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Warnung auf Facebook

Würstchen auf dem Gehweg: Legt ein Hundehasser in Gaggenau Giftköder aus?

Verdächtige Würstchen sorgen bei Hundehaltern im Murgtal für Aufregung. Immer wieder werden in der Region vergiftete oder mit Rasierklingen präparierte Hundeköder entdeckt. Was Halter tun können – und welche Fehler sie nicht machen sollten.

Eine Frau mit roten Gummistiefeln geht am 14.11.2013 mit ihrem Hund in einem mit Laub bedeckten Park in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) spazieren. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa ++
Gefahr am Wegesrand: Hundehalter im Murgtal sollten in den kommenden Tagen besonders wachsam sein. Im Gaggenauer Stadtteil Oberweier wurden zwei verdächtige Würstchen gefunden. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

Ein Hundehalter hat beim Gassigehen in Gaggenau verdächtige Würstchen gefunden. Sein Verdacht: Es könnte sich um Giftköder handeln. Der Tierfreund ist entsetzt. Die Fälle im Murgtal häufen sich. Ein Hundetrainer erklärt, wie Besitzer ihre Vierbeiner vor den Giftfallen schützen können.

René Naumann ist fassungslos. „Es ist unglaublich widerwärtig, das liebste Tier eines Menschen zu vergiften.“ Naumann ist mit seiner Freundin und American-Bulldog-Hündin Nele auf Gassirunde in Gaggenau-Oberweier, als er am Wegesrand plötzlich ein Wiener Würstchen entdeckt.

Verdächtige Würstchen am Wegesrand

„Man hört immer wieder von Ködern, deshalb ist man schon vorsichtig“, sagt er. Das Würstchen liegt neben der Schule am Gehwegrand. „Es sah nicht aus wie fallen gelassen“, berichtet Naumann, „eher wie hingelegt: mittig auf einem Rohrstutzen, quer zum Gehweg.“

René Naumann mit Freundin und Hundedame Nele. Er hatte bei einem Spaziergang im Dezember 2020 in Gaggenau-Oberweier verdächtige Würstchen am Wegesrand entdeckt, die an Giftköder erinnerten.
René Naumann mit Freundin und Hundedame Nele. Er hatte bei einem Spaziergang im Dezember 2020 in Gaggenau-Oberweier verdächtige Würstchen am Wegesrand entdeckt, die an Giftköder erinnerten. Foto: René Naumann/privat

Seine Freundin nimmt es zu sich und bricht es in einer Häufchentüte vorsichtig auf. „Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen“, sagt Naumann. Doch schon kurz darauf findet er am Wegweiser des Keschtewegs die nächste Wurst. „Auch sie war sehr auffällig frappiert“, erzählt Naumann. „Wir haben sie eingesammelt und weggeworfen.“

Auf Facebook macht er andere Hundehalter auf seine Funde aufmerksam. „Um sicherzugehen, falls noch mehr Würstchen in der Umgebung ausgelegt wurden“, erklärt Naumann. „Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wieso jemand so etwas tut.“

Es ist unglaublich widerwärtig, das liebste Tier eines Menschen zu vergiften.
René Naumann, Hundehalter

Die Polizei hat er nicht informiert: „Die haben sicher anderes zu tun.“ Seine 13-jährige Hündin führt Naumann nach eigener Aussage immer an der Leine. „Trotzdem ist es sehr anstrengend, immer damit rechnen zu müssen, dass sie etwas frisst, was sie nicht sollte“, sagt er.

Halter können Hunden beibringen, ausschließlich aus ihrem Napf zu fressen. Ein leichtes Unterfangen ist das allerdings nicht. „Dazu braucht es viel Training und Konsequenz“, betont Manfred Schmalzbauer, Vorsitzender des Vereins der Hundefreunde in Gaggenau.

Er rät daher zum Kauf von Giftköder-Schutznetzen. Sie werden ähnlich wie ein Maulkorb getragen, sind aber deutlich leichter. „Sie belästigen die Tiere beim Atmen kaum.“ Schmalzbauer empfiehlt Hundehalter außerdem, beim Gassigehen um verdächtige Stellen einen Bogen zu machen.

Täter drohen Geldstrafe oder Gefängnis

„Auffällig ist, dass die Köder vor allem in Grünanlagen und im Bereich der Ortsausgänge gefunden werden.“ Mit seinem belgischen Schäferhund geht Schmalzbauer deshalb überwiegend im Wald spazieren. Dort ist die Gefahr nach seiner Einschätzung geringer. „Ich habe in über 40 Jahren noch nie einen Giftköder gefunden“, sagt er.

Mutmaßlicher Hundeköder in Gaggenau-Oberweier
Ob es sich bei diesem Würstchen, das in Gaggenau-Oberweier gefunden wurde, um einen Hundeköder handelte, ist unklar. Der Verdacht liegt allerdings nahe: Etwas weiter lag ein weiteres Stück Wurst auf dem Boden. Foto: René Naumann/privat

Das Auslegen der Köder ist kein Kavaliersdelikt: Wer dadurch ein Tier verletzt oder tötet, macht sich nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes strafbar. Dort heißt es: „Mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Leiden zufügt.“ Die Geldstrafen können sich auf bis zu 25.000 Euro belaufen, fallen aber meistens deutlich geringer aus.

Eine Vergiftung ist für die Hunde mit großen Qualen verbunden.
Manfred Schmalzbauer, Hundetrainer aus Gaggenau

Manfred Schmalzbauer ist seit 46 Jahren Hundetrainer. 2000 wurde er Deutscher Meister bei der Internationalen Gebrauchshundeprüfung. Dennoch warnt er davor, sich allein auf die gute Erziehung der Tiere zu verlassen.

„Manche Hunde fressen alles“, sagt er, „die sind auch für Köder besonders anfällig.“ Weniger gefährdet seien hingegen Vierbeiner, die auch zu Hause schlecht fressen. „Grundsätzlich ist der Reiz von herumliegenden Würstchen oder Fleischstücken auf die Tiere aber sehr groß.“

Hundetrainer Manfred Schmalzbauer aus Gaggenau mit seinem Belgischen Schäferhund.
Rät zur Vorsicht: Hundetrainer Manfred Schmalzbauer aus Gaggenau mit seinem Belgischen Schäferhund Foto: Hans-Jürgen Collet

Schmalzbauer hat durchaus Verständnis für Menschen, die sich etwa über Hundehaufen in den Orten ärgern. „Viele Halter kümmern sich leider nicht um den Kot ihrer Tiere.“ Mit Giftködern treffe man aber den Falschen: „Der Hund kann nichts dafür“, betont Schmalzbauer, „das ist einfach ganz furchtbar.“ Eine Vergiftung sei für die Hunde „mit großen Qualen verbunden.“

Service

Rat finden Tierbesitzer 24 Stunden täglich unter Telefon 076119240 bei der Notrufzentrale für Vergiftungen am Universitätsklinikum Freiburg.

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