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Böse Überraschung

Mobilitätsdrehscheibe am Bahnhof in Achern wird deutlich teurer

Erst wollte niemand den Auftrag haben, dann gab es eine böse Überraschung. Für die Mobilitätsdrehscheibe in Achern muss die Stadt mit deutlich höheren Kosten rechnen.

Fahrrad-Abstellplätze am Bahnhof in Achern
In die Jahre gekommen: Die Fahrradabstellplätze am Acherner Bahnhof werden im Zuge der Realisierung der Mobilitätsdrehscheibe modernisiert. Foto: Michael Moos

Nicht wirklich rund läuft es für die Stadt Achern beim Bau der geplanten Mobilitätsdrehscheibe am Bahnhof. Es gibt Probleme, für die Überdachung des Fahrrad-Abstellplatzes eine geeignete Firma zu finden, außerdem wird das Projekt deutlich teurer als ursprünglich geplant. Der Bau- und Umweltausschuss befasste sich nun mit Möglichkeiten, den Bau abzuspecken.

Mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes in Achern soll eine „attraktive Drehscheibe des öffentlichen Personennahverkehrs“ entstehen. Geplant sind zeitgemäße Fahrradabstellanlagen sowie eine moderne Mobilitätsstation mit dem Verleih von Autos und Fahrrädern.

Während ein Teil der nötigen Bauarbeiten Mitte Oktober bei verschiedenen Firmen in Auftrag gegeben werden konnten, gab es ausgerechnet beim wichtigsten Baustein Probleme. Nachdem in der ersten Ausschreibung für den Bau einer sechs Meter hohen Überdachung der Fahrrad-Stellplätze keine Firma gemeldet hatte, startete man ein erneutes Verfahren: Dabei wurden sechs Firmen zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. Immerhin meldeten sich zwei Bieter – allerdings zu unerwartet hohen Preisen. Das günstigste Angebot stammt von einer Seebacher Holzbau-Firma, deren Angebot mit gut 670.000 Euro um satte 55 Prozent über dem von der Bauverwaltung errechneten Preis liegt.

Preisentwicklung bei Holz und Stahl lässt Baukosten steigen

Die Abweichungen sind nach Angaben des planenden Ingenieurbüros R2Area (Esslingen) auf die Preisentwicklungen bei Holz- und Stahl zurückzuführen. Die erhöhten Kosten für dieses für die Mobilitätsdrehscheibe zentralen Bauteil führen nach den Worten von Georg Straub, Leiter der städtischen Tiefbauabteilung, zu einer Steigerung der Gesamtprojektkosten von rund 20 Prozent: Statt der errechneten Baukosten von rund 1,3 Millionen Euro steigt die Rechnung damit auf rund 1,57 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung von 17 Prozent Baunebenkosten erwartet Straub Gesamtkosten von rund 1,83 Millionen Euro. Gegenüber den im Haushalt für die Jahre 2022 und 2023 bereitgestellten Mitteln in Höhe von insgesamt 1,15 Millionen Euro werden somit überplanmäßige Ausgaben von 680.000 Euro anfallen.

Finanzierungslücke von rund 300.000 Euro

Zur Deckung des zusätzlichen Finanzbedarfs lag dem Ausschuss eine Liste von Maßnahmen vor, aus denen im Haushalt verfügbare Restmittel für die Mobilitätsdrehscheibe abgezweigt werden können. Doch das reicht nicht. Georg Straub hat ausgerechnet, dass am Ende eine Lücke von rund 300.000 Euro bleibt. Diese müsste zur Nachfinanzierung im Doppelhaushalt für die Jahre 2024 und 2025 veranschlagt werden.

Es gibt allerdings auch Sparpotenzial: Eine Möglichkeit wird im Verzicht auf die konstruktiv aufwendige Oberlichtverglasung zwischen den beiden geplanten Dachelementen gesehen. Auf diese Weise könnte man rund 90.000 Euro einsparen, so Georg Straub. Der bei einer kompletten Schließung des Holzdachs einhergehende Verlust an Tageslicht sei zu verschmerzen, weil der Fahrradabstellplatz ohnehin mit einer ausgeklügelten Beleuchtungsanlage ausgestattet wird. Allerdings ist eine Planungsänderung im laufenden Ausschreibungsverfahren laut Straub nicht ohne Weiteres möglich. Die Verwaltung wurde deshalb beauftragt, mit der Seebacher Holzbaufirma Gespräche über deren Bereitschaft zum Abspecken des Auftrags zu führen.

CDU-Fraktionschef von Planern enttäuscht

CDU-Fraktionschef Karl Früh unterstrich die Bedeutung des Gesamtprojekts für die Mobilitätswende in Achern, zeigte sich aber gleichzeitig enttäuscht von den Planern, die sich mit der Kostenschätzung vergriffen hätten. Der Hinweis auf Preissteigerungen bei Holz und Stahl sei „nicht nachvollziehbar“, da die Preise mittlerweile wieder gesunken seien. Ähnlich äußerte sich Gebhard Glaser (Freie Wähler), der einen Verzicht auf die Oberlichtverglasung befürwortete, einem Vorgriff auf den künftigen Doppelhaushalt jedoch ungern zustimmen würde.

Positive Signale kamen unterdessen von der Grünen-Fraktion und der Acherner Bürger Liste (ABL). Deren Sprecher Manfred Nock verwies auf die Bedeutung der Planungen am „Entree unserer Stadt“. Das unterstrich auch Markus Singrün (SPD): Er sprach von einem „gesamtstädtisch bedeutsamen Projekt“.

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