Skip to main content

Ausbau macht Probleme

Nach Glasfaser-Ärger in Großweier: Gemeinderat Achern nimmt Unternehmen in die Mangel

Der Breitbandausbau hält Achern weiterhin in Atem. Im Stadtteil Großweier klagten Anwohner jüngst über schludrige Bauarbeiten. Der Gemeinderat konfrontierte die Unternehmen mit den Vorwürfen.

Ein Haufen Schotter liegt in Großweier in einem Schlagloch.
Deutliche Spuren zeigen noch immer, wo in Großweier die Glasfaserkabel verlegt wurden. Ortsvorsteher Helmut Huber nahm die ausführenden Firmen vor dem Acherner Gemeinderat nun in die Pflicht. Foto: Roland Spether

Der Bau- und Umweltausschuss des Acherner Gemeinderats hat die Verantwortlichen für den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau im Stadtteil Großweier bei seiner öffentlichen Sitzung in die Mangel genommen. Die Arbeiten durch von Vodafone beauftragten Unternehmen hatten dort zuletzt für so viel Frust bei den Anwohnern gesorgt, dass die Stadt Achern die Erlaubnis für weitere Kabelarbeiten verweigerte.

Vertreter der ausführenden Unternehmen standen auf der Sitzung nun im Kreuzfeuer der Kritik. Helmut Huber, Ortsvorsteher in Großweier, hielt sich nicht zurück. „Wir sind sehr unzufrieden, vor allem was die Kommunikation mit den Bürgern angeht“, sagte er.

Die Bewohner kommen mit dem Auto nicht mehr vom Grundstück.
Helmut Huber, Ortsvorsteher in Großweier

„Da wird morgens um 9 Uhr ohne Vorwarnung eine Einfahrt aufgegraben und dann gegangen. Die Bewohner kommen mit dem Auto nicht mehr vom Grundstück.“ Huber selbst habe sich dann auf die Suche nach dem Bautrupp gemacht, der an eine andere Stelle im Ort weitergezogen war.

Schließung der Straßen als „absolute Forderung“

Wenn die Firmen so etwas nicht rechtzeitig ankündigten und die Bürger mitnähmen, schwinde bald jedes Verständnis, sagte Huber. Zudem müssten Straßenquerungen, an denen gearbeitet wurde, endlich sauber geschlossen werden. „Die liegen immer noch voller Schotter, wir fahren von einem Schlagloch ins andere.“ Die saubere Schließung sei eine „absolute Forderung“, bekräftigte Huber. Auch auf den Baustellen sehe es chaotisch aus.

Ein Haufen Schotter liegt in Großweier in einem Schlagloch.
Wegen des Regens habe man zunächst nur Schotter nutzen können, heißt es von dem ausführenden Unternehmen. Foto: Roland Spether

Mit dem Ausbau in Großweier ist die Firma Glasklar Deutschland beauftragt. Deren Geschäftsführer Christian Bartschte war sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten. Er verwies auf das Wetter der vergangenen Wochen. „Weil es so viel geregnet hat, haben wir das zunächst nur provisorisch verschlossen“, sagte Bartschte. Man habe nun jedoch angefangen, die Deckschicht herzustellen und wolle die Querungen bald schließen. „Da müssen Sie jetzt aber richtig Gas geben“, erwiderte Huber. Er wolle Bartschte beim Wort nehmen.

Wie viel Lärm machen die Glasfaser-Verteiler?

Auch die sogenannten „Point of Presence“-Boxen sorgten für Diskussionen. Sie bilden das Herzstück der Glasfaserverkabelung und werden als zentrale Schnittstellen strategisch in den Stadtteilen aufgebaut. In Großweier soll die Box am Parkplatz an der Schloßfeldhalle installiert werden.

Artem Zemlyanoy, Projektmanager der Firma meridiam Glasfaser, geriet in der Sitzung unter Druck. „Bis heute konnte mir keiner sagen, wie viele Dezibel beim Betrieb anfallen“, kritisierte Ortsvorsteher Huber. Man könne über alles reden, aber dafür müssten erst einmal die Fakten auf dem Tisch liegen.

„Wenn sich an heißen Tagen eine Lüftung einschaltet, sind es 72 Dezibel direkt am Gerät“, antwortete Zemlyanoy. Aus zehn Metern Abstand nehme man nur noch 40 Dezibel wahr – das sei „ungefähr ein Blätterrauschen“. „Das scheint immer noch ziemlich viel“, warf Gemeinderat Ernst Kafka (Acherner Bürger Liste) ein. Er gab zu bedenken, dass Anwohner gerade im Sommer nachts lüften wollten. „Sind das Brumm-Geräusche, über welche Frequenz reden wir hier?“

Zemlyanoy blieb eine Antwort schuldig. Er verwies allerdings darauf, dass keine Gebäude auf der Seite mit der Lüftung lägen und somit niemand belästigt werde. Die Bedenken von Nils Günnewich (Grüne) bezüglich elektromagnetischer Strahlenbelastung zerstreute er. „Strahlung entsteht nicht, die Glasfaser nutzt ein rein optisches Signal“, sagte Zemlyanoy.

Acherner OB Muttach attackiert Verkehrsminister Wissing

Nicht nur der eigenwirtschaftliche, sondern auch der geförderte Glasfaserausbau über die Breitband Ortenau wird für Achern zum Ärgernis. Bedingt durch den Förderstopp des Bundes verzögert sich der Abschluss des hoffnungsvoll gestarteten Projekts bis mindestens 2027.

Rainer Ganter (Freie Wähler) beklagte, dass die Straßen wegen der geänderten Förderrichtlinien nun zweimal innerhalb kurzer Zeit aufgerissen werden. „Da herrscht ganz großer Unmut in der Bevölkerung“, sagte er. Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) nahm daraufhin Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ins Visier. „Minister Wissing hat völlig versagt. Er hat seinen Job nicht so gemacht, dass die Note ‚ausreichend‘ gerechtfertigt wäre.“ Sein Ministerium bestrafe nun die Kommunen, die beim Glasfaserausbau schon die Initiative ergriffen hätten.

Womöglich kann er das bald persönlich mit Wissing besprechen. In einem Brief vom 4. April, der dieser Redaktion vorliegt, lädt Muttach den Verkehrsminister zu einem Besuch nach Achern ein. Er wolle ihm die „nachteiligen Folgen der Beschlüsse Ihres Ministeriums“ aufzeigen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang