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Geschenke fern der Heimat

Freiwillige überraschen an Weihnachten gestrandete Lkw-Fahrer bei Achern mit Päckchen

Lkw-Fahrer können oft über Monate hinweg ihre Familien nicht sehen – nicht einmal an Weihnachten. An Heiligabend waren zahlreiche Fahrer aufgrund des Fahrverbotes bei Achern gestrandet. Sie wurden von Freiwilligen und süßen Päckchen überrascht.

Freiwillige bringen den LKW-Fahrern Päckchen, die über die Feiertage an den Autobahnraststätten, u.a. am Acherner Eurorastplatz, gestrandet sind (mit Stimmen von Fahrern)
Fahrer aus der Ukraine und Lettland wie Alexsander Ivanous, Vasilijs Vasiljevs, Ivan Kolosov und Peter Szyska (von links) sind oft viele Wochen unterwegs. Pasquale Belmonte und Joel Belmonte (Fünfter und Sechster von links) bereiten ihnen eine Freude. Foto: Roland Spether

„Frohe Weihnachten, wir bringen euch kleine Geschenke.“ Auch wenn die Lastwagenfahrer aus halb Europa vor ihren Fahrzeugen auf dem Parkplatz des Euro-Rastparks kaum Deutsch sprechen, die weihnachtliche Geste der unverhofft überreichten Päckchen haben sie sehr wohl verstanden und sich darüber auch richtig gefreut.

Fernab der Heimat von fremden Menschen beschenkt zu werden, hatten Fahrer wie Vasilijs Vasiljevs aus Lettland oder Alexsander Ivanous und Ivan Kolosov aus der Ukraine nicht erwartet.

Umso dankbarer waren sie bei der kleinen „Weihnachtsfeier“ unter freiem Himmel und zum Klang vorbeifahrender Fahrzeuge auf dem Zubringer und der Autobahn. Die private Initiative der Familie von Evi, Pasquale und Joel Belmonte ermöglichte diese Feier mit vielen Helfern und Spendern.

413 Päckchen zu Weihnachten für Lkw-Fahrer entlang der A5

„Es war schon immer der Herzenswunsch meines Mannes, an Weihnachten den Lkw-Fahrern auf den Parkplätzen entlang der Autobahn zwischen Offenburg und Baden-Baden eine Freude zu bereiten“, erklärt Evi Belmonte. Im vergangenen Jahr wurde der Wunsch erfüllt, da der Weihnachtsmarkt in Achern coronabedingt abgesagt wurde und Familie Belmonte ihren Imbissstand nicht aufbauen konnte.

So wurden 50 Päckchen mit süßen Leckereien bestückt und an der Renchtal-Raststätte verteilt. Nun kam es zur Neuauflage, zu deren Gelingen dank der Mund-zu-Mund-Werbung und Spendenaufrufe in den Sozialen Medien viele Vereine, Privatpersonen und Einrichtungen beitrugen.

Deshalb konnte Familie Belmonte mit Helfern sage und schreibe 413 Päckchen füllen, in denen typisch weihnachtliche Genüsse wie Mandarinen, Äpfel oder Schokolade waren. Auch Lebensmittel wie Nudeln und Marmelade versüßten den Lkw-Fahrern die lange Wartezeit bei der gesetzlich angeordneten Feiertagspause.

Lkw-Fahrer stranden auf dem Weg zu ihren Familien bei Achern

Die Lastwagen mit Kennzeichen aus Litauen, Polen, Rumänien oder der Ukraine standen in Reih und Glied auf dem Parkplatz des Euro-Rasthofes. Deren Fahrer waren bereits an Heiligabend aufgrund des Fahrverbotes am Achernsee gestrandet. Sie mussten sich über die Feiertage irgendwie in und außerhalb des Cockpits die Zeit vertreiben, bis sie in der Nacht zum Montag wieder die Motoren anwerfen und auf Tour durch Europa gehen konnten.

Die wenigsten Fahrer waren bei ihrem Zwischenstopp in Achern auf dem Weg heim zu ihren Familien, die sie teils über viele Wochen hinweg nicht sahen. Der einzig verbleibende Kontakt bei Touren durch nahezu alle westeuropäischen Ländern bestehe über das Handy. Immerhin: In Achern sei der Empfang sehr gut, meinte Vasilijs Vasiljevs, der wie Alexsander Ivanous und Ivan Kolosov den Rasthof mit seinem guten Service und der Sicherheit sehr lobte.

Bemerkenswert war, dass in Lastwagen etwa mit Kennzeichen aus Litauen oder Polen nicht einheimische Fahrer saßen, sondern aus Belarus, Rumänien oder der Ukraine. Und dies zu ziemlich schlechten Arbeits- und Lohnbedingungen.

Lkw-Fahrer können über Monate hinweg ihre Familien nicht sehen

„Meistens wird über die Lkw-Fahrer geschimpft. Viele vergessen dabei, dass sie mit dem Transport von Waren zu unserem Wohlstand beitragen und die Regale in den Supermärkten füllen“, betont Joel Belmonte. Dies alle geschehe unter widrigen Umständen und einer hohen Belastung für die Fahrer.

Viele vergessen, dass die Lkw-Fahrer mit dem Transport von Waren zu unserem Wohlstand beitragen.
Joel Belmonte, freiwilliger Helfer

Was Joel Belmonte damit meinte, erzählten die Fahrer Roman und Ivan aus der Ukraine, die für polnische Firmen unterwegs sind und oft über Monate hinweg ihre Familien nicht sehen. Beide sind verheiratet, haben Kinder. Seit Krieg in ihrem Heimatland ist, sind sie auf Achse. Deutlich betonten die jungen Männer beim Blick auf die Handy-Fotos ihrer Familie, dass sie diese Strapazen auf sich nehmen, damit sie Geld für ihre Liebsten haben.

Deshalb fahren sie Touren von Polen nach Belgien, weiter nach Italien und Spanien, zurück nach Österreich und Deutschland und das Gleiche wieder von vorne. Sich Gedanken über die politische Situation und den Aufmarsch der russischen Armee an der Grenze zu machen, „verwirre“ nur den Kopf. Deshalb war dieses Thema schnell erledigt.

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