerdings hatte ich erstmals den Eindruck, dass sich im Hinblick auf die Energiekrise ein Umdenken auf politischer Ebene stattfindet.“

Sie könne sich daher gut vorstellen, dass die Unterstützung durch die Murgtalgemeinden „dem Ganzen einen weiteren Schub“ gebe.

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