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Eine haarige Angelegenheit

Auch in Achern haben die Friseursalons wieder geöffnet

Die Friseursalons in Achern und Umgebung haben nach langer coronabedingten Zwangspause wieder geöffnet. Die Inhaber können sich vor Terminanfragen beinahe nicht retten.

Elmas Özcan vom Friseursalon Stolz in Achern schneidet einer Kundin die Haare.
Nach langer Zwangspause: Elmas Özcan vom Friseursalon Stolz in Achern verpasst Tina Decker einen Kurzhaar-Bob. Decker hatte während der Schließung des Salons bereits in Erwägung gezogen, selbst die Schere anzulegen. Foto: Julian Meier

Das Telefon im Friseursalon Intercoiffeur Stolz in Achern klingelt beinahe im Minutentakt. Die Föhne laufen auf Hochtouren, es wird rasiert und geschnitten, was das Zeug hält. Inhaber Manfred Stolz und seine Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun.

Am Montag durfte er seinen Salon in der Innenstadt wieder öffnen. Nach der coronabedingten Zwangspause ist er erleichtert, seine Kunden nun endlich wieder willkommen heißen zu dürfen. Während Stolz den nächsten Termin vereinbart, bekommt Tina Decker gerade einen Kurzhaar-Bob geschnitten.

Kunden wollten schon selbst die Schere ansetzen

Zwischenzeitlich habe die Kundin darüber nachgedacht, sich selbst ihren Pony zu schneiden. „Ich habe mich dann doch nicht getraut“, räumt sie ein. Decker genießt es, nun wieder von ihrer Stammfriseurin Elmas Özcan verwöhnt zu werden. Mehr als zwei Zentimeter hat ihr Özcan abgeschnitten. „Meine Haare waren total lang“, betont Decker.

Nach solch einer langen Pause sei an der einen oder anderen Stelle auch der Ansatz herausgewachsen, erklärt sie. Decker jedenfalls verlässt den Friseursalon zufrieden und mit einem Lächeln. Blond gefärbte Strähnchen runden ihren neuen Kurzhaar-Schnitt ab.

Nach vier Wochen tritt die Normalität wieder ein.
Manfred Stolz, Inhaber Frisörsalon Intercoiffeur Stolz

Mehr als elf Wochen hatte der Salon geschlossen. „Es ist schwierig, nun wieder in den Rhythmus zu kommen“, räumt der Inhaber ein. Er muss die etlichen Terminanfragen genau koordinieren. In dieser Woche rechnet er zudem mit mindestens 60 Arbeitsstunden. Auch sein gesamtes Team habe er mobilisiert, um den Kundenanfragen gerecht zu werden.

Trotz des großen Arbeitsaufkommens ist er überrascht und froh darüber, dass dem Beruf nun mehr Wertschätzung entgegen gebracht wird. Von Dauer sei der Ausnahmezustand nicht, erklärt Stolz. Der Spuk habe spätestens dann ein Ende, wenn alle Kunden ihre Haare frisiert bekommen haben: „Nach vier Wochen tritt die Normalität wieder ein“, prophezeit er.

Etliche Terminanfragen

Eine Terminanfrage nach der nächsten trifft auch im Friseursalon Velly in Achern ein. Für die nächsten zwei bis drei Wochen sei der Salon bereits ausgebucht, sagt der Inhaber Zoran Milojevic. Er steht nicht nur vor der Aufgabe, das erhöhte Terminaufkommen zeitlich zu organisieren, sondern auch nach jedem Haarschnitt den Arbeitsplatz zu desinfizieren. Wie auch nach dem ersten Lockdown muss Milojevic, aus hygienischen Gründen, jedem Kunden vor dem Schnitt die Haare waschen. Dabei ist es egal, ob das schon zu Hause geschehen ist oder nicht. Das kostet Zeit. Gesichtsbehandlungen wie das Zupfen von Augenbrauen darf er seinen Kunden nicht anbieten.

Schwarzarbeit hat coronabedingt geblüht

„Die Schwarzarbeit hat geblüht“, berichtet der Inhaber. Er habe von vielen Friseuren gehört, die trotz der Schließung ihrer Salons die Schere angesetzt haben. Im Vergleich zum ersten Lockdown im vergangenen Jahr habe er zudem weniger Termine vereinbart – das sei ebenfalls ein Indiz dafür, dass sich viele Friseure dem coronabedingten Verbot widersetzt haben.

Einige seiner Kunden hätten zudem selbst die Schere angelegt. Größere Unfälle seien hier jedoch zum Glück nicht entstanden, sagt Zoran Milojevic. Dem stimmt auch Manfred Stolz zu. „Es gab keine größeren Kollateralschäden“, sagt der Inhaber und muss ein bisschen schmunzeln.

Die lange Zwangspause war für Frank Wilhelm besonders hart. Unter normalen Umständen besuche er alle zwei Wochen den Friseursalon von Manfred Stolz, sagt er.

Dann werden ihm zum Beispiel seine Seiten geschnitten. Aus zwei Wochen wurden nun elf. „Das war die Qual des Jahrhunderts“, sagt Wilhelm.

Auch er wollte schon aus Verzweiflung selbst Schere und Rasierapparat ansetzen, hat sich dazu jedoch einfach nicht durchringen können und hat lieber auf die Wiederöffnung gewartet.

Frank Wilhelm präsentiert seine neue Frisur.
Großer Vorher-Nachher-Effekt: Frank Wilhelm fühlt sich nach seinem Haarschnitt beim Friseursalon Stolz in Achern wohl. Foto: Julian Meier

Nach der langen Durststrecke ist Wilhelm nun umso glücklicher, endlich wieder einen Profi ans Werk zu lassen. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. „Ich fühle mich nun viel leichter“, freut sich Wilhelm und verlässt zufrieden den Friseursalon von Stolz.

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