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Illenauer Straße

Acherner Gemeinderat stimmt für Erhalt der Bäume

Die Kritik aus der Bevölkerung zeigt Wirkung. Vier der sechs großen Linden werden im Zuge der anstehenden Bauarbeiten in der Illenauer Straße in Achern nun doch nicht gefällt.

Powercloud Bäume
Die großen Bäume vor dem Powercloud-Hauptquartier sind vorerst gerettet. Die meisten „Kollegen“ auf der gegenüber liegenden Seite (links) werden die Umgestaltung der Kreuzung nicht überleben. Foto: Michael Moos

Vier der sechs großen Linden vor dem künftigen Powercloud-Campus in der Illenauer Straße sind vorerst gerettet. Der Gemeinderat weigerte sich in seiner jüngsten Sitzung, einer anderslautenden Empfehlung des Bau- und Umweltausschusses zu folgen. Das Schicksal fast aller anderen Bäume im Einmündungsbereich der Illenauer Straße in die Illenauer Allee ist damit allerdings besiegelt.

Mit einer äußerst knappen Mehrheit hatte der Bau- und Umweltausschuss im Rahmen der Vorberatungen trotz aller Kritik im Vorfeld dafür votiert, im Zuge der anstehenden Neugestaltung des Kreuzungsbereichs auch die dort noch vorhandenen alten Bäume fällen zu lassen und sie durch besonders große, aber jüngere Exemplare zu ersetzen. Nun kommt es anders: Der Gemeinderat folgte einem Antrag der Freien Wähler, vier besonders große, bis zu 80 Jahre alte Bäume zu erhalten.

Experte sieht wenig Überlebenschancen für die geschädigten Bäume

Vergeblich warb Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) für die ursprünglich bevorzugte Variante des Grünkonzepts. Er verwies auf die Expertise eines Baumsachverständigen, nach der die Bäume „stark geschädigt“ seien und sich „kurz vor dem Abgang“ befinden. Sie hätten keine großen Chancen, „die nächsten zwei bis fünf Jahre zu überleben“. Weil sie überdies „massiv zurückgeschnitten“ werden müssten, würde ihr ökologischer Wert bereits jetzt beeinträchtigt, warnte der Oberbürgermeister.

Muttach wandte sich nachdrücklich gegen den Eindruck, es gebe Stadträte, die gegen Bäume sind. „Wir alle wollen Stadtbäume, die Schatten spenden, Sauerstoff produzieren, klimaschädliches Kohlendioxid verbrauchen und einen Beitrag leisten, die Luft zu kühlen und zu reinigen“, betonte Muttach.

Deshalb plädierte der Oberbürgermeister dafür, im Zuge der anstehenden Baumaßnahmen „große Bäume zu setzen, die schon in kurzer Zeit die angestrebte Wirkung von Stadtbäumen erreichen und gleichzeitig eine realistische Lebenschance für Jahrzehnte haben.“ Muttach verwies in diesem Zusammenhang auf die vor einigen Jahren getroffene Entscheidung, ein Dutzend Bäume an der Hauptzufahrt zur Illenau zu fällen und durch eine doppelreihige Kaiserlinden-Allee zu ersetzen. Die damaligen Proteste seien mittlerweile lobenden Worten gewichen.

Vier von sechs Bäumen sollen intensiv gepflegt werden

Im Gegensatz zu Karl Früh (CDU) wollte Gebhard Glaser dieser Argumentation nicht folgen: Im Namen der Freien Wähler stellte er den letztlich von der Mehrheit des Gemeinderats befürworteten Antrag, vier der sechs großen Bäume zu erhalten und intensiv zu pflegen. In zwei Jahren dann werde sich herausstellen, ob die Bäume abgängig sind oder nicht. „Es fällt uns nicht leicht“, meinte er zur Begründung, „der Fällung größerer Bäume zuzustimmen“.

Einen Schritt weiter wollte Eberhard Dinger (Acherner Bürger Liste) gehen, fand dabei aber nur die Unterstützung der beiden SPD-Vertreter: Dinger verlangte über den Antrag der Freien Wähler hinaus eine nochmalige Begutachtung eines weiteren Baums und schlug vor, die Baumgruppe als „Habitatbäume“ zu erhalten und zu pflegen sowie die umweltpolitische Position der Stadt Achern durch eine entsprechende Beschilderung deutlich zu machen.

Die Vertreter der Grünen enthielten sich der Stimme. Man sollte sich in der Diskussion von Sachargumenten statt von Emotionen leiten lassen, sagte Cornelia Hummel. Ihrer Ansicht nach sind „Miniaturwälder“ im Stadtgebiet lebensfähiger als Einzelbäume. Aus diesem Grund stelle sie den Antrag, die Platanen auf dem Adlerplatz „von ihrem Asphaltkorsett zu befreien“: Sie will diesen Platz entsiegelt sehen und schlug vor, die vorhandenen Autostellplätze bis auf drei Parkmöglichkeiten für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zurückzubauen.

Oberbürgermeister Klaus Muttach wollte über diesen Antrag unverzüglich abstimmen lassen, nahm davon aber Abstand, nachdem FWV-Fraktionschef Thomas Kohler dafür plädiert hatte, über diese Angelegenheit „unvorbereitet“ und ohne entsprechenden Vorlauf zu entscheiden.

Stadt Achern entgegen Vorwurf, Baum-Verletzungen zu tolerieren

Der Umgang mit älteren Bäumen im Stadtgebiet war auch Thema der Bürgerfragestunde. Kritik fand dabei die Entfernung von Bäumen im Bereich der Berliner Straße und am Mühlbach in Höhe der Kirchstraße. Die Stadtverwaltung begründete dies mit dem anstehenden Klinik-Neubau beziehungsweise mit Hinweis auf die Verkehrssicherheit.

Mit Nachdruck wehrte sie sich gegen den Vorwurf, Verletzungen von Bäumen auf Baustellen durch fehlende Kontrollen zu tolerieren. Vielmehr gewährleiste das städtische „Merkblatt zum Umgang mit Bäumen im Bereich von Baustellen“ den Schutz der oberirdischen und unterirdischen Baumbestandteile. Zu dem Hinweis eines Bürgers, die Stadt Karlsruhe bitte Baufirmen bei entsprechenden Verstößen zur Kasse, räumte die Verwaltung nach der Sitzung ein, dass eine permanente und lückenlose Überprüfung aller Arbeitenden im gewerblichen und privaten Bereich nicht möglich sei.

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